Google Inbox im Test: Die bunte Zukunft der E-Mail
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Google weiß es, immer wieder zu überraschen. In der vergangenen Woche hat der Suchmaschinenkonzern unerwartet einen neuen Dienst angekündigt. Google Inbox bietet einen neuen Weg, seine Mails zu organisieren und Ordnung im Postfach zu behalten. Ob das Projekt Zukunft hat, oder ein neues Google Wave wird, hat die futurezone im Test festgestellt.
Wie schon Gmail selbst, startet auch Inbox mit einer geschlossenen Beta-Phase auf Basis von Invites. Wer es also nutzen will, muss entweder von einem Freund oder direkt von Google eingeladen werden. Ist man einmal für den Dienst freigeschaltet, kann man ihn unter Android, iOS sowie im Chrome-Browser nutzen. Andere Desktop-Browser werden derzeit noch nicht unterstützt.
Inbox wurde gerade zu Beginn oft als eine Mischung aus Google Now und Gmail beschrieben. Wie Google Now, scannt Inbox die eingehenden E-Mails und kategorisiert sie in verschiedene Themen. Standardmäßig hat man in seiner Liste etwa Reisen, Einkäufe, Finanzen, Social, Updates, Foren oder Promos. Ähnliches kannte man bereits von Gmail, wo bestimmte Nachrichten ebenfalls automatisch sortiert wurden. Außerdem kann man selbst Kategorien erstellen, die genauso wie Labels in Gmail funktionieren. Um eine Nachricht manuell einem Bundle zuzuordnen, muss man das Kontextmenü öffnen, Drag and Drop wie bei Gmail funktioniert nicht.
Erledigen statt archivieren
Befinden sich in der Inbox mehrere Mails zu bestimmten Kategorien, etwa Newsletter oder Angebote von verschiedenen Online-Stores, werden sie gebündelt angezeigt und können gebündelt als “Erledigt” markiert werden. Das "Erledigt" entspricht dem aus Gmail bekannten Archivieren. Das Konzept aus Behalten, Löschen und als Ungelesen markieren wird somit aufgebrochen. Außerdem hat man in Inbox nun die Möglichkeit, sich an bestimmte E-Mails bzw. Konversationen zu einem späteren Zeitpunkt erinnern zu lassen (Snoozen), oder sie zu “pinnen”, das heißt sie für unbestimmte Dauer fix in der Inbox zu platzieren.
Per Schalter rechts oben kann man dann umschalten, um nur die gepinnten E-Mails anzeigen zu lassen. Außerdem kann man Textnotizen erstellen, die ebenfalls in der Inbox platziert werden. Wahlweise kann man sich auch daran zu fixen Zeitpunkten oder an bestimmten Orten erinnern lassen. Diese Notizen erscheinen zum jeweiligen Erinnerungszeitpunkt übrigens auch in Google Now. Durch die Kombination aus gepinnten E-Mails, gesetzen Erinnerungen sowie Notizen wird aus der Inbox eine Liste an Aufgaben, die man noch zu erledigen hat.
Die Optik
Die Optik erinnert teilweise an die aktuelle Gmail-Android-App. Jede Nachricht ist mit einem Kreis gekennzeichnet, der entweder das Google+-Profilbild oder den Anfangsbuchstaben des Absenders zeigt. Die Navigationsleiste zu den Kategorien befindet sich auf der linken Seite und ist standardmäßig eingeklappt. Unter Android ist dort noch das eigene Google+-Profilbild und Coverfoto zu sehen. In der oberen blauen Leiste hat man außerdem eine Suchfunktion integriert, sowie Zugriff auf Google-Plus-Benachrichtigungen und Hangouts.
Will man eine neue Mail verfassen, muss man auf den großen, roten Button rechts unten drücken. Dort werden dann auch gleich die Empfänger der letzten E-Mails automatisch angezeigt, was im Alltag durchaus praktisch ist. Das Fenster zum Verfassen der E-Mail wurde im Vergleich zu Gmail etwas reduziert. Wichtige Funktionen, wie das Anhängen von lokal gespeicherten Dateien und Formatierungsoptionen, sind weiterhin vorhanden. Emoticons, direktes Anhängen von Dateien aus Google Drive und das Einfügen von Fotos fehlen aber vollständig.
Fingerwischen mit der App
Wie schon die Gmail-App, steht auch bei der Inbox-App das Wischen im Vordergrund. Um eine Nachricht bzw. Notiz als erledigt zu markieren, muss man mit dem Finger von links nach rechts wischen.
Um sich später daran erinnern zu lassen, muss man von rechts nach links wischen. Das erinnert an die App Mailbox. Ansonsten gleicht die Inbox-App in Sachen Funktionalität und Optik der Web-Oberfläche und weist im Test keine gröberen Fehler auf.
Mängel
In der Praxis stößt man noch relativ schnell an die Grenzen von Inbox und wird so wieder zurück in die Arme des regulären Gmail-Interfaces getrieben. So müssen derzeit noch fast alle Einstellungen über die Gmail-Oberfläche getätigt werden. Sehr ärgerlich ist der Umstand, dass Inbox keine Signaturen unterstützt und sie einfach ignoriert, auch wenn sie bei Gmail korrekt eingerichtet wurden.
Auch in Sachen Übersichtlichkeit hat Inbox noch Optimierungsbedarf. Gerade dann, wenn man ein minimalistisches Gmail mit einzeiliger Listenansicht gewohnt ist, irritieren einen die hohen Spalten, in denen Inbox die Mails darstellt. Auch die Anhänge werden dort groß angezeigt, was ebenfalls nicht gerade zur Übersichtlichkeit beiträgt. Und obwohl Inbox stark auf Kategorien setzt, wird in der Sidebar nicht angezeigt, wie viele Mails sich in welcher Kategorie befinden.
Gerade Nutzer von Google Keep könnten in der Inbox schmerzlich einige Notiz-Funktionen vermissen. So kann man bei Inbox lediglich Text-Notizen machen, die Möglichkeit Bilder einzufügen oder Checklists zu erstellen, wie man es eben von Keep kennt, fehlt dabei völlig. Die einzige Möglichkeit, die man hat, um selbst Fotos in seine Inbox zu bekommen, ist sich selbst ein E-Mail zu schreiben.
Fazit
Das neue Inbox-Konzept regt im Alltag durchaus dazu an, Mails nicht ewig im Posteingang zu lassen, sondern den Ordner immer wieder auszusortieren und aktuell zu halten. Auch das gute Gefühl, etwas als “erledigt” markieren zu können, sorgt dafür, dass man dazu geneigt ist, Ordnung zu schaffen. In Sachen automatisches Bündeln der Nachrichten liefert Google mit Inbox einen ordentlichen Job ab, die Nachrichtensammlungen machen durchaus Sinn und das Sortieren der E-Mails wird durch das gesammelte “Erledigen” konsequent beschleunigt.
Im Alltag wird einem schnell klar, dass Inbox nicht da ist, um Gmail zu ersetzen, sondern um es zu ergänzen. Google wird aus dem Nutzerverhalten von Inbox bestimmt lernen und den Dienst entsprechend weiterhin verbessern. Inbox hat definitiv Potenzial, Google muss allerdings noch Arbeit in den Dienst stecken.
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