Mit künstlicher Intelligenz die Ozeane retten
Für Meerestiere und -pflanzen, aber auch für Seevögel ist Plastikmüll in Ozeanen eine tickende Zeitbombe. Gelangen Mikropartikel in ihren Organismus, droht ihnen der Tod. Wissenschaftler gehen davon aus, dass rund 150 Millionen Tonnen Kunststoff in den Meeren schwimmen. Laut UNO kommen jährlich acht Millionen Tonnen dazu. Laut einer Analyse der Unternehmensberatung McKinsey wird sich trotz politischer Verordnungen die Menge an Plastikmüll bis 2030 weltweit um bis zu 80 Prozent erhöhen.
Eine Chance, um dieser katastrophalen Aussicht entgegenzuwirken, bieten diverse Technologien. Eine davon wurde vom ägyptischen Start-up Conictus entwickelt – eine Plattform, die nicht nur Interessensgruppen in der Tauchindustrie weltweit miteinander verbindet, sondern sich auch der „Ozean-Gesundheit“ verschrieben hat. Mithilfe einer umfassenden Datenbank und einer künstlichen Intelligenz (KI) soll der Tauchtourismus nachhaltig gefördert werden.
Datensammlung
„Die KI soll helfen, Ozeane zu verstehen, indem zahlreiche Informationen gesammelt werden, die einen wertvollen Input über ökologische Bedürfnisse liefern“, sagt Conictus-Gründer Amir Gerges im Rahmen des Travel Tech 4 Good, ein Mentoring-Programm der TUI Care Foundation und der Berliner Non-Profit-Organisation Enpact in Kairo. Unter anderem können durch Beobachtungen bestimmte Unterwasserspezies auf ihr Verhalten oder Vorkommen sowie Naturereignisse wie Korallensterben untersucht werden. Die Informationen, bestehend aus Fotos oder Standortdaten von Meeresbewohnern, werden von Touristen, Tauchlehrern und Tauchstationen gesammelt und in die Datenbank geladen.
Conictus analysiert sie und ermittelt, was für die betroffenen Areale oder Meerestiere von Nutzen ist, um ihre Vielfalt zu sichern. „Diese Lebewesen können überwacht werden und die Einwohner helfen dabei, ihr kulturelles Erbe auf eine nachhaltigere Art zu erhalten“, sagt Gerges der futurezone. Die lokale Gemeinde weiß in Folge, welche Tauchregion gesperrt werden muss, wo mehr Touristen tauchen können, wie sich einzelne Meerestiere bewegen und wo etwa Korallenbänke besser geschützt werden müssen.
Kein Alleingänger
Mit der Idee, die Unterwasserwelt anhand von KI besser zu verstehen und zu analysieren, steht Conictus nicht alleine. Mit Microsofts „AI for Earth“, dem Roboter-Fisch des MIT-Forschungslabors für Informatik oder dem Roboter des Rozalia Projekts, der Plastik in Ozeanen sammelt, gibt es zahlreiche andere Entwicklungen, die die Ozeane schützen sollen.
Anders als diese Initiativen betreibt Conictus aber keine Forschung. Der entwickelte Algorithmus ist dazu gedacht, dass alle Menschen in einsetzen können, um Tauchtourismus nachhaltig aktiv mitzugestalten, sagt Gerges. Und er ist auch ein bisschen stolz: „Der Algorithmus ist in einem Entwicklungsland entstanden und wird auch hier eingesetzt“. Derzeit steckt die Entwicklung noch in der Testphase – soll aber demnächst verfügbar gemacht werden.