"Ideas Man": Shed Simove ist im Oktober beim Austrian Innovation Forum zu Gast
"Ideas Man": Shed Simove ist im Oktober beim Austrian Innovation Forum zu Gast
© Shed Simove

Wir dürfen uns nicht von der Angst zu Scheitern abhalten lassen

"Wir dürfen uns nicht von der Angst zu Scheitern abhalten lassen"

Shed Simove hat Bücher mit leeren Seiten, Fernbedienungen, mit denen man Katzen kontrollieren soll, und Radiergummis in Form der britischen Königen ("Queen Eraser") verkauft. Der britische Autor, Komiker und Entrepreneur ist auch als Redner sehr gefragt. Am 20. Oktober ist er beim 6. Austrian Innovation Forum in Wien zu Gast, wo er die Abschluss-Keynote halten wird. Die futurezone hat ihn vorab zum Interview getroffen.

futurezone: Sie bezeichnen sich als Mann der Ideen ("ideas man"). Was verstehen Sie darunter? Shed Simove: Ideen zu haben, die Fähigkeit, sich etwas vorzustellen, ist etwas, das uns von den anderen Tieren unterscheidet. Wir sollten uns das immer wieder bewusst machen, denn es ist eigentlich unglaublich.

Wann hatten Sie zuletzt eine gute Idee? Gut ist sehr subjektiv. Darunter versteht jeder etwas anderes. Aber ich erzähle Ihnen von einer meiner Ideen. Ich arbeite an einer App, die Visitenkarten ersetzen soll. Sie sind fürchterlich unpraktisch. Bei meiner App genügt es, sich über LinkedIn einzuloggen und es wird ein Code erstellt, den ihr Gegenüber nur einzuscannen braucht und ihre Kontaktinformationen scheinen in seinem Adressbuch auf. Aber ich arbeite immer an mindestens zehn Ideen gleichzeitig. Denn wenn Sie genug Dreck um sich werfen, bleibt immer irgendetwas kleben. Ich denke also nicht in Kategorien wie gut oder schlecht. So lange ich Fehler mache, entwickle ich mich weiter.

Was war ihre bisher erfolgreichste Idee? Das hängt davon ab, wie sie Erfolg definieren.

Im Sinne von Breitenwirksamkeit. Meine Sound Machine ist sehr gut angekommen. Es ist eine kleine rote Schachtel mit 16 verschiedenen Sound-Effekten drauf. Sie wurde in den USA von Handelsketten wie Target vertrieben und war finanziell ein großer Erfolg. Auch von meinen Geburtstagskerzen, die buchstabieren, wie alt sie sind, wurde fast eine viertel Million Stück verkauft.

Wie kann man Kreativität stimulieren? Wir haben alle Ideen. Sie kommen uns im Bad, im Bett und beim Essen. Wir müssen sie nur hartnäckig weiterverfolgen. Es ist ganz einfach, eine Idee umzusetzen. Wir sollten uns auch nicht von der Angst zu Scheitern abhalten lassen. Es wird immer Leute geben, die Ihre Ideen nicht mögen oder schlecht finden. Das muss Sie aber nicht kümmern. Es ist wichtig, zu experimentieren, das Leben ist auf dies Art viel erfüllter.

Wie gehen Sie konkret vor, wenn Sie eine Idee haben? Ideen sind sehr zerbrechlich, wenn Sie nur in ihrem Kopf existieren. Schreiben Sie also jede Idee, die sie haben auf. Sehen Sie sich nach einiger Zeit wieder an, wenn Sie dann davon überzeugt sind, setzen sie um. Fangen Sie damit an, dass Sie sie visualisieren. Zeichnen Sie sie auf und erfüllen Sie ihre Ideen mit Leben.

Sie haben eine "Kontrolliere eine Frau"-Fernbedienung auf den Markt gebracht und damit für Kontroversen gesorgt. Ist es sinnvoll jede Idee umzusetzen?Ich sollte vorausschicken, dass ich unter anderem auch eine"Kontrollier-einen-Mann"und eine "Kontrollier-eine-Katze"-Fernbedienung angeboten habe. Ich wollte mit der Idee herumspielen, dass wir im Leben nicht mehr allzu viel Kontrolle haben. Ich würde das unter Satire kategorisieren.

