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Firefox 4 ab sofort verfügbar

Während weltweit Microsofts Internet Explorer Platz eins bei Webbrowsern hält, bietet der deutschsprachige Raum ein konträres Bild: Seit Jahren ist hier Firefox mit knapp 50 Prozent Marktanteil das beliebteste Tor ins Web. Nach mehr als einem Jahr Entwicklungszeit und exakt eine Woche nach der Premiere des Internet Explorer 9 (IE9) kann Firefox 4 ab sofort geladen werden. Dass es ein weiteres Mal zu solch einer langen Wartezeit aufgrund zahlreicher Verschiebungen kommt, soll übrigens künftig unterbunden werden. Wie Mozilla-Europa-Präsident Tristan Nitot im Interview mit der futurezone erklärte, wird es eine andere Veröffentlichungspolitik geben: Anstatt wie beim Internet Explorer lange an einem großen Update zu arbeiten, wird es künftig im Quartalsrhythmus neue Versionen geben.

So sollen dieses Jahr noch drei weitere Browser-Versionen an den Start gehen. Durch die kürzeren Zeitfenster erhofft man sich, schneller Innovationen integrieren und insgesamt flexibler agieren zu können. Die Umstellung dürfte wohl auch mit Googles Chrome zusammenhängen, der ebenfalls in kurzen Intervallen aktualisiert wird. Der Browser konnte so innerhalb eines Jahres seinen weltweiten Marktanteil verdoppeln. Obwohl in einigen Monaten schon Firefox 5 seine Premiere feiern soll, heißt dies allerdings nicht, dass Version 4, dessen Release Candidates 1 & 2 kaum Fehler aufwiesen, bereits jetzt veraltet ist. Ganz im Gegenteil.

Tabs als Apps
Dass die Javascript-Performance (mittels Jägermonkey) verbessert wurde, war ebenso klar, wie die Unterstützung für Standards wie HTML5, WebM, WebGL oder CSS3. Die auffälligsten Änderungen im neuen Firefox betreffen stattdessen die Taskleiste: Kann man beim IE9 häufig besuchte Webseiten in der Taskleiste anheften, darf man dies bei FF4 nun direkt in der Tabs-Leiste. Per Rechtsklick auf einen Reiter kann dieser als „App-Tab“ innerhalb des Browsers, am Anfang der Leiste, fixiert werden. Um Platz zu sparen, wird dabei die Webseite auf ein kleines Symbol reduziert. Der Sinn dahinter: So hat man Webmail, Facebook oder andere frequentierte Web-Dienste immer griffbereit. Da viele Aktivitäten mittlerweile über die „Cloud“ abgewickelt werden, eine durchaus schlüssige Neuerung. Im Gegensatz zu IE9 und dessen tiefer Integration in Windows ergeben sich durch das Anheften jedoch keine Zusatzfunktionen. Kommt man bei IE9/W7 per Rechtsklick auf Untermenüs der angepinnten Webseiten oder sieht in der Taskleiste neue E-Mails, bleibt es bei FF4 ein einfacher Reiter.

Schlauere Reiter auf geringerem Platz
Eine weitere Änderung: Reiter sind nun, wie bei der Konkurrenz, über der Adress-Leiste positioniert. Laut Mozilla soll dies der besseren Übersicht dienen und die Blicke nicht von der Webseite ablenken. In der Praxis fällt dies jedoch weder positiv noch negativ auf. Dem Motto „Mehr Platz für das Surfen“ folgt nun auch FF4: So wie bei Chrome und IE9 ist die Zahl der Menüpunkte und Symbole auf ein Minimum reduziert. Webseiten wird soviel Platz wie möglich eingeräumt.

Tippt man in einem neuen Tab eine Web-Adresse ein, prüft Firefox, ob die Seite bereits in einem anderen Tab offen ist. So soll vermieden werden, ein und dieselbe Seite in mehreren Reitern geöffnet zu haben. Dies soll die Rechenlast reduzieren und als Konsequenz die Akku-Laufzeit erhöhen. Das Feature funktioniert übrigens nicht im Private-Browsing-Modus und ist im Alltag eher als nette Spielerei zu werten.

Eine Funktion, die hingegen als klare Verbesserung zu verbuchen ist, heißt „Panorama“: Hier können geöffnete Webseiten in einem Extra-Fenster per Drag&Drop in mehrere Gruppen geteilt werden. Soll lassen sich Tabs etwa thematisch zusammenfassen, was bei intensivem Browser-Gebrauch den Arbeitsfluss deutlich erhöht. So zieht man etwa Tabs zu einer Gruppe „Nachrichten“ zusammen, bildet die Einheit „Urlaub 2011“ und bündelt „Online-Netzwerke“. In zwei Klicks oder per Tastenkombination lässt sich schnell und bequem zwischen den Gruppen wechseln. Eine weiterer Vorteil dieser „Panorama“-Funktion: Alle geöffneten Reiter sind als Vorschaubilder auf einen Blick zu sehen und anzusteuern.

Hilfe durch die Grafikkarte
Firefox 4 beherrscht wie IE9 und Chrome Hardware-Beschleunigung: Bei Videos und Spielen übernimmt bei Bedarf die Grafikkarte das Rechnen, auch bei 2D kann die Grafikkarte helfen. Dadurch wird der Prozessor entlastet. Auf einem leistungsschwachen Netbook brachte dies im futurezone-Test im Vergleich zur Vorgänger-Version eine merkliche Verbesserung. Seiten laden deutlich schneller, selbst viele Tabs bremsen den PC nicht mehr aus. Im direkten Vergleich zum neuen IE9 reagierte FF4 zudem unter Last etwas schneller.

Alles am aktuellen Stand
Nutzer können den Browser nun synchronisieren. Dabei werden Nutzungsdaten (Verlauf, geöffnete Tabs, etc.) auf einem Mozilla-Server verschlüsselt gespeichert. Öffnet man Firefox 4 auf dem Handy oder einem anderen PC und loggt sich ein (ein Konto bei Mozilla ist notwendig), wird der letzte Stand übernommen. Solch eine Funktion kennt man bereits von Chrome, wo sie sich bereits als äußerst praktisch erwiesen hat. Bei Firefox ist es nicht anders. Ebenfalls praktisch ist der neue Add-On-Manager, der das Verwalten von Plug-Ins nun bequemer macht.

Nutzlose Blockade gegen Tracker
Version Vier bietet ebenso wie IE9 die Datenschutz-Option „Do not Track“ (DNT) an. Tracking-Schutz-Listen, die wie im Internet Explorer via ferngewarteter Sperrlisten Zählpixel, Werbung und Analyse-Tools blocken, gibt es hingegen nicht. Wie beim Microsoft-Produkt muss die DNT-Funktion vom Nutzer erst aktiviert werden. Ist dies geschehen, werden Webseiten per http-Header-Befehl aufgefordert, das Surf-Verhalten des Besuchers nicht für Werbezwecke und Tracking zu protokollieren. Was in der Theorie gut klingt, in der Praxis bislang jedoch keinerlei Wirkung hat. Denn kein Werbe-Netzwerk hat sich zu dem neuen Standard bekannt und erklärt, den Befehl zu unterstützen und ihm Folge zu leisten. Daher ist die Integration eher in der Kategorie „zukunftssicher“ einzuordnen, denn sowohl EU als auch die US-Regierung präferieren im Kampf für Privatsphäre im Web die DNT-Methode. Wer in FF4 auf Nummer Sicher gehen will, sollte daher wie gehabt Plug-Ins wie AdBlocker Plus aktivieren.

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Benjamin Sterbenz

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