Smart speaker concept. AI speaker. Voice recognition.
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Digital Life

Wie Alexa unsere Sprache verändert

 „Alexa, wie wird das Wetter morgen in Wien?“ „14 Grad und Regen.“ Digitale Sprachassistenten wie Amazons Alexa, Apples Siri oder Google Home sind auf dem Vormarsch. Auch Roboter werden immer häufiger mit der Fähigkeit, Antworten auf einfache Fragen zu geben, ausgestattet. Zudem setzen immer mehr Firmen auf Chatbots (automatisierte Chat-Programme), die Kundenanfragen abwickeln. „Alexa und Siri können schon fehlerfrei reden, aber sie können eines nicht: stimmlich Atomsphäre schaffen“, meint dazu die Sprachtrainerin Tatjana , die vor 25 Jahren die „Schule des Sprechens“ in Wien gegründet hat.

Was bei Alexa fehlt

„Sich von Alexa Hörbücher vorlesen zu lassen, macht keinen Spaß. Die Stimme klingt künstlich, aus der Konserve. Atmosphäre fällt nicht von den Wänden und mit der Stimme Stimmung zu machen, ist noch immer ein klarer Vorteil von Menschen. Nur mit Modulation lassen sich andere auch emotional erreichen“, erklärt Lackner im Gespräch mit def futurezone. Durch die zunehmende Akzeptanz von digitalen Sprachassistenten würde sich aber die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, verändern.

„Man gibt den digitalen Assistenten direkte Befehle. Dadurch wird die Kommunikation auch untereinander immer direktiver und immer weniger menschlich“, so die Sprachexpertin. „Es gibt daher neben dem Phänomen der Klimaerwärmung auch noch das Phänomen des Abkühlens der menschlichen Kommunikation.“ Laut Lackner merke man das etwa daran, dass Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln oft ablehnend und kühl mit knappen Worten reagieren, weil sie nicht angesprochen werden wollen. „Wir sprechen auch mit Alexa nicht, weil es uns interessiert, wie es ihr geht, sondern wir wollen etwas von ihr bekommen. Die Gefahr ist, dass sich dieses Verhalten auch ins menschliche Miteinander einschleicht.“

Begonnen hat die Veränderung der Kommunikation freilich schon viel früher – und zwar mit dem Smartphone.

Handy

„Das Handy bringt uns Menschen näher, die weit weg sind und entfernt uns gleichzeitig von denen, die neben uns sitzen“, meint Lackner. Das ist im Alltag häufig zu beobachten, wenn am Familientisch alle auf das Handy-Display starren und jeder in seiner eigenen Welt lebt. Dazu müsse man sich bewusste Zeitfenster schaffen und auch Diskussionen zulassen, wo andere ihre Sichtweise erläutern können. „Es kostet Disziplin, aber es schafft Bindungen durch die Kommunikation. Man muss heutzutage ganz bewusst Einladungen aussprechen, miteinander zu reden, sonst würden wir nichts mehr von den Menschen wissen, mit denen wir zusammenleben. Es besteht außerdem die Gefahr, dass man Menschen abstempelt und jeder in seiner eigenen Filterblase lebt“, meint Lackner.

Online-Kommunikation

Zur Online-Kommunikation via Social Media empfiehlt die Sprachexpertin, auch bewusst Menschen zu folgen, die man „nicht super“ findet, oder die „einen anderen Fokus haben“ als man selbst. „Wir müssen wieder proaktiver werden, im Umgang miteinander.“

Zur Online-Kommunikation via Social Media empfiehlt die Sprachexpertin, auch bewusst Menschen zu folgen, die man „nicht super“ findet, oder die „einen anderen Fokus haben“ als man selbst. „Wir müssen wieder proaktiver werden, im Umgang miteinander.“ Lackner sei zwar ein „großer Fan der Digitalisierung“, allerdings müsse man heutzutage sehr wohl aufpassen, nicht in die „Ich-Falle“ zu geraten.

Gerade weil die gegenseitigen Berührungspunkte immer weniger werden, sei es umso wichtiger, dass diese das Gegenüber bewegen. Das gelte auch für die geschäftliche Kommunikation. In ihrem Buch "Business-Rhetorik to go: Sprechen 4.0", das vor kurzem im Verlag von Austrian Standards erschienen ist, widmet sich die Autorin der Sprache der Zukunft.

„Heutzutage muss man schriftlich und mündlich kommunizieren können sowie visuell. Der Sad-Smiley in einem Kondolenzbuch mag blöd sein, die Pistole in einer Bewerbung ebenfalls. Welcher künftige Chef will schon vom Mitarbeiter bedroht werden? Aber die Square Caps als Icon für seine Ausbildung hat sich längst in der Praxis eingebürgert“, sagt Lackner. Genauso sollten laut Lackner Anglizismen erlaubt sein. „Ich halte es für dumm, Anglizismen krampfhaft aus dem Weg zu gehen. Wer weiß schon das deutsche Wort für Benchmarking oder Bodybuilder.“

Zudem werden auch in Zukunft menschliche Fähigkeiten abseits der direkten Anweisung gefragt sein. "Sich in den anderen hineinzuversetzen, Stimmungen herzustellen und den Subtext einer Botschaft zu erkennen, macht die menschliche Kommunikation einzigartig", sagt Lackner.

Zur Person:

Tatjana Lackner gründete vor 25 Jahren die „Schule des Sprechens“. Sie ist Kommunikationsprofilern, Sprechtrainerin und Vortragende und wurde bereits als „Trainerin des Jahres“ ausgezeichnet.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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