© Jakob Steinschaden

DLD 2013

Peter Thiel: "Hightech muss Priorität werden"

"Wie kann die entwickelte Welt weiter entwickelt werden?" Diese Frage stellte Peter Thiel auf der DLD-Konferenz. Thiel ist einer der wichtigsten Internet-Investoren weltweit, betreibt gemeinsam mit Napster-Gründer Sean Parker die Investment-Firma Founders Fund und hat bei Facebook, Spotify, Path, Asana, Palantir oder SpaceX investiert.

Die Investment-Firma hat durchaus einen selbstkritischen Blick auf das Internet-Business des Silicon Valley. "Wir wollten fliegende Autos, aber alles, was wir bekommen haben, sind 140 Zeichen", heißt es dort in Anspielung auf Twitter. Thiel hielt am Mittwoch in München die Hauptrede der Konferenz "Digital, Life, Design", die vom Burda-Verlag zum mittlerweile neunten Mal veranstaltet wurde, er wurde in Frankfurt geboren und gründete 1998 PayPal.

In seiner Rede erläuterte er, dass Technologie essenziell für die Zukunft der Welt wäre. Durch die Globalisierung würde der Rest der Welt zum Westen aufschließen. "China hat einen klaren Plan für die nächsten 20 Jahre: Sie kopieren alles, was in der westlichen Welt erfolgreich war. Bei der Globalisierung geht es ums Kopieren, bei Technologie geht es darum, bei Null anzufangen", so Thiel.

Großes Potenzial sieht er nach wie vor in allem, was mit Computern zu tun hat. "Man muss sich als Investor immer noch fragen: Welchen Bereich revolutionieren Computer als nächstes?" Die Computer-Revolution würde den Alltag immer mehr betreffen, etwa in Form der selbstfahrenden Autos von Google oder im Gebiet der Biotechnologie. "Internet-Revolutionen sind nie nur digital, sondern betreffen immer auch die physische Welt", so der Facebook-Investor. "Die spannendsten Unternehmen sind die, die die digitale und die reale Welt verbinden."

"Tun, was sonst niemand tut"
Angehenden Unternehmern und Start-up-Gründern riet Thiel, dass zu tun, was sonst keine andere Firma tut. Man solle sich fragen: "Welche wertvolle Firma baut heute niemand?" Von politischer Seite wünscht sich der gebürtige Deutsche, dass Technologie "zur Priorität" gemacht werden sollte. In den USA würden nur 35 aller Abgeordneten einen wissenschaftlichen oder technologischen Hintergrund haben. Der Rest würde kaum verstehen, warum Solarzellen in der Nacht nicht funktionieren, ätzte Thiel.

Dass Hightech essenziell für die ganze Welt sei, hätten Regierungen noch nicht erkannt. "Eine Welt ohne technologischen Fortschritt ist ein Nullsummen-Spiel. Wenn einer etwas gewinnt, verliert ein anderer etwas, weil der Kuchen nicht wächst. Wenn es keinen technologischen Fortschritt gibt, werden Milliarden in Armut leben müssen. Das kann sich kein Land erlauben, nicht die USA, nicht China." Europa würde derzeit vor allem unter einer pessimistischen Grundeinstellung leiden, die es aufzubrechen gelte.

Futurist
Thiel selbst ist sehr aktiv, was eine mögliche Neugestaltung der Welt angeht. Mit dem 20under20-Programm versucht er, junge Talente aus dem bestehenden Bildungssystem ausbrechen zu lassen. Außerdem sponsert er das sehr futuristisch anmutende Projekt des Ex-Google-Mitarbeiters Patri Frieman, der auf dem Ozean unabhängige Communities schaffen will, die auf schwimmenden Inseln leben.

"Verrückte Ideen"
Einer von Thiels bekanntesten Kollegen aus dem Silicon Valley widmete sich auf der DLD ebenfalls neuen Technologien und deren Entstehung. "Wir investieren in Start-ups von Uniabbrechern mit verrückten Ideen für winzige Märkte mit null Monetarisierungschance." Mit diesem Satz hat der US-Investor Ben Horowitz (Andreessen Horowitz, u.a. AirBnB, Fab, Facebook, Foursquare, Groupon, Skype, Twitter, Zynga) wohl meist zitierten Sager der DLD 2013 geliefert. Horowitz erläuterte dem Publikum anhand verschiedener Beispiele, wie heute erfolgreiche Internet-Firmen beim Start als schlechte Ideen erschienen.

Das Start-up Odeo etwa, aus dem später Twitter wurde, hätte zu einem Zeitpunkt auf Podcasts gesetzt, zu dem Podcasts eigentlich schon wieder "out" waren. Auch Instagram, das zuerst unter dem Namen Burbn startete, hätte anfangs nicht unbedingt erfolgversprechend ausgesehen. Ähnliches gelte für Facebook: 2004 hätte Zuckerberg eines von vielen Netzwerken gestartet und einer vergleichsweise winzigen Zielgruppe (Harvard-Studenten) angeboten. Ein weiteres Charakteristikum von IT-Riesen wie Facebook, Microsoft oder Apple: Ihre Gründer haben alle die Uni abgebrochen.

Horowitz erklärte weiter, dass er als Investor stets auf der Suche nach einer "breakthrough idea" sei, die verrückt ist. Er hätte in seiner Karriere 2355 Firmen als Investment-Möglichkeit näher angesehen, investiert hätte er aber nur 24.

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