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Schweiz

Swisscom-Chef tot aufgefunden

Der 49-jährige Schloter war deutscher Staatsbürger und kam im Jahr 2000 zu Swisscom. Seit 2006 stand er an der Spitze des Unternehmens. „Verwaltungsrat, Geschäftsleitung und die Mitarbeitenden sind zutiefst betroffen und sprechen der Familie und den Angehörigen ihr Beileid aus“, erklärte Swisscom-Verwaltungsratspräsident Hansueli Loosli am Dienstag. Übergangsweise übernimmt der Chef des Schweizer Geschäfts, Urs Schaeppi, die Leitung des Konzerns.

Ein Sprecher der Kantonspolizei Freiburg bestätigte, dass erste Untersuchungen auf einen Suizid Schloters hindeuten. Wie lange die Ermittlungen in der Sache brauchen werden, sei nicht abzusehen.

"Schwierigkeiten, zur Ruhe zu kommen"
Schloter, Vater von drei Kindern, hatte sich jüngst in einem Zeitungsinterview als Opfer der modernen Kommunikationsgesellschaft dargestellt. „Ich stelle bei mir fest, dass ich immer größere Schwierigkeiten habe, zur Ruhe zu kommen“, sagte er der Zeitung „Schweiz am Sonntag“ im Mai. Auch das Auseinanderbrechen seiner Ehe vor ein paar Jahren habe nicht zu einer Änderung geführt. „Ich würde Ihnen gern sagen, dass ich Lehren daraus gezogen habe. Wenn es so wäre.“

Schloter studierte in Paris Betriebswirtschaft und arbeitete vor seinem Wechsel zu Swisscom für den Autohersteller Mercedes-Benz und den Telekomanbieter Debitel. Bei der mehrheitlich dem Staat gehörenden Swisscom übernahm er das Ruder, nachdem die Schweizer Regierung dem ehemaligen Monopolisten durch eine Reihe von Auflage effektiv untersagt hatte, im Ausland auf allzu große Einkauftour zu gehen. Sein Vorgänger und langjähriger CEO Jens Alder hatte daraufhin seinen Hut genommen.

Größter Anbieter in der Schweiz
Swisscom, dem mit Abstand größte Telekomanbieter in der Schweiz, macht der Preisdruck zu schaffen. Im Vorjahr sank der operative Gewinn (Ebitda) um 4,4 Prozent auf 4,38 Milliarden Franken (3,54 Mrd. Euro). Der Umsatz stagnierte bei 11,38 Mrd. Franken. Dieses Jahr rechnet der Konzern bei leicht weniger Umsatz mit einem weiteren Ebitda-Rückgang. Im Jahr 2007 übernahm Swisscom für 4,6 Milliarden Euro den Internet-Anbieter Fastweb, um das Wachstum anzukurbeln. Ein guter Fang war das indes nicht: 2012 mussten wegen erodierender Geschäfte 1,3 Milliarden Euro für die Tochter abgeschrieben werden.

Die Swisscom-Aktien rutschten nach Bekanntwerden von Schloters Ableben ins Minus und notierten zuletzt um 0,8 Prozent schwächer bei 413,80 Franken.

 

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