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Buch

Online-Gruppen: Belustigung als Hauptzweck

"Man tritt einer Gruppe in erster Linie bei, um den anderen zu zeigen, dass man mit dem Gruppennamen einverstanden ist, dass er die eigene Meinung repräsentiert und dass andere (je nach Mitgliederstärke mehr oder weniger) die gleiche Meinung haben", schreiben Nilz Bokelberg und Silke Bolms in ihrem Buch "Ich schmeiß`alles hin und werd` Prinzessin! Die schrägsten Gruppen aus Facebook, Lokalisten und StudiVZ" (8,30 Euro). Damit stecken sie ganz gut ab, worum es ihnen geht: Denn anstatt sich in Theorien über soziale und politische Wirkungsweisen von Online-Communities zu verlieren, listen sie einfach das auf, womit sich Netzwerk-Nutzer im deutschsprachigen Raum angefreundet haben.

"Ich schmeiß` alles hin und werd`Prinzessin!"

Aktuell etwa 125.000 Facebook-Nutzer haben sich der titelgebenden Gruppe angeschlossen. Den Autoren zufolge ist es auch die "mit Abstand am besten besuchte Seite", zumindest was ihre Recherchen anbelangt. In der Gruppe würde sich die "heimliche Sehnsucht nach einem sorgenfreien Leben" zeigen. Gegründet wurde die Gruppe übrigens von der Österreicherin Maria Viola Cont.

"Kann mir bitte mal jemand das Wasser reichen?"

"Süffisant" und "doppeldeutig", wurde diese Facebook-Gruppe vom Österreicher Markus Corvin Rapp gegründet und hat bis dato 2845 Mitglieder gesammelt. Den Buchautoren zufolge sei sie eine Nachfolgegruppe des legendären "Guido Westerwave, no one can reach me the water"-Zusammenschlusses, der der ganzen Facebook-Welle in Deutschland den Anstoss gegeben hätte.

"Disney hat mir unrealistische Vorstellungen von Liebe übermittelt"

Deutlich kleiner fallen die Gruppen beim bayrischen Facebook-Kontrahenten Lokalisten aus: Nur etwa 100 Personen haben sich dieser Gruppe angeschlossen, um ihrem Partnerschaftsfrust Ausdruck zu verleihen und nebenbei dem US-amerikanischen Unterhaltungsgiganten dessen idealisierte Realitätsdarstellung vorzuhalten.

"Wer tanzt, hat bloß kein Geld zum Saufen"

Etwa 2400 Facebook-Mitglieder finden diesen Spruch originell. "Sehr auffällig bei dieser Art von Gruppen ist, dass es immer direkt dazu ein T-Shirt gibt", so die Autoren. Offensichtlich würde hier versucht werden, Kapital über Merchandising-Artikel zu erwirtschaften. Auf Amazon ist ein entsrechend bedrucktes Leiberl zum Preis von etwa 16 Euro zu bekommen.

"Dank Ed Hardy erkenne ich Vollidioten sofort!"

Derzeit etwa 72.000 Facebook-Mitglieder bekennen sich zu dieser postmodernen Binsenweisheit. Endlich könne man im Kollektiv über die schlechte Mode des vor einigen jahren stark gehypten Designers auslassen, so die Autoren.

"Ihr könnt den roten Teppich wieder einpacken, ich komme doch nicht"

Eine Facebook-Gruppe für besonders Selbstbewusste hat der Tiroler Manuel Kranbitter gegründet - und damit derzeit etwa 12.600 andere Mitglieder angezogen. Allerdings scheint die Pinnwand der Gruppe heute weniger großen Sprüchen als vielmehr banalen Party-Verabredungen zu dienen.

"Wenn ich nicht schlafen kann, höre ich Bob Ross beim Malen zu!"

Eine der immer rarer werdenden Gruppen beim strauchelnden deutschen Facebook-Pendant StudiVZ: Etwa 1200 Nutzer haben der hypnotisierenden TV-Sendung des US-Malers Bob Ross ihre Zuneigung ausgesprochen. Wer die Show kennt, weiß tatsächlich um die einschläfernde Wirkung von Mr. Ross`s Ausführungen zu Pinselstrich und Farbmischung Bescheid.

"Ja verdammt: meine Eltern wohnen noch bei mir!"

Mit fast 40.000 Mitgliedern gehört diese Gruppe zu den größten bei StudiVZ und spiegelt die Nutzerdemografie des nach wie vor sehr studentischen Online-Netzwerks deutlich wieder.

"Wenn ich betrunken bin, schreibt mein Handy komische SMS :-)"

Lediglich 200 Nutzer von Lokalisten haben sich dieser Gruppe angeschlossen. Hält man sich die rege Teilnahme an der US-Plattform http://www.textsfromlastnight.com/ vor Augen, könnte die Lokalisten-Vereinigung eigentlich eine viel größere Anhängerschaft um sich scharen.

"Wer ist eigentlich dieser LAN und warum macht er so viele Partys?"

Etwa 260 Facebook-Mitglieder verleihen in dieser Gruppe mit einem Augenzwinkern ihrer Technik-Verdrossenheit Ausdruck. Dabei bleibt es aber auch, denn leider habe keines der Mitglieder jemals etwas auf die Pinnwand gepostet, schreiben die Autoren.

(futurezone)

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