Trump sorgt für Zuwächse bei Verschlüsselungsdiensten
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Der Sieg des exzentrischen Bauunternehmers bei den US-Wahlen am Dienstag hat dafür gesorgt, dass viele Internetnutzer über ihre Privatsphäre besorgt sind. Anbieter von Ende-zu-Ende- verschlüsselten Messenger- und E-Mail-Diensten berichten von stark steigenden Nutzerzahlen.
Neuanmeldungen bei ProtonMail verdoppelt
Der in der Schweiz beheimatete E-Mail-Dienst ProtonMail vermeldet, dass sich die Zahl der Neuanmeldungen seit dem Wahlsieg Trumps in der vergangenen Woche verdoppelt hätten. In einem Blog-Eintrag vom Freitag schreibt ProtonMail-Chef Andy Yen, dass Trump und die republikanische Mehrheit im US-Kongress nun die Macht hätten, den US-Überwachungsapparat nach ihrem Gutdünken zu verändern. Trump gebe einem alten Problem aber nur ein neues Gesicht. Verunsicherte Nutzer seien aber zu Recht besorgt, dass ihre Privatsphäre unter einem von Trump geführten Geheimdienst nicht sicherer werde.
Signal mit kräftigen Zuwächsen
Auch bei der verschlüsselten Messaging-App Signal ist von steigenden Downloadzahlen die Rede. Signals Nutzerzahlen seien in der vergangenen Woche stark gewachsen, der Trend halte an, sagte Signal-Entwickler Moxie Marlinspike zu Motherboard.
Dass Trumps Präsidentschaft dazu führen wird, dass die Entwicklung von Kryptotechnologie ins Stocken gerät, glauben die Entwickler des Signal-Verschlüsselungsprotokolls hingegen nicht. Man unterschätze, wie verrückt die Dinge während der Bush-Regierung gewesen seien, meinte Tyler Reinhard von Open Whisper Systems, der Non-profit-Initiative hinter der Messaging-App, gegenüber Motherboard. Die Bush-Jahre seien wirklich dystopische Zeiten gewesen. Im Rückblick müsse man aber sagen, dass damals viele neue Krypto-Ideen entstanden seien.
„Daten löschen“
Die Sorge, ein Präsident Trump könnte die US-Internetüberwachung noch verschärfen, ist in Tech-Kreisen verbreitet. Maciej Ceglowski, Entwickler des Social-Bookmarking-Dienstes pinboard rief Facebook und Google vergangene Woche dazu auf, weniger Nutzerdaten zu sammeln und ihren Nutzern die Möglichkeit zu geben, persönliche Daten zu löschen. Noch vor wenigen Wochen sei es schwer vorstellbar gewesen, dass das FBI jeden in den USA lebenden Muslim zu einer detaillierten Befragung vorlade. Mittlerweile sei ein solches Szenario wahrscheinlicher geworden, sagte Ceglowski unter Verweis auf Trumps Äußerungen im Wahlkampf, ein Einsreiseverbot für Muslime erlassen zu wollen und in den USA lebende Moslems in einer Datenbank zu erfassen.
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