Sie haben auch ein Buch veröffentlicht, das nur aus leeren Seiten besteht. Es hat sich gut verkauft. Hat Sie das überrascht? Ich war überrascht. Denn ich habe davor acht Jahre damit verbracht Bücher zu schreiben. Ich wollte unbedingt einen Bestseller haben. Meine Bücher wurden zwar wohlwollend rezensiert, sie haben sich aber nur mäßig verkauft. Ich musste also meine Strategie ändern. Meine Geschenkideen mögen vielleicht kindisch und auch ein wenig schweinisch sein, aber sie haben sich insgesamt weltweit über 1,5 Millionen Mal verkauft. Ich kam also auf die Idee, ein Buch zu schreiben, das eigentlich ein Witz ist. Ich dachte, ein Buch, das nur leere Seiten hat, ist ein guter Anfang. Ich brauchte aber einen guten Titel und so bin ich auf "An was Männer denken, wenn sie nicht an Sex denken" gekommen. Es ist eine universelle Wahrheit und lässt sich schnell übersetzen.

Welche Idee hätten Sie gerne gehabt? Das Internet.

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit, wenn es darum geht Ideen umzusetzen? Wenn Sie so wie ich, eigentlich über keine nennenswerten Fähigkeiten verfügen, ist das sehr wichtig.

Was macht den Reiz eines Analstöpsels ("Butt Plug") aus? Sie meinen meinen Stecker mit appliziertem Hinterteil?

Ja.Nun der Reiz liegt im Spiel mit dem Tabu. Tabus sind interessant, denn woran Leute glauben, beeinflusst auch ihre Handlungen. Sexualität wird tabuisiert, es ist aber eine vollkommen natürliche und auch gesunde Handlung. In der Gesellschaft wird er aber wie ein dunkles Geheimnis behandelt. Ich nehme ein solches Tabu und bringe es auf eine sehr kindische Art in den Mainstream.

Sie haben in Großbritannien an der Reality-TV-Show mitgearbeitet. Wie könnte das nächste "Big Brother" aussehen? Für mich ist nichts, was ich auf einem Bildschirm sehe, Realität. Die Bezeichnung Reality-TV trifft die Sache als nicht wirklich. Mit dem zunehmenden technischen Fortschritt brauchen die Leute aber mehr Unterhaltung denn je. Denn Sie müssen nicht mehr nach ihrer Nahrung jagen, dafür gibt es Supermärkte. Für die Paarung haben wir Tinder. Es ist also viel leichter geworden für uns.

Auf welche Ihrer Ideen sind sie besonders stolz? Ich bin auf alles stolz, was ich gemacht habe. Auf jede einzelne Idee. Es waren Herausforderungen, die ich gemeistert habe. Es ist mir sehr wohl bewusst, dass ich wohl niemals den Friedensnobelpreis bekommen werde. Es macht vom Prinzip her aber wenig Unterschied, ob man eine Geschenkidee hat, Elektroautos baut oder eine Krankheit heilt. Kreativität ist in allen drei Bereichen erforderlich.

Warum haben Sie sich in "Gott" umbenannt? Ich mag es, Dinge zu tun, die ich noch nie gemacht habe. Mir ist es auch darum gegangen, Leute dazu zu bringen, über das Konzept eines Gottes nachzudenken. Wir geben dem Begriff alle eine andere Bedeutung. Ein Sexgott ist etwas anderes als ein höheres geistiges Wesen. Ich halte es auch für wichtig, dass man darüber nachdenkt, woran man glaubt. Denn was Sie glauben, beeinflusst ihr Verhalten.

Unter dem Motto „Co-Creating Value“ geht dasAustrian Innovation Forumin seine sechste Runde. Im Fokus steht diesmal die Zusammenarbeit für den Innovationserfolg über Unternehmensgrenzen hinweg. Dazu gibt es Praxisberichte von Unternehmen wie Airbus Operations, Primetals Technologies Austria, ÖBB, Deutsche Bahn, T-Mobile, Greiner Group, Uber, Casinos Austria / Österreichische Lotterien, Bipa / Veloce, Wien Energie, T-Mobile, Upstream - next level mobility und AIT Austrian Institute of Technology.

Disclaimer: Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und dem Austrian Innovation Forum enstanden.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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