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Netzpolitik

Panik bei Twitch-Fans: Uploadfilter sollen Nutzer in der EU aussperren

„Europäische Zuschauer von internationalen Streams ausgeschlossen“, „Sofortige Account-Sperren, auch wenn man nichts dafürkann“ und „Europäische Twitch-Streamer werden arbeitslos“. Solche Meldungen geistern derzeit durch Twitter und Reddit und verbreiten Panik. Grund dafür ist ein Interview, dass der Twitch-Chef Emmett Shear vor einer Woche gegeben hat.

Shear ist bekannt für seinen Kampf gegen die EU-Urheberrechtsnovelle. Vor der Abstimmung hat er sich massiv gegen das neue Urheberrecht eingesetzt. Speziell der Artikel 13 habe ihm aufgestoßen. Laut diesem sei es möglich, dass jeder Live-Stream auf Twitch in Echtzeit analysiert werden müsse, was technisch kaum bewältigt werden könne. Am Abend, nachdem die EU für die Novelle gestimmt hat, war er bei einer Veranstaltung dementsprechend pessimistisch.

„Der Entwurf ist schlecht. Es ist total unklar, was wir machen müssen, um uns an die neuen Regeln zu halten“, so Shear. Twitch ist besonders populär bei Usern, die Video- und Computerspiele streamen. Einige User verdienen so sogar ihren Lebensunterhalt, etwa durch Sponsorings und Werbung. Twitch hat aber nicht die Rechte an den Spielen oder den darin vorkommenden Liedern. Deshalb befürchtet er, dass die EU deshalb Twitch für Copyrightverstöße bestrafen könne.

Der schlimmste Fall

Shear beschreibt das Worst-Case-Szenario. Im schlimmsten Fall könnten europäische User nicht mehr ihre Games streamen und in einigen Fällen könnten sie auch keine Twitch-Streams mehr ansehen. Das heißt aber nicht, dass Twitch das jetzt macht, so wie auf Twitter behauptet wird. Ganz im Gegenteil: Der Twitch-Chef will das verhindern.

Shear sagte, dass er sichergehen werde, dass Live-Streams nicht unfair blockiert werden, etwa wenn Musik im Hintergrund spielt. Auf Twitter wurde daraus: „User werden sofort gesperrt, wenn jemand im In-Game-Voice-Chat Musik abspielt.“ Was Shear tatsächlich sagte: „Wir werden dafür lobbyieren, dass das Gesetz eine faire Nutzung erlaubt und Leuten ermöglicht zu experimentieren und neue Dinge auszuprobieren.“

Das größte Problem sieht Shear darin, dass die Macher des Entwurfs anscheinend nicht wissen, was Twitch überhaupt ist. Das Gesetz sei gegen Content-Piraterie gemacht worden und „nicht für uns“. Idealerweise wurde die Urheberrechtsnovelle verhindern, dass die Arbeit anderer Leute gestohlen wird. Gleichzeitig sollte sie aber IT-Unternehmen wie Twitch die Freiheit lassen, Copyright-geschütztes Material weiterzuverwenden – mit entsprechenden Einschränkungen.

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