Das Smartphone ist mit einem virtuellen Schlüssel ausgestattet, der das Auto per NFC-Verbindung aufsperrt
Das Smartphone ist mit einem virtuellen Schlüssel ausgestattet, der das Auto per NFC-Verbindung aufsperrt
© TapKey

Zugangstechnik

Smartphone und NFC sperren das Auto auf

Die Vision, die Tapkey und WITTE mit ihrem Mobile-Access-System verfolgen, ist ein Fahrzeug, das mittels NFC aufgesperrt werden kann - und zwar von jedem Nutzer, der eine temporäre oder permanente Berechtigung dafür bekommt. Auf die Hardware kommt es dabei nicht an. Der Nutzer kann mittels Smartphone und App, Kreditkarte oder Schlüsselanhänger aufsperren - vorausgesetzt das jeweilige Mittel ist mit einem NFC-Chip ausgestattet.

Das Wiener Start-up Tapkey will seine Zugangslösung bereits seit einiger Zeit bei Türschlössern verbreiten. Mit WITTE hat sich nun ein Kooperationspartner gefunden, der zu den Weltmarktführern bei Autoschlössern zählt. Hauptkunde des deutschen Unternehmens ist der Volkswagen-Konzern. Das Mobile-Access-System sieht WITTE vor allem als potenzielle Lösung für die Betreiber von Fahrzeugflotten, die NFC-Smartphones mit virtuellen Schlüsseln ausstatten können.

Zugang auch in internetlosen Garagen

Der besondere Vorteil des Systems liegt darin, dass das Fahrzeug nicht mit einer eigenen mobilen Internetverbindung ausgestattet werden muss. Der Fahrzeugbesitzer erspart sich dadurch die Kosten für SIM-Karten und einen laufenden Mobilfunkvertrag.

Das Schloss verbindet sich mit dem Smartphone per NFC. Über die Tapkey-App und die mobile Internetverbindung des Smartphones werden die Zutrittsberechtigungen des Schlosses über einen verschlüsselten Kanal mit den Tapkey-Servern abgeglichen und auf den neuesten Stand gebracht. Das Schloss funktioniert aber auch, wenn das Smartphone gerade keinen Internetzugang hat. Dann gelten einfach die zuletzt vom Schloss gespeicherten Berechtigungen.

"Wenn das Auto in einer Parkgarage steht, sieht es mit dem Internetzugang schlecht aus", sagt Tapkey-Mitbegründer und COO Gregor Zehetner. "Mir ist das zuletzt mit einem Carsharing-Dienst am Flughafen passiert, der das Öffnen des Autos mittels Smartphone zulässt. Ich hatte keine Internetverbindung und konnte nicht öffnen. Mit Tapkey wäre das nicht passiert."

Carsharing und Zustellung ins Auto

Mit dem WITTE Mobile Access könnten Carsharing-Dienste also künftig eine neue Option erhalten, um wechselnden Benutzern den Zugang zu einem Fahrzeug zu ermöglichen. Auch Zustelldienste, die Lieferungen im Auto eines Adressaten zurücklassen wollen - etwa in einer Park&Ride-Anlage - könnten davon profitieren. Vorstellbar ist etwa, dass abgesehen vom gesamten Auto nur der Kofferraum eines Autos mit Mobile Access geöffnet werden kann.

Zunächst will WITTE sein Mobile-Access-System als Nachrüstlösung anbieten. Das virtuelle Schloss soll vor allem auf Fahrzeugflotten ausgerollt werden. Bis die Zugangslösung in die Serienherstellung von Neuwagen Einzug findet, wird es wohl noch länger dauern.

Fingerabdrücke als Zusatzmaßnahme

Das System könnte in Zukunft noch stark erweitert werden. Tapkey-CTO Markus Minichmayr testet etwa die Möglichkeit weiterer Authentifizierungs-Methoden: "Wenn man etwa ein Smartphone mit Fingerabdruck-Scanner hat, kann man neben dem virtuellen Schlüssel, der über die Tapkey-App übertragen wird, auch eine zusätzliche Bestätigung per Fingerabdruck verlangen."

Besitzt man als erstmaliger Anwender noch keine Tapkey-App, dann hilft das Schloss. Kommt man etwa einem Autotürgriff, der mit Mobile Access ausgestattet ist, mit dem Smartphone nahe, öffnet sich automatisch der App Store. Man lädt die Tapkey-App herunter, identifiziert sich darin (etwa mittels Google ID) und erhält damit den virtuellen Schlüssel, der mit der eigenen digitalen Identität verknüpft wurde. Für diesen Vorgang ist freilich schon ein Internetzugang notwendig.

Zukunfts-Schlösser

"Die Schließ-Industrie erlebt derzeit einen großen Trend Richtung Digitalisierung", meint Tapkey-CEO Gilbert Hödl. "Außerdem ist absehbar, dass die NFC-Technologie Smart Cars stark beeinflussen wird." Unter diesen Voraussetzungen sieht Hödl großes Potenzial für das eigene Unternehmen. "Schlösser und Schlüssel waren bisher etwas sehr proprietäres. Wir überwinden diesen Zustand und schaffen geräteunabhängige Schlüssel."

Die Virtualisierung von Schlüsseln ist laut Hödl für Schlosshersteller auch wegen potenziellen Kosteneinsparungen interessant. Für die Herstellung neuer Schlüssel benötigt man wenige Klicks. Auch der Austausch von physischen Schlüsseln und Schlössern fällt weg. Wird ein Gerät mit dem virtuellen Schlüssel darauf verloren, entzieht man dem bisherigen virtuellen Schlüssel die Sperrberechtigung und erstellt einfach einen neuen. Das Schloss muss deswegen nicht ausgetauscht werden.

Seine NFC-Sperrlösung will Tapkey nach Wohnungs- und Autotüren auch auf andere Bereiche, die verschlossen werden sollen, anwenden, etwa auf Postkästen. Neben Near Field Communication wird auch die Funktechnologie Bluetooth Low Energy zur Datenübertragung zwischen Schloss und Mobilgeräten eingesetzt.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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