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"Digital Wellness" gegen die Smartphone-Sucht

Am Montag hat in San Jose, Kalifornien, die diesjährige Apple-Entwicklerkonferenz WWDC begonnen. Die WWDC zählt zu den zwei wichtigsten Fixterminen des Jahres für Apple-Fans. Große Produkthighlights darf man sich 2018 nicht erwarten. Stattdessen geht es um Neuigkeiten, die Apples Plattformen iOS, macOS oder watchOS betreffen. In diesem Jahr gibt es ein Jubiläum zu feiern. Der 2008 gestartete App Store für das Mobil-Betriebssystem iOS ist zehn Jahre alt. Der runde Geburtstag soll von Apple unter anderem dafür genutzt werden, um Nutzern ihre eigenen Gewohnheiten beim Umgang mit dem iPhone oder dem iPad vor Augen zu führen.

Abschalten im Trend

Smartphone-Sucht ist weit verbreitet. Als Gegenpol dazu hat die "Digital Wellness"-Bewegung in den vergangenen Monaten regen Zulauf erhalten. Initiiert wurde sie vom ehemaligen Google-Mitarbeiter Tristan Harris. Er vertritt die Meinung, dass die Gesellschaft von Technologie in Geiselhaft gehalten wird. Apps und Social Networks seien darauf ausgelegt, Menschen süchtig zu machen und konstant in ihrem Bann zu halten, sei es um Werbung anzuzeigen, Daten zu sammeln oder ganz allgemein: Mehr Geld zu verdienen.

Die kritische Botschaft ist bei den Technologiekonzernen angekommen. Google hat bei seiner Entwicklerkonferenz I/O Anfang Mai mehrere Funktionen im neuen Mobil-Betriebssystem Android P vorgestellt, die eine bewusstere Smartphone-Nutzung ermöglichen sollen. Unter anderem erhalten Nutzer auf einem eigenen "Dashboard" eine Überblick darüber, wann und wofür sie ihr Gerät zuletzt verwendet haben. Für bestimmte Apps lassen sich Zeiten einstellen, an denen sie automatisch beendet werden. Außerdem schaltet das Display von bunt auf schwarz-weiß um, wenn es Zeit ist, ins Bett zu gehen - sobald man die entsprechende Funktion aus Gründen der Selbstbeschränkung aktiviert hat.

Sogwirkung abschwächen

Von Apple wird nun ähnliches erwartet, wenngleich möglicherweise in einer etwas subtileren Herangehensweise als Google, berichtet Wired. Neuen "Digital Wellness"-Funktionen kann Medienpsychologe Dominik Rosenauer durchaus etwas abgewinnen: "Ich kann mir schon vorstellen, dass solche Zusatzfunktionen Menschen helfen. Neue Medien haben generell eine Sogwirkung, man vergisst damit die Zeit." Erwachsene sehen Smartphone-Sucht häufig lediglich als Problem, an dem ihre Kinder leiden. "Wenn man das näher erforscht, stellt sich oft heraus, dass sich das Verhalten der Eltern nicht wesentlich unterscheidet", meint Rosenauer. "Wenn man in Lokale geht, sieht man oft Paare, die sich anschweigen, während sie ihre Smartphones bedienen."

Oberflächlichkeit

Der Datenskandal rund um Cambridge Analytica und Facebook hat jedoch viele Nutzer aufgerüttelt und ihnen eine Reihe negativer Auswirkungen der immer wichtigeren Stellung von Technologie in der Gesellschaft gezeigt. Manipulation und Datenmissbrauch haben auch Rufe nach mehr Verantwortung der Technologiekonzerne laut werden lassen. Kritiker sehen jedoch den scheinbaren Sinneswandel von Google, Apple und Co. als oberflächliche Imagepolitur, während die wahren Probleme unangetastet bleiben. Das Smartphone lernt weiterhin jede Menge über seine Nutzer und macht gesammelte Daten zu Gewinn.

"Digital Wellness"-Fahnenträger Tristan Harris sieht die neuen Funktionen von Google und möglicherweise auch Apple als einen "guten ersten Schritt auf dem Weg hin zu einer humaneren Technologie". Genug getan sei damit aber noch lange nicht.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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