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Serie "Inside Facebook"

Facebook: Wie man das eigene Konto löscht

Anna S. meint, Facebook hätte "zu wenig Sicherheit" geboten, Thomas P. hat sich "eine andere Freizeitbeschäftigung" gesucht, Hermine F. will sich sowieso nur "versehentlich angemeldet" haben. Und Stefan T. begründet seinen Ausstieg so: "Facebook ist eine Zeitverschwendung, die Freunde sind eigentlich doch keine, und man wird immer mit den schwachsinnigen Statusmeldungen der angeblichen Freunde zugemüllt."

Seit kurzem mehren sich die Meldungen von Nutzern, die dem Online-Netzwerk endgültig den Rücken kehren. Gesammelt werden die Aussteiger-Berichte auf der Webseite www.ausgestiegen.com des "Verein der Freunde des Aussteigens aus sozialen Netzwerken", die von Niederösterreich betrieben wird. Der Facebook-Überdruss spiegelt sich auch in aktuellen Nutzerzahlen wieder, die vom österreichischen Analyse-Dienst http://Socialmediaradar.at/ erfasst werden. Sie zeigen, dass der große Andrang hierzulande vorbei ist: Die Kurve der Neuanmeldungen flacht seit Dezember 2010 ab.

Deaktivieren ist nicht gleich Löschen
Noch gehören Anna, Thomas, Hermine und Stefan zu einer Minderheit, die erfolgreich bei Facebook ausgestiegen ist. Mit ein Grund ist wohl, dass es der Web-Dienst seinen Mitgliedern nicht unbedingt leicht macht, das Konto zu löschen. Wer es über die Einstellungen ("Konto" -> "Kontoeinstellungen") im persönlichen Facebook-Profil versucht, bekommt lediglich die Option "Konto deaktivieren" geboten. Wer den Befehl tätigt, legt seinen Account zwar still - er wird für andere Nutzer ausgeblendet -, die Daten bleiben aber unverändert auf den Facebook-Servern. "Wir speichern deine Profilinformationen (Freunde, Fotos, Interessen usw.), falls du dein Konto irgendwann reaktivieren möchtest", heißt es seitens der Betreiber.

Zum echten Löschknopf kommt man nur über einen wenig bekannten Umweg: Man muss sich im eingeloggten Zustand über den Link "Hilfe" ganz unten auf der Webseite in den "Hilfebereich" klicken und dort "Konto löschen" in das Suchfeld eintippen. Daraufhin wird eine Erläuterung eingeblendet, wie man Konten deaktiviert und löscht. In dem Artikel versteckt sich im zweiten Absatz der Link "hier, um deine Anfrage zu senden". Erst über diesen kommt man zum richtigen Löschknopf. Aber auch, wenn man die Prozedur durchmacht, sind die eigenen Daten noch nicht von den Facebook-Servern verschwunden. Denn die Lösch-Anfrage kann man innerhalb von 14 Tagen zurückziehen. Aus technischen Gründen bleiben Daten bis zu drei Monate auf den Großrechnern der US-Firma, sind dann aber nicht mehr mit einer Person verknüpft.

Datenrückstände
"Gelegentlich tauschen wir gesammelte Informationen mit Dritten aus, damit wir unseren Dienst verbessern oder fördern können", heißt es in den Nutzungsbedingungen von Facebook, die jeder Nutzer bei der Anmeldung akzeptieren muss. Und weiter: "So können wir beispielsweise die Hosting-Dienste von Dritten für unsere Webseite in Anspruch nehmen." Im Klartext bedeutet das, dass vor allem größere Daten nicht nur auf Facebook-Servern, sondern auch auf Großrechnern so genannter "Content Delivery Networks" (CDNs) abgelegt werden können.

Da Facebook anders als Google kein weltweites Server-Netzwerk betreibt, braucht das Online-Netzwerk diese CDNs als Partner, um seinen Nutzern weltweit schnell auch größere Daten auf den Bildschirm liefern zu können. Das betrifft in erster Linie Fotos und Videos, die auf fremden Servern zwischengespeichert werden. Wie etwa der Tech-Blog Ars Technica berichtete, tauchte so ein von einem US-Nutzer eigentlich gelöschtes Bild 16 Monate später plötzlich wieder im Web auf.

Hat ein Facebook-Nutzer zudem Applikationen wie Spiele genutzt, wurden Teile seiner Daten (insbesondere Name, Profilfoto, Statusmeldungen und Freundeslisten) an die Anbieter-Firma übertragen. Seit etwa April 2010 dürfen diese Unternehmen die Daten über einen unbegrenzten Zeitraum speichern. Was mit diesen Informationen nach einer Löschung des Facebook-Kontos passiert, obliegt dem App-Anbieter.

Kontrollverlust
Wer sein Facebook-Konto löscht, sollte wissen, dass er damit zum Teil die Kontrolle über jene Informationen aufgibt, die über ihn im Netz verbreitet werden. In dem Online-Netzwerk ist es mittlerweile Usus, andere Personen zu taggen. Man kann sie in Fotos markieren, sie einem Arbeitgeber zuordnen oder ihre Position über "Facebook Places" bekannt geben. Als Mitglied wird man benachrichtigt, wenn ein solcher Tag vorgenommen wird. Als Nichtmitglied bekommt man diese Information nicht und hat auch nicht die Chance, die Markierung wieder zu löschen.

Zudem sollten junge Menschen, die sich für Kommunikationsberufe interessieren, wissen, dass immer mehr Arbeitgeber wünschen, dass sie einen Facebook-Account haben. So haben viele Firmen eine Facebook-Seite, die nur von einem aktiven Mitglied administriert werden kann.

Alle Teile der Serie "Inside Facebook":
Wie man seine Daten auf Facebook schützt
Facebook: Ortungsfunktion "Places" im Test
Facebook: Ungefragte Datenweitergabe startet
Facebook startet E-Mail-Funktion

(Jakob Steinschaden)

In der Serie Inside Facebook gibt
die FUTUREZONE regelmäßig Einblick in aktuelle Entwicklungen und wichtige Funktionsweisen des Online-Netzwerks.

Link:
Direkter Link zum Löschvorgang eines Facebook-Accounts

Die Web 2.0 Suicide Machine des österreichischen Künstlers Gordan Savicic hat bis vergangenen Sommer Nutzern dabei geholfen, ihre Facebook-Inhalte automatisiert zu löschen. Heute kann der Dienst nur mehr für Twitter, MySpace und LinkedIn angeboten werden, weil Facebook rechtliche Schritte gegen Savicic einleitete und seinen Dienst sperren ließ.

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Jakob Steinschaden

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