Volkswirtschaft

"Das Internet ist ein Wachstumsmotor"

Das Internet trägt zum Wachstum bei, schafft Arbeitsplätze, dämpft die Inflation und kurbelt den Außenhandel an. So lässt sich das Ergebnis der vom Institut für Höhere Studien (IHS) durchgeführten Studie zusammenfassen, die am Donnerstag in Wien präsentiert wurde und die volkswirtschaftlichen Impulse des Internets und die Marktstruktur bei Internet-Anbietern in Österreich untersuchte. In Auftrag gegeben wurde die Studie vom Verband der Internet Service Provider Austria (ISPA), dessen Präsident, Andreas Koman, die Ergebnisse zum Anlass nahm, um eine stärkere Berücksichtigung des Internets bei Infrastrukturentscheidungen einzumahnen und auch für die Förderung kleiner und mittlerer Anbieter warb. Denn beim breitbandigen Festnetz konnte der Marktführer A1 zuletzt wieder seine Marktanteile steigern, während alternative Anbieter das Nachsehen hatten.

6000 zusätzliche Arbeitsplätze

Den Anteil des Internets am jährlichen Wirtschaftswachstum bezifferte IHS-Direktor Bernhard Felderer mit 350 Millionen Euro, was rund sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. "Das Internet führt zu Produktivitässteigerung, da jede Verarbeitung von Information beschleunigt durchgeführt werden kann", so Felderer: "Die Kosten sinken, die Wertschöfpung steigt." Rund 6000 zusätzliche Arbeitsplätze würden durch das Internet jährlich entstehen, so der IHS-Direktor weiter. Das entspreche  15 Prozent des jährlichen Beschäftigungswachstums.

Inflationsdämpfer
Daneben wirke sich die Internetz-Nutzung auf die Inflation aus.  Von 1995 bis 2008 fiel die Inflation durch das Internet laut der IHS-Studie um 0,2 Prozent pro Jahr niedriger aus. Den kumulierten Kaufkraftgewinn durch die Netznutzung sieht Felderer seit 1995 bei zwei Prozent. Die Preistransparenz werde durch die Internet-Nutzung erhöht, die Transaktionskosten (Information über und Suche nach Produkten) würden gesenkt, so der Wirtschaftswissenschaftler. Das bedeute auch eine Wettbewerbsförderung. Dass bestimmte Branchen darunter gelitten haben, liege in der Natur eines Strukturwandels: "Der Konsument hat davon profitiert."

Die niedrigerenTransaktionskosten durch das Internet kamen auch dem österreichischen Außenhandel zugute. Die Exporte seien durch das Internet zwischen 1997 und 2008 um 1,3 Milliarden Euro gestiegen, die Importe wuchsen in dem Zeitraum um 1,4 Milliarden Euro, sagte Felderer: "Für ein kleines Land wie Österreich, dessen Konjunktur fast ausschließlich vom Außenhandel getrieben wird, ist das von besonderer Bedeutung."

A1 dominiert Festnetzmarkt
In der Studie wurde auch die Marktstruktur der heimischen Anbieter untersucht. Die Verbreitung breitbandiger Internet-Anschlüsse habe sich zuletzt positiv entwickelt, so Felderer. Wachstum gibt es beim mobilen Internet, wo Österreich im europäischen Vergleich hinter Finnland auf Rang zwei liegt, und beim festnetzbasierten Diensten. Bei letzteren dominiert A1, dass seinen Marktanteil zuletzt auf 53 Prozent steigern konnte. Alternative Anbieter gerieten hingegen zunehmend ins Hintertreffen.

ISPA-Präsident Andreas Koman führt das auf die aggressive Preispolitik des Marktführers und das Ende 2007 eingeführte Kombipaket aus Telefonanschluss, Breitband-Internet und Mobilfunk-SIM-Karte zurück, dass alternativen Anbietern schwer zu schaffen macht. Laut der IHS-Studie kam es in den vergangenen Jahren bei vorleistungsbasierten Breitbandanschlüssen im Festnetz über Entbündelung oder über Bitstreaming zur Stagnation und zu Rückgängen.

"Vielfalt erhalten"

Koman forderte deshalb, die Rahmenbedingungen beim weiteren Ausbau der Netze so zu gestalten, dass sie auch kleineren und mittleren Unternehmen der Internet-Wirtschaft zugute kommen. Die Vielfalt, die zu den positiven Effekten der Internet-Nutzung geführt habe, müsse erhalten bleiben, sagte der ISPA-Präsident.

Er sieht vor allem bei den Konditionen für die virtuelle Entbündelung, die von der Regulierungsbehörde RTR festgelegt werden, Handlungsbedarf. Kleineren Anbietern müsse ein „diskriminierungsfreier Zugriff“ auf die Infrastruktur ermöglicht werden, so Koman. Die besondere Situation kleiner und mittlerer Unternehmen sollte auch im Telekommunikationsgesetz (TKG) berücksichtigt werden.

"Digitale Dividende" für Breitbandausbau
Koman forderte auch, die Erlöse aus der für Mitte nächsten Jahres geplanten Versteigerung der "Digitalen Dividende" zur Förderung des Netzausbaus in ländlichen Gebieten zu verwenden, denn "betriebswirtschaftlich rechnet sich das nicht."In Deutschland wurden bei der Frequenzversteigerung 4,4 Milliarden Euro lukriert. In Österreich könnten nach Branchenschätzungen bis zu 250 Millionen Euro erlöst werden.

Die Studie habe gezeigt, dass das Internet ein Wachstumsmotor sei, so der ISPA-Präsident: "Es muss als wesentlicher Faktor bei Infrastrukturentscheidungen mitgedacht werden."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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