Bose: Musik-Streaming jetzt Massenmarkt-tauglich
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Lieder auf Abruf von Internet-Servern abzuspielen, war bis dato kein Massenphänomen. Musik über WLAN-Funk auf mehrere Lautsprecher in verschiedenen Zimmern zu schicken, ebenso wenig. Sogenanntes Musik-Streaming und Multiroom-Audio ist bei einer jüngeren Zielgruppe oder Technik-Fans zwar seit Jahren populär, zum Durchschnittskonsumenten ist diese Art, Musik zu hören jedoch nicht durchgedrungen. Am ehesten werden solche Services direkt am Smartphone oder Tablet genutzt. Bei der stationären Integration zu Hause schrecken jedoch viele zurück, obwohl Firmen wie Sonos oder Philips seit Jahren Lösungen anbieten.
Die Zeit ist reif
„Mit der rasanten Verbreitung von Smartphones und WLAN sind Konsumenten mit vernetzten Lösungen vertraut. Unseren Untersuchungen zufolge haben über 90 Prozent der Haushalte ein eigenes kabelloses Heimnetzwerk“, sagt Bose-Chef Bob Maresca zur futurezone. Knapp zehn Jahre nachdem sich Pioniere wie Sonos dem Musikkonsum über das Internet widmeten, steigt jetzt also Bose ein. „Streaming ist nicht mehr nur für Techno-Geeks wie ich einer bin. Es ist so einfach geworden, dass es auch meine Mutter bedienen kann. Die Berührungsängste sind verschwunden“, sagt der Manager. Zudem sei das Konzept, jeden beliebigen Song legal über das Internet anhören zu können, schlicht genial.
Nachzügler
Dass Bose – wie so oft bei Neuerungen – hinten nach ist, lässt der Firmenchef nicht gelten. „Viele Kritiker werfen uns vor, dass wir Trends verschlafen. Ich kontere, dass wir schlicht solange warten, bis Entwicklungen ausgereift sind.“ Aus Sicht des gebürtigen New Yorkers ist bei Streaming dieser Punkt erreicht, weshalb Bose nun entsprechende Produkte auf den Markt bringt und das bestehende Portfolio umrüstet. Sie sollen alle Vorteile des Streamings bieten, die Komplexität dahinter jedoch ausklammern. Ab sofort gibt es drei neue Lautsprecher (SoundTouch 20, 30 und Portable), bis Anfang nächsten Jahres werden alle bestehenden Lösungen um diese Funktionalität erweitert. Parallel wurden das Verkaufspersonal und die Service-Mitarbeiter geschult, um bei etwaigen Problemen beiseite zu stehen oder bei der Installation zu helfen.
So einfach wie möglich
Um sich von der Konkurrenz abzuheben, hat sich die US-Firma etwas Simples einfallen lassen. Neben der Steuerung über eine App am Smartphone, Tablet (iOS & Android) oder Computer, gibt es sechs Tasten am Gerät und auf der Fernbedienung. Diese durchnummerierten Knöpfe haben die gleiche Funktion wie jene eines Autoradios: Sie können mit Favoriten belegt werden, etwa mit einem Musik-Genre, einem speziellen Album, einem einzelnen Song oder einer der 18.000 Internet-Radiostationen. „Leute sind nun einmal faul und wollen nicht viel Zeit mit Einstellungen vergeuden. Dazu haben wir die Favoriten-Tasten entwickelt. Ein Druck und die Musik läuft. Man braucht kein Smartphone zücken, keinen Pin-Code eingeben und eine App öffnen“, erklärt der Bose-Chef die banale Funktion. Die Tastenzahl ist ganz bewusst auf sechs beschränkt, da man sich diese Anzahl an Einstellungen noch ohne Aufwand merken könne. Im Zuge der Entwicklungen hat Bose auch mit Sprachsteuerung und anderen Bedienkonzepten experimentiert, diese jedoch als zu unausgereift empfunden.
Ausbaufähig
Die Einfachheit hat allerdings ihren Preis: Erstens sind alte Bose-Produkte aufgrund technischer Vorgaben bei der Stromversorgung nicht nachrüstbar. Es soll allerdings ein Umtausch-Programm geben, um ältere Geräte für einen günstigeren Preis gegen neue, vernetzte Modelle tauschen zu können. Zweitens sind die neuen Produkte mit Preisen zwischen 400 und 700 Euro kostspielig. Drittens, und das dürfte viele Technik-Fans verärgern, wurden zum Start diverse Standards nicht berücksichtigt. Für die einfache Bedienung wurde beispielsweise die Funktion geopfert, NAS-Speicher einzubinden. Auch können umkomprimierte Audio-Daten (FLAC, Apple Lossless) noch nicht abgespielt werden. Dies soll alles 2014 nachgereicht werden. Bose unterstreicht im Zuge dessen, dass die neuen Modelle zukunftssicher sind und laufend um Funktionen ergänzt werden. So sollen alleine in den nächsten 12 Monaten vier größere Software-Aktualisierungen kommen.
Ungewohnte Stille
Schließlich, und das ist das größte Manko, hat Bose Europäern ein wichtiges Kaufargument vorenthalten. Während in den USA der Musik-Dienst Pandora von Beginn an integriert ist, fehlt es hierzulande an Musik-Services. Das Einbinden von populären Anbietern wie Spotify, Deezer oder auch Google Play soll erst Anfang 2014 passieren. Man sei in Verhandlungen mit alle großen Firmen, versichert der Firmenchef. Da Konkurrenten wie Sonos, Philips, Marrantz, Denon oder etwa Onkyo all dies schon länger anbieten, wirkt der Produkt-Start daher insgesamt doch überhastet. Ob es ob der Mängel nicht einfacher gewesen wäre, Konkurrent und Wegbereiter Sonos zu kaufen? „Das war nie ein Thema. Sie haben keine Patente oder Entwicklungen, die uns bereichern. Anstatt zuzukaufen, entwickeln wir es lieber selbst“, so Maresca.
Lesen Sie am Freitag auf futurezone ein erstes Hands-on mit den neuen SoundTouch-Lautsprechern.
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