Technics EAH-T700 im Test
Technics EAH-T700 im Test
© Thomas Prenner

Kopfhörer

Technics EAH-T700 im Test: Perfektion, die kalt lässt

Mit der Wiederbelebung der Traditionsmarke Technics, unter anderem mit der Neuauflage des Plattenspielers SL-1200, hat Panasonic 2014 die Audiofachwelt überrascht. Im kleinen, aber feinen Portfolio findet sich mit dem 1200 Euro teuren EAH-T700 auch ein Highend-Kopfhörer, den ich für die futurezone testen durfte. Er spielt in etwa in der gleichen Preisklasse wie die bereits getesten AKG N90Q (1500 Euro UVP) und der Sennheiser HD 800 S, der mit 1600 Euro (UVP) zwar um ein Drittel teurer ist, aber mein bisher ungeschlagenes Referenzmodell darstellt.

Hochwertige Verarbeitung

Was Ausstattung und Verarbeitung betrifft, gibt es nichts zu bemängeln. Das Design ist in schwarz bis dunkelgrau gehalten und arbeitet mit hochwertigem Leder und Aluminium. Die weiche, aber angenehm stützende Polsterung des Bügels und der abnehmbaren Ear Pads trägt wesentlich zum Tragekomfort bei. Die Kopfhörer sitzen gut, der großzügige Schiebemechanismus rechts und links sorgt für optimale Passfestigkeit. Mit 470 Gramm (ohne Kabel) sind die EAH-T700 allerdings spürbar schwerer als etwa die Sennheiser HD 800 S, was besonders bei stundenlangem Hören negativ ins Gewicht fällt.

Technics EAH-T700 im Test
Punkten will Technics mit einer besonderen Vibrations- und Halldämpfung, die für eine reine, unverfälschte Klangwiedergabe sorgen soll. Die schwebende Anordnung des angewinkelten 50-mm-Treibers soll verhindern, dass unerwünschte Vibrationen des Treibers auf andere Teile des Kopfhörers übertragen werden. Neben dem erwähnten Treiber für den Hauptfrequenzbereich hat Technics auch einen 14-mm-Hochtöner für den Super-Hochfrequenzbereich verbaut.Alle genauen technischen Daten finden sich auf der Webseite von Technics.

Präzision und starke Tiefe

Die erwähnten technischen Features sollen laut Technics für einen „kristallklaren Klang mit größtmöglicher Reinheit“ und möglichst wenig Hall sorgen. Diese Ansage können die Highend-Kopfhörer im Test definitiv erfüllen. Das Klangbild überzeugt durch eine enorme Aufgeräumtheit und Präzision. Kleinste musikalische Details werden sauber dargestellt, ohne jedoch die Ausgewogenheit des Klangs zu gefährden. Der Sound klingt staubtrocken, wie in einem perfekt schallgedämmten Studio. Dass dies nicht ganz unproblematisch ist, werde ich später noch ausführen.

Technics EAH-T700 im Test
Die größte Stärke im Vergleich zum Sennheiser HD 800 S kann der Technics EAH-T700 in der Tiefe ausspielen. Der Bass ist ausgesprochen kraftvoll, aber ohne den tiefen Frequenzen unkontrolliert das Feld zu überlassen. So fügen sich diese kompakt und fokussiert in den Gesamtklang ein, ohne den Rest des Frequenzspektrums zu überdecken.

Das fällt etwa bei der Coverversion des Songs New Age (The Velvet Underground) durch Tori Amos auf. Das tiefe Wummern des elektrischen Klaviers bringt viele Ausgabegeräte schnell an ihre Grenzen – die EAH-T700 Kopfhörer schaffen den Spagat zwischen ausladender Resonanz am unteren Frequenzspektrum und Amos‘ Stimme perfekt.

Höhe ohne Silberstreifen

Auch bei den Höhen ist der Kopfhörer auf Ausgewogenheit bedacht. Alles wird sauber dargestellt, ohne dass hochfrequente Stimmen oder Instrumente jemals anfangen in den Ohren zu klirren. Diese Ausgewogenheit hat allerdings auch eine Kehrseite. Für meinen Geschmack könnten die Höhen strahlender sein.

Technics EAH-T700 im Test
Vor allem bei Stimmen fehlt mir persönlich so etwa wie der silberne Faden, um einen Begriff aus der klassischen Musik zu verwenden. Das, was die menschliche Stimme oft so berührend und irgendwo auch unbegreiflich macht, geht in diesem sterilen Audiosetting irgendwie verloren.

Alles klingt nach Wiener Philharmoniker

Es ist schwer in Worte zu fassen, was mich am Klang der Technics-Kopfhörer stört. Denn objektiv betrachtet, scheint der EAH-T700 alles richtig zu machen. Ein Aha-Erlebnis brachte schließlich das Hören einer Bruckner-Sinfonie, eingespielt von meinem Lieblingsdirigenten Günter Wand mit dem NDR-Sinfonieorchester. Zu meiner Verblüffung klingt das NDR-Orchester, das mich sonst mit seinem warmen Klang begeistert, über die Kopfhörer eher wie die Wiener Philharmoniker.

Jetzt ist es kein Geheimnis, dass die Wiener Philharmoniker für viele Klassikliebhaber als Inbegriff des perfekten Klangs zählen. Mir war deren Klangideal immer eine Spur zu glatt, zu perfekt, zu steril, zu ausbalanciert und genau das sind die Assoziationen, welche die EAH-T700 bei mir hinterlassen. Alles ist perfekt aufbereitet und dennoch lässt es mich – anders als etwa bei den Sennheiser HD 800 S – irgendwie kalt.

Musikhören unter Laborbedingungen

Die mikroskopisch-laborhafte Wirkung wird dadurch verstärkt, dass die räumliche Aufbereitung der Musik ebenfalls sehr fokussiert ist. Immer ist man ganz nah an der Musik dran. Auch Soundkomponenten, die auf dem rechten sowie dem linken Kanal wiedergegeben werden, klingen sehr nah beisammen. Das ist einerseits wunderbar, um Musik bis ins kleinste Detail zu sezieren. Manchmal habe ich mir beim Hören aber gewünscht, einen Schritt zurücktreten zu können, um einen besseren Blick auf das Ganze zu erhalten und die Musik mit mehr Raum genießen zu können.

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Thomas Prenner
Technics EAH-T700 im Test
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Fazit

All diese Bemerkungen sind Jammern auf höchstem Niveau. Es besteht kein Zweifel, dass die EAH-T700 herausragende Kopfhörer sind. Wer es liebt, Musikstücke wie unter Laborbedingungen mit einem Mikroskop zu hören, ist bei den Technics-Kopfhörern perfekt aufgehoben. Ob der Sound einem wirklich zusagt und einem 1200 Euro wert ist, muss allerdings jeder durch Probehören selber herausfinden. Die EAH-T700 sind ausschließlich über zertifizierte Händler erhältlich und somit online nur schwer erhältlich.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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Martin Jan Stepanek

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