© Bild: APA/Alina Noviposhina

OPERATION:PAYBACK

Kreditkarten-Websites lahmgelegt

Eine Aktivistengruppe namens "AnonOps" teilte am Mittwoch über das Kurznachrichtenportal Twitter mit, sie habe die Website des Kreditkarteninstituts Mastercard lahmgelegt. In der Nacht auf Donnerstag erwischte es auch den Konkurrenten Visa. Beide Websites waren einige Stunden lang nicht erreichbar.

Mastercard und Visa hatten zuvor alle Kreditkartenzahlungen an die Enthüllungsplattform WikiLeaks eingestellt, die sich über Spenden finanziert.

Ein Mastercard-Sprecher sagte, Zahlungstransaktionen seien vom Ausfall der Website nicht betroffen. Die BBC berichtete jedoch von Störungen bei der Authentifizierung von Online-Zahlungen bei dem Kreditkartenunternehmen. Mastercard gab dazu bislang keine Stellungnahme ab.

DDoS-Angriffe

Die Websites der Kreditkartengesellschaften wurden mit DDoS-Angriffen ("Distributed Denial of Service") lahmgelegt. Dabei wird ein Web-Server mit Unmengen von Anfragen geflutet und dadurch blockiert.

Dass es den Aktivisten gelang, nach der Attacke bei Mastercard auch die Visa-Website vom Netz zu nehmen, ist umso erstaunlicher, da das weltgrößte Kreditkartenunternehmen Zeit zur Vorbereitung hatte. Nach der Attacke auf Mastercard war klar, dass Visa unter den nächsten Zielen sein würde.

"Operation:Payback"

Die Attacke auf Visa wurde von den Aktivisten, die sich als Teil der "Anonymous"-Bewegung verstehen, zuvor auch über Twitter angekündigt.

Die Angriffe seien Teil der "Operation:Payback", einer andauernden Kampagne gegen "freiheitsfeindliche Organisationen", hieß es auf dem Twitter-Account.

In Twitter-Meldungen der Aktivisten wurde zudem auf die Veröffentlichung einer weiteren US-Diplomatendepesche bei WikiLeaks verwiesen. Aus dem Dokument geht hervor, dass sich die US-Botschaft in Moskau Anfang vergangenen Jahres für Mastercard und Visa eingesetzt hatte, als den US-Unternehmen durch ein neues Gesetz in Russland wirtschaftliche Nachteile drohten. In dem Schreiben wurde die Regierung von Präsident Barack Obama aufgefordert, auf die russischen Partner einzuwirken, "den Text des (Gesetz-)Entwurfs zu ändern, um sicherzustellen, das US-Finanzdienstleister nicht darunter leiden."

Der Twitter-Account der Aktivisten wurde jedoch in der Nacht auf Donnerstag gesperrt. Eine Begründung dafür nannte der Kurznachrichtendienst zunächst nicht. Wie der "Guardian" berichtete, habe die letzte gelistete Kurznachricht vor der Sperrung einen Link auf eine Datei enthalten, die Kundeninformationen von Kreditkartenbesitzern beinhaltet habe. Mittlerweile sind die Aktivisten unter leicht verändertem Namen wieder auf Twitter präsent.

Serie von Angriffen

Auch die Website der schwedischen Staatsanwaltschaft, von der der Haftbefehl gegen WikiLeaks-Gründer Julian Assange wegen Vergewaltigungsverdachts stammt, war zuvor Ziel von Angriffen. Sie blieb jedoch online.

Bereits am Vortag hatten Sympathisanten aus dem Umkreis der "Anonymous"-Bewegung die Webseite des Finanzdienstleisters der Schweizer Post, Postfinance, angegriffen. Das Unternehmen hatte am Montag ein Konto geschlossen, über das Spenden für die Enthüllungsplattform WikiLeaks im Internet liefen. Zur Begründung hieß es, Assange habe bei der Kontoeröffnung falsche Angaben zu seinem Wohnort gemacht.

Laut der Sicherheitsfirma Panda Security kam es auch zu Angriffen auf den Online-Zahlungsdienstleister PayPal, der Zahlungen an PayPal stoppte.

Fortsetzung angekündigt

Die Gruppe kündigte in einem Chat mit der Nachrichtenagentur AFP die Fortsetzung ihrer Offensive an. Jeder mit einer "Anti-Wikileaks-Agenda ist in unserem Angriffsbereich", erklärten Vertreter der Gruppe. "Anonymous" habe mit weniger als 50 Unterstützern angefangen und zähle mittlerweile schon rund 4000 Unterstützer. Sie würden überall via Internet in aller Welt "rekrutiert", unter anderem im Sozialen Netzwerk Facebook und über den Kurznachrichtendienst Twitter.

PayPal gibt Spenden frei

PayPal gab unterdessen am Donnerstag die eingefrorenen Spenden an die Enthüllungsplattform frei. Für WikiLeaks bestimmte Zahlungen will das Unternehmen aber weiterhin nicht mehr annehmen.

Zuvor hatte die zu den wichtigsten Spendensammlern vno WikiLeaks zählende Wau-Holland-Stiftung rechtliche Schritte gegen das Unternehmen angekündigt.

PayPal-Manager John Muller erklärte im Firmenblog: "Die Entscheidung von PayPal ist zum Gegenstand einer größeren Geschichte geworden, bei der es rund um die Aktivitäten von WikiLeaks auch um politische und juristische Debatten und um die Meinungsfreiheit geht." Das Spendenkonto sei allein wegen der Verletzung der Geschäftsbedingungen gesperrt worden. Grundlage sei ein Brief des US-Außenministeriums an WikiLeaks, wonach das Internet-Projekt im Besitz von Dokumenten sein könnte, die unter Verletzung von US-Gesetzen beschafft worden seien.

Vor Klage gegen Visa

Auch den Kreditkartenunternehmen drohen rechtliche Schritte. Das isländische Internet-Untenrehmen DataCell, das Spenden an WikiLeaks abwickelte, beklagte Umsatzeinbußen durch die Sperrungen der Kreditkartenunternehmen und kündigte rechtliche Schritte an. Die Sperre von WikiLeaks sei ein Vertrauensbruch gegenüber den Kunden der Kreditkartenunternehmen, hieß es in einer DataCell-Aussendung vom Mittwoch. Visa habe keine Probleme Zahlungen an Glücksspiel- oder Porno-Sites weiterzuleiten. Warum sich Visa gegen WikiLeaks sperre, das im Dienste der Menschenrechte stehe, sei unverständlich. Es sei offensichtlich, dass das Unternehmen unter politischen Druck stehe.

Visa hat die Aussendung bislang nicht kommentiert. Bei Mastercard hieß es bereits zuvor, die Zahlungsdienstleistungen für Wikileaks blieben so lange eingestellt, bis die Situation geklärt sei. Letztlich können dies nur Gerichte leisten - aber bislang ist noch keinerlei Handhabe für eine Anklage in Sicht.

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(futurezone/APA/Reuters/AFP)

Links:

Twitter: Operation:Payback (Account suspendiert)
BBC-Bericht

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