Dave Burke of Google speaks on stage during the annual Google I/O developers conference in Mountain View
© REUTERS / STEPHEN LAM

Produkte

Android P: “Smartphones können noch viel schlauer werden”

Im Rahmen seiner Entwicklerkonferenz I/O hat Google einen umfassenden Ausblick darauf gegeben, wie das kommende Android aussehen wird. Wofür das P steht, ist zwar weiterhin unbekannt, das Update dürfte aber eines der umfangreichsten sein, das Google in den letzten Jahren veröffentlicht hat. 

Eine auffällige Neuerung für Nutzer ist wohl die veränderte Art und Weise, wie man sich durch das System navigiert. Google macht einen Schritt weg von den drei bekannten Buttons “Zurück”, “Home” und “letzte Apps”. “Besonders der dritte Button war für viele Nutzer verwirrend”, wie Dave Burke, Android-Chef von Google, auf der I/O im Rahmen eines Roundtables erklärt. Darum wurde der Button entfernt. Darüber hinaus hat Google noch Wischgesten stärker in das System integriert. Wischt man nach oben kommt man zu einer App-Übersicht, in der man einen Überblick über die offenen Fenster hat.

Machine Learning

Insgesamt soll das System durch Machine Learning intelligenter sein. “ Smartphones können noch viel schlauer werden”, so Android-Manager Sameer Samat.“Wir schaffen Raum für eine intelligente Benutzeroberfläche." Konkret findet sich jetzt an der Oberseite des App Drawers Platz für fünf Icons, die sich regelmäßig ändern. Welche Apps angezeigt werden, hängt vom eigenen Nutzerverhalten ab. Das System soll künftig etwa auch erkennen, was man zu welcher Tageszeit machen will und nicht nur automatisch die gewünschte App öffnen, sondern einen mittels App Actions auch direkt zum gewünschten Punkt bringen.

Verbindet man etwa seine Kopfhörer, öffnet sich nicht nur Spotify, sondern es wird auch die Wiedergabe der Lieblings-Playlist fortgesetzt. Mithilfe der sogenannten “Slices” können außerdem einzelne Elemente von Apps in andere Teile des Systems integriert werden, ohne, dass man die App öffnen muss. Als Beispiel nimmt Google hier Lyft und die App-Suche her. Wenn man nach “Lyft” sucht, findet man nicht nur die App, sondern direkt vorgeschlagene Routen und wie viel sie kosten. Künftig soll die Funktion noch auf andere Teile des Systems neben der Suche ausgeweitet werden. 

Sameer Samat und Dave Burke

Überarbeitet wurde außerdem die Art und Weise, wie man Screenshots macht. Anstatt des eher umständlichen Weges über die Hardware-Buttons findet sich nun im Power-Menü eine entsprechende Option. Außerdem wurde ein Editor für die Bildschirmfotos fix in das System integriert.

Künstliche Intelligenz für mehr Akkulaufzeit

Mittels Machine Learning und KI soll außerdem die Akkulaufzeit verlängert werden. Der Stromverbrauch wird dabei so angepasst, dass die oft genutzten Anwendungen priorisiert werden und die selten genutzten Apps möglichst wenig Strom verbrauchen. Das System lernt außerdem, welche Displayhelligkeit die Nutzer in welchen Situationen bevorzugen. Auch hier sei einiges an Energiesparpotenzial möglich. 

Bewusstere Smartphone-Nutzung

Das neue Android ermöglicht es den Nutzern, umfangreich zu analysieren, wie sie ihr Smartphone verwenden. In einer Übersicht zeigt das System, wie lange man sein Handy pro Tag verwendet und wie viele Benachrichtigungen man bekommt. In einem Tortendiagramm kann man sich ansehen, wie lange man welche App benutzt hat. Auch seine persönlichen “Charts” der meistgenutzten Applikationen kann man sich so anzeigen lassen.

“Sein eigenes Verhalten zu verstehen, ist der erste Schritt für Verbesserungen”, so . Laut Samat hätten viele Nutzer den Wunsch geäußert, weniger Zeit mit ihren Smartphones zu verbringen. “Wir sehen uns als Lieferant für neue Technologien in einer großen Verantwortung”, so Samat. “Wir wollen Tools zur Verfügung stellen, Technologie verantwortungsvoll zu benutzen."

Problematische Nutzung

Neben der umfassenden Analyse soll das neue Android auch helfen, möglicherweise problematische Nutzungsmuster zu vermeiden. So kann man festlegen, wie lange man eine bestimmte App pro Tag verwenden darf. Ein wenig Selbstkontrolle braucht es aber dennoch, da man die regulierte App jederzeit wieder entsperren kann. Laut Samat habe man sich vorerst dafür entschieden, künftig sei es aber durchaus denkbar, dass man die App tatsächlich komplett sperre.

Wer nicht auf des Update warten will, kann übrigens solange auch auf Drittanbieter zurückgreifen. So bieten zahlreiche Apps im Play Store sehr ähnliche Funktionen bereits seit längerem an. Eine davon ist etwa Checky.

Überarbeitet wurde außerdem der Nicht-Stören-Modus. Schaltet man ihn ein, bekommt man tatsächlich keinerlei Notifications mehr, bis auf wenige Ausnahmen. So werden nur mehr Nachrichten und Anrufe von favorisierten Kontakten durchgelassen. 

Schlafen gehen

“Nutzer wollen besonders beim Schlafengehen Unterstützung”, so Samat. Android soll einen künftig auch sehr deutlich daran erinnern, wann man eigentlich schlafen gehen wollte bzw. wenn man sich vorgenommen hat, sein Handy eigentlich nicht mehr in die Hand zu nehmen. Wenn der selbst festgelegte Zeitpunkt erreicht ist, wird das Display anstatt in Farbe nur mehr monochrom angezeigt. “Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen gerade vor dem Schlafengehen sehr farbenfrohe Apps verwenden”, so Samat. Der automatischer Verzicht auf Farbe könne so eventuell erreichen, dass man das Gerät früher aus der Hand gebe. Außerdem wird der Nicht-Stören-Modus aktiviert.  

So kann man es ausprobieren

Wer Android P testen will, kann das nicht nur auf dem Pixel und auf dem Pixel 2 machen, sondern auch auf dem Essential Phone, dem Oppo R15 Pro, dem Nokia 7 Plus, dem Sony Xperia XZ2, dem Xiaomi Mi Mix 2S und Vivos X21. Die vergrößerte Auswahl and Endgeräten ist laut Burke auch Project Treble geschuldet, das auf der I/O im vergangenen Jahr angekündigt und mit Android Oreo eingeführt wurde. Jenes erlaubt es durch ein modulares System schneller Updates auf die Endgeräte auszuliefern. 
 

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

mehr lesen
Thomas Prenner

Kommentare