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Digital Life

Der Apple-Gründer, der seine Anteile für 800 Dollar verkaufte

In Pahrump, einem unscheinbaren Ort in der Wüste Nevadas mit rund 36.000 Einwohnern, lebt Ron Wayne und betreibt dort ein Fachgeschäft für Bücher und Briefmarken. Mit Apple hat er heute wenig am Hut – die meiste Zeit seines Lebens besaß er kein einziges Apple-Produkt, bis ihm im Jahr 2011 jemand auf einer Konferenz ein iPad 2 schenkte - welches er später weiterschenkte. Und dennoch verbindet Wayne etwas mit jenem Unternehmen, das am 2. August 2018 als erster US-Konzern den Börsenwert von einer Billion Dollar knackte: Neben Steve Jobs und Steve Wozniak war Wayne einer der drei Gründer des Konzerns.

Wayne lernte Jobs während ihrer gemeinsamen Zeit bei Atari kennen. Sie führten viele Gespräche und irgendwann kam Jobs auf Wayne mit der Bitte zu, Wozniak von der Gründung eines gemeinsamen Unternehmens zu überzeugen. „Jobs war der Meinung, dass ich diplomatischer bin als er“, sagt Wayne in einem Beitrag der BBC: Und tatsächlich konnte Wayne den cleveren Programmierer Wozniak für das Projekt  gewinnen.

Als die drei Männer im Jahr 1976 schließlich Apple gründeten, erhielt Wayne einen Anteil von zehn Prozent am Unternehmen, die beiden Steves bekamen jeweils 45 Prozent. Wayne setzte den Gesellschaftsvertrag auf, schrieb das Handbuch für den Apple I und gestaltete das Logo für das junge Start-up: Eine Zeichnung von Isaac Newton, der unter einem Apfelbaum sitzt.

Doch nur elf Tage nach der Gründung des Unternehmens stieg Wayne wieder aus, verkaufte seine Anteile für 800 Dollar an seine beiden Co-Founder und arbeitete wieder bei Atari. Warum? Wayne sorgte sich, dass Apple ihm finanziell das Genick brechen würde: Im Gesellschaftervertrag war festgelegt, dass alle drei Gründer für die Schulden des Unternehmens haften würden – Jobs und Wozniak waren jedoch jung und mittellos, während Wayne bereits 40 Jahre alt war, ein Haus und ein Auto besaß. Zuvor hatte Wayne bereits mit einem Unternehmen rund um Einarmige Banditen wirtschaftlichen Schiffbruch erlitten, für die Rückzahlung der Schulden hatte er etliche Jahre gebraucht. Nun fürchtete er, dass sich die Geschichte wiederholen könnte: Apple hatte einen aus damaliger Sicht hohen Kredit in Höhe von 15.000 Dollar aufgenommen, um die ersten Computer an den örtlichen „Byte Shop“ zu liefern – dessen Zahlungsfähigkeit Wayne wiederum stark anzweifelte.

Später erhielt Wayne nochmals 1500 Dollar von Apple und musste im Gegenzug unterschreiben, dass er auf jegliche weitere Forderungen an das Unternehmen verzichtet – aus heutiger Sicht eine schlechte Entscheidung. Hätte Wayne sämtliche Anteile behalten, so hätte er heute ein Vermögen von 100 Milliarden US-Dollar und wäre damit der zweitreichste Mann der Welt nach Amazon-CEO Jeff Bezos, der laut aktueller Forbes-Liste auf 108,9 Milliarden Dollar kommt. Wayne läge vor Microsoft-Gründer Bill Gates (91,9 Milliarden Dollar).

Kein Grund für Traurigkeit

Seine Entscheidung bereut Wayne dennoch nicht, wie er in etlichen Interviews betont. Er sei damals deutlich älter als Jobs und Wozniak gewesen, die ihrerseits Hitzköpfe waren und die Welt verändern wollten. Auch habe zum damaligen Zeitpunkt niemand wissen können, wie sich das Start-up entwickeln würde – immerhin hat Apple in den vergangenen Jahrzehnten oft turbulente Zeiten durchgemacht und viele damals gegründete IT-Unternehmen gibt es heute nicht mehr. „Wäre ich gern reich? Jeder wäre gern reich, aber ich konnte das Tempo nicht mitgehen. Ich wäre reich, aber ich wäre der reichste Mann auf dem Friedhof“, sagt WayneAuch stellt Wayne in einem Facebook-Posting die insgesamt 2300 Dollar, die er erhalten hat, in Relation: Inflationsbereinigt seien diese heute nämlich immerhin 9200 Dollar wert. „Und Sie müssen zugeben, dass das für zwölf Tage Arbeit keine schlechte Bezahlung ist“, schreibt Wayne.

Das einzige, was er im Gespräch mit zahlreichen Medien immer wieder bereut, ist seine Fehlkalkulation rund um den originalen Gesellschaftervertrag, der von allen drei Gründern unterschrieben worden war. Diesen hatte Wayne in den 1990er-Jahren für 500 Dollar verkauft. Später, im Jahr 2011, erzielte dieser Vertrag bei einer Versteigerung einen Preis von 1,6 Millionen Dollar. Das wäre eine weitere Chance für Wayne gewesen, reich zu werden – wenn auch nur im siebenstelligen Bereich.

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Stefan Mey

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