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Wien

Willi: Öffi-App mit Echtzeitdaten im Test

Die Wiener Öffi-App Willi des Entwicklers und FH-Studenten Sebastian Höbarth ist der „große Bruder von Lilli“. Lilli wurde Anfang 2012 für Linz entwickelt und verzeichnete seit dem Start mehr als 45.000 Downloads. „Täglich wird die App durchschnittlich 2000 mal gestartet. Das ist für das kleine Städtchen Linz ganz schön viel“, erzählt Hörbarth der futurezone. Lilli wurde zudem beim App-Contest apps4austria im Juni 2013 ausgezeichnet.

Nun ist Willi die erste App, die seit der Freigabe der Echtzeitdaten der Wiener Linien veröffentlicht wurde, und damit die erste Konkurrenz für die hauseigene App der Wiener Linien qando, die erst im Juli dieses Jahres ein nicht unwesentliches Update bekommen hatte (die futurezone hat auch qando getestet). Im direkten Vergleich mit qando kann die Android-Version von Willi durchaus mithalten, die iPhone-Version hat jedoch noch einige Bugs und ist daher (noch) nicht zu empfehlen.

Routenplaner

Prinzipiell handelt es sich bei Willi um einen Routenplaner für die Wiener Öffis. Beim Starten der App werden alle Haltestellen der Umgebung sowie die Abfahrtszeiten der Verkehrsmittel mit Echtzeitdaten am Bildschirm angezeigt. Befindet man sich zwischen zwei Stationen, werden beide – inklusive der Entfernung zur jeweiligen Station – angezeigt. Die Daten lassen sich per Fingerwisch nach unten aktualisieren. Bei der Android-Version funktioniert dies einwandfrei, bei der iPhone-Version werden im futurezone-Test nicht alle Stationen, die sich in der Umgebung befinden, angezeigt. Außerdem lassen sich die Daten nicht aktualisieren (dazu war jeweils ein Neustart der App erforderlich). Bei der iPhone-App gibt es derzeit auch keine Kartenansicht bei der Routenabfrage.

Will man eine Route erstellen, klickt man bei der Android-App auf den Reiter „Route“. Man kann dann den aktuellen Ort als Ausgangspunkt oder Endpunkt definieren. Beim Ziel hingegen ist es derzeit nicht möglich, eine Adresse einzugeben, sondern lediglich den Namen einer Haltestelle. Dies lässt sich nur insofern austricksen, als dass man in der Kartenansicht mittels PIN-Stecker eine Geo-Position festlegen kann.

Adresseingabe fehlt noch

Im direkten Vergleich mit qando ist diese fehlende Adresseingabe ein großer Nachteil, denn bei der App der Wiener Linien ist eine derartige Routenerstellung durchaus möglich. „Dieses Feature, dass man auch Straßennamen eingeben kann, fehlt tatsächlich noch. Ich werde versuchen, dies in den nächsten Monaten einzubauen“, erklärt Höbarth.

Was bei der Android-App sehr wohl und gut funktioniert, ist die Kartenansicht, wenn man z.B. eine Route eingegeben hat mit Fußweg. Man kann diese Möglichkeit, sich auch Fußwege anzeigen zu lassen, allerdings auch deaktivieren. Zudem kann man sich entscheiden, ob man die schnellste oder kürzeste Verbindung zuerst angezeigt haben möchte. Das sind allerdings alles Funktionen, die auch qando seit dem Update im Juli bietet. Bei Willi kann man seine Präferenzen pro Suchanfrage individuell einstellen, bei qando kann man dazu auch Voreinstellungen abspeichern.

Was macht Willi also wirklich einzigartig? Es ist die Darstellung des Abfahrtsmonitors. Die Monitor-Anzeige ist einer realistischen Abfahrtsanzeige nachempfunden. „Diese macht es für den User sehr einfach verständlich, wann die nächste Straßenbahn abfährt“, so der Entwickler. Bei qando ist der Abfahrtsmonitor in der Tat nicht so schick, aber dafür genauso praktikabel.

Willi und Entwickler

Fazit: Android-App praktisch

Zusammenfassend lässt sich daher sagen, dass Willi vor allem für Android-User interessant sein könnte, die die App Lilli aus Linz bereits kennen und regelmäßig nutzen. Ihnen steht das gleiche User-Interface bereit – und dieses wurde nach Angaben des Entwicklers Höbarth „häufig durch User-Feedback verbessert“. Das User-Interface ist insgesamt betrachtet sehr schlüssig und rasch durchschaubar.

Die Android-Version ist auch für alle User interessant, die (aus welchen Gründen auch immer) mit qando nichts anfangen können, denn sie bietet – was ihre Kernaufgaben Routenplanung und Haltestellen-Abfrage betrifft – ähnliche Funktionen in ähnlich hoher Qualität. Die Echtzeitdatenabfrage hat beim futurezone-Test zu 100 Prozent funktioniert.

Bei der iPhone-Version sollten User noch vorsichtig sein, denn diese hat, wie der Test ergeben hat, noch mehrere Bugs bzw. lauft noch nicht mit Echtzeitdaten. „Das ist noch nicht optimal“, sagt auch Höbarth, der die App in den nächsten Monaten noch nachbessern möchte.

Entwickler Sebastian Hörbarth mit seiner apps4austria-Auszeichnung
Die Motivation für Höbarth, überhaupt eine eigene Fahrplan- und Routenplaner-App zu entwickeln, entstand aus der eigenen Not heraus: „Ich war in Linz etwas trinken und musste mit den Öffis nach Hause fahren. Es hat aber in Strömen geregnet. Eine Abfahrtsanzeige für die Hosentasche wäre praktisch, dachte ich mir damals.“

Für den Entwickler, der nach seinem Master-Abschluss an der FH Hagenberg im Lehrgang „Mobile Computing“ selbstständig weitere Apps entwickeln will, lag es in Folge auf der Hand, die erfolgreiche Linzer App auch nach Wien zu bringen. „Ich finde es sehr spannend und wichtig, Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Jedoch von den Datensätzen bis zu einer anschaulichen Visualisierung ist es ein weiter Weg.“

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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