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Jesus liken: Katholische Kirche entdeckt soziale Medien

Das Bistum Augsburg versucht seit einiger Zeit, mit einer modernen Internetseite und entsprechenden Angeboten die Zielgruppe anzusprechen. Die Verantwortlichen sind mit der Resonanz nach einem dreiviertel Jahr zufrieden. Doch insgesamt sind die Kirchenangebote noch überschaubar. „Da ist noch Luft nach oben“, sagt Online-Experte Felix Beilharz über die kirchliche Digitaloffensive.

Die Diözese Augsburg hat www.credo-online.de im vergangenen Sommer gestartet, um auch bistumsübergreifend junge Menschen zu erreichen. Schon die Aufmachung, beispielsweise comicartige Sprechblasen, setzt sich von dem Design der offiziellen Bistums-Homepage ab, die noch an die Internet-Anfangsjahre erinnert. Dazu kommen ungewöhnliche Inhalte, beispielsweise Videoclips mit gerappten Bibeltexten („credoRAP“), um jungen Erwachsenen kirchliche Themen näherzubringen.

Akzeptanz gut

Das ist eine Zielgruppe, die wir sonst schlecht erreichen“, sagt Pfarrer Ulrich Lindl, der das neue Angebot verantwortet. Die Akzeptanz sei gut und die Besucher blieben durchschnittlich dreieinhalb Minuten auf der Seite. Auf einer normalen Gemeindeseite hielten sich die Besucher oft nur einige Sekunden auf, vielleicht um den nächsten Gottesdiensttermin nachzuschauen, betont Lindl.

Seit Januar bietet die schwäbische Diözese auch ein gemeinsames Beten über den Smartphone-Nachrichtendienst WhatsApp an. Es hätten sich bereits zum Start über 50 WhatsApp-Gruppen mit rund 1000 Jugendlichen aus ganz Deutschland und Österreich gebildet, teilte das Bistum mit. Schon zuvor hatte die evangelische Landeskirche in Württemberg eine Smartphone-App gestartet, um mit täglichen Andachten die Handy-Nutzer zu erreichen.

Begrenztes Angebot

Doch es gibt auch noch etliche Lücken im Online-Angebot der Kirchen. Wer beispielsweise die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) bei Facebook sucht, landet auf einer nicht offiziellen „Fanpage“. Die DBK selbst hat kein Facebook-Angebot und überlässt diesen Bereich den 27 katholischen Diözesen. DBK-Sprecher Matthias Kopp betont, dass die Konferenz dennoch alle Anstrengungen, in den sozialen Netzwerken aktiv zu sein, begrüße. „Papst Franziskus macht es uns vor: Er ist einer der erfolgreichsten Twitterer.“

Online-Experte Beilharz aus Köln findet, dass die Kirchen bei den sozialen Netzwerken insgesamt noch viel zu zurückhaltend sind. Es gebe zwar einzelne Gemeinden, die recht aktiv seien, aber „das Gros macht relativ wenig“. Letztlich führe auch für die Kirchen kein Weg an Snapchat, Instagram und Facebook vorbei. „Das ist vermutlich der einzige Weg, die junge Generation zu erreichen“, meint Beilharz. „Es gibt keinen Grund, nicht bei Facebook zu sein.“ Die Kommunikation der Kirchen sei aber noch viel zu stark auf traditionelle Gemeindebriefe ausgerichtet, die gedruckt und dann von Haus zu Haus verteilt würden.

Was würde Jesus posten?

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hingegen setzt intensiv auf die neuen Medien. Er ist einer der eifrigsten Twitterer in der katholischen Kirche. „Lebte Jesus heute, so würde er gewiss auch die modernen Medien nutzen, um sein Wort zu den Menschen zu bringen“, erklärte Schick Ende 2012 und startete kurz darauf sein Angebot. Etwa 4500 Menschen folgen dem oberfränkischen Erzbischof inzwischen. Fast täglich sendet Schick ihnen eine oder mehrere Botschaften, mittlerweile kommt er auf mehr als 2000 Tweets.

Bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist es der Ratsvorsitzende, der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der bei Facebook sehr präsent ist. „Immer wieder sprechen mich Menschen auf meine Facebook-Einträge an und bedanken sich dafür, dass sie auf diese Weise etwas von meinen Erfahrungen mitkriegen“, sagt Bedford-Strohm.

Likes nebensächlich

Er hat inzwischen knapp 10 000 „Gefällt mir“-Klicks auf Facebook. Für einen Kirchenvertreter ist dies ein guter Wert, doch in anderen Bereichen gibt es ganz andere Zahlen. Die Bundesregierung und der ADAC haben beispielsweise jeweils deutlich mehr als 400 000 „Likes“ gesammelt, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt sogar auf rund 2,4 Millionen.

Die Optimierung der Like-Zahlen ist nicht mein erstes Ziel“, betont der EKD-Ratsvorsitzende. Er habe noch nie mit Werbemethoden versucht, die Zahl zu erhöhen, und könne auch nur begrenzt auf Kommentare antworten. „Ich schreibe ja jedes Wort auf Facebook selbst - eben um der Authentizität willen.“ Da schaffe er es zeitlich nicht auch noch, selbst intensiv an den Diskussionen teilzunehmen. Doch auch der Landesbischof ist überzeugt, dass die evangelische Kirche noch mehr tun muss: „Wir müssen Jugendliche und junge Erwachsene noch viel mehr beteiligen.“

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