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LG G Flex 2 im Test: Gebogen und selbstheilend

LG G Flex 2 im Test: Gebogen und selbstheilend

LG setzt weiter auf gebogene Handys. Während die erste Version des G Flex noch an einigen Stellen schwächelte, will man mit dem G Flex 2 nun eine wahre gebogene Alternative zu Samsungs Galaxy S6, HTCs One M9 und Sonys Xperia Z3 liefern. Wie schon sein Vorgänger heilt sich das Gehäuse darüber hinaus selbst. Die futurezone hat sich das neue Smartphone genauer angesehen.

Erster Eindruck und Verarbeitung

Das neue G Flex ist, wie schon sein Vorgänger, ein echter Hingucker. Die Biegung fällt sofort auf, egal ob das Handy mit der Rück- oder der Vorderseite flach auf dem Tisch liegt. Die Rückseite ist aus glänzendem Kunststoff mit einem sehr subtilen, kreisförmigen Muster. Mittig oben befindet sich die Linse für die Kamera, rechts davon der Dual-LED-Blitz, links davon der Sensor für den Laser-Autofokus. Darunter liegt der LG-typische, rückseitige Power Knopf, darüber und darunter befinden sich die zwei Tasten zur Regelung der Lautstärke. An der Unterseite liegen der MicroUSB-Anschluss sowie der Kopfhöreranschluss.

Die Verarbeitung des G Flex 2 lässt wenig Raum für Kritik zu. Die Kanten sind allesamt schön abgerundet und der silberne Rahmen sorgt für eine schöne Optik. Die Rückseite fühlt sich trotz Verzichts auf Metall nicht billig an, wenngleich die glänzende Oberfläche aber auch ein Magnet für Fingerabdrücke ist. Der Akkudeckel lässt sich abnehmen, um darunter SIM und MicroSD-Karte einzusetzen. Der Akku ist dennoch fix verschraubt und lässt sich darum nicht einfach auswechseln.

Selbstheilend

Wie schon sein Vorgänger ist das G Flex 2 mit einem speziellen Kunststoff ausgestattet, der das Handy vor unschönen Kratzern bewahren soll. Das spezielle Material verhindert zwar nicht, dass Kratzer in erster Linie entstehen, lässt sie aber innerhalb von einigen Sekunden verschwinden. Allzu rabiat sollte man das Gehäuse dennoch nicht behandeln, wie die futurezone im Test festgestellt hat. Zwei, drei Kratzer, die dabei mit einem Kugelschreiber auf der Rückseite gemacht worden sind, haben sich dabei auch nach zwei Tagen nicht von alleine geheilt. Display des G Flex 2 ist übrigens mit gewöhnlichem, kratzfestem Gorilla Glass 3 geschützt.

Handhabung

Die Displaydiagonale ist im Vergleich zum Vorgänger etwas geschrumpft und liegt nun bei 5,5 statt ursprünglich sechs Zoll. Dank der Biegung liegt das Flex aber trotz seiner großen Abmessungen von knapp 150 x 75mm relativ gut in der Hand. Das Gehäuse ist, je nach Stelle, zwischen 7,1 und 9,4 mm dick. Das Gewicht des G Flex 2 ist mit 152 Gramm angenehm gering ausgefallen, was zur guten Handhabung beiträgt.

Weniger gut fällt in der Praxis das Urteil über den rückseitigen Power-Button und die Lautstärkeregelung aus. Dieses “Markenzeichen” von LG hat im Alltag null praktischen Nutzen, sondern irritiert nur. Zwar ist es durch die Biegung nicht ganz so unangenehm, den Power-Knopf auf der Rückseite zu drücken, wie bei einem gerade Phone, dennoch muss man auch beim Flex 2 hier gut aufpassen, dass einem das Handy nicht aus der Hand fällt. Man neigt außerdem dazu, mit dem Daumen am Display dagegen zu halten, was bei eingeschaltetem und entsperrtem Display manchmal dazu führt, dass man irgendetwas anderes unabsichtlich betätigt.

Das Display

Einer der größten Kritikpunkte am alten G Flex war sein Display, das trotz des großen Displays mit einer Diagonale von sechs Zoll lediglich in 720p auflöse. Das war bereits Ende 2013, als das Handy auf den Markt kam, nicht mehr zeitgemäß. Beim neuen G Flex hat man diese Schwachstelle ausgebügelt. Nicht nur, dass das Display kleiner ist, es hat sich auch die Pixelanzahl vervierfacht, was bedeutet, dass das G Flex 2 mit einem FullHD-Screen ausgestattet ist. Bei der Diagonale von 5,5 Zoll kommt man damit auf eine zeitgemäße Pixeldichte von 403PPI, was auch in der Praxis gut herüberkommt. Der Screen mit LGs hauseigener P-OLED-Technologie ist darüber hinaus scharf und kontrastreich und stellt Farben schön kräftig, aber nicht übersättigt dar. Die Helligkeit ist zwar nicht übermäßig hoch, geht aber in Ordnung.

Durch die Biegung lässt sich bei heller Umgebung, wie etwa bei strahlendem Sonnenschein, mehr als auf anderen Handy-Displays erkennen, wodurch die nicht ganz so hohe Helligkeit nicht so stark ins Gewicht fällt.

Leistung und Akku

Im Inneren des G Flex 2 werkelt ein aktueller Snapdragon 810, der vier Cortex A53 mit einer Taktrate von jeweils 1,5 GHz und vier Cortex A57 mit einer Rate von zwei GHz miteinander verbindet. Auch Samsung und HTC setzen bei ihren aktuellen Flagschiffen auf diesen big.LITTLE-Verbund, der für schnelle Leistung bei wenig Stromverbrauch sorgen soll. Für die Grafikdarstellung ist außerdem noch ein Adreno 430 vorhanden. Bei Flash- und Arbeitsspeicher erscheint das G Flex 2 in zwei Varianten: Die Version mit 16 GB internen Speicher verfügt über zwei GB Ram, bei 32 GB Flash-Speicher sind drei GB Ram verbaut. Aufgrund der Tatsache, dass LGs G3 noch mit einem etwas älteren Snapdragon 801 auskommen musste, ist das neue Flex somit LGs aktuell am besten ausgestattetes Handy.

Schade daran ist nur, dass man diese Leistung in der Praxis kaum spürt, woran nur LGs hauseigene Software Schuld sein dürfte. Das LG-ROM sorgt an allen Ecken und Enden für Verzögerungen und Lags, wodurch sich das Flex 2 beim Bedienen durch die Menüs bestenfalls wie ein Mittelklasse-Phone anfühlt. Ist der letzte Neustart schon einige Zeit her, werden die Lags teilweise so schlimm, dass man gezwungen ist, das Handy neu zu starten, um normal damit arbeiten zu können. Man kann nur hoffen, dass LG dieses Problem bereits identifiziert hat und mit einem Software-Update nachbessert, damit die Hardware auch die Software bekommt, die es eigentlich verdient.

Das Potenzial des G Flex 2 lässt sich anhand der Benchmarks erahnen, die Ergebnisse liefern, wie man es von einem High-End-Gerät gewohnt ist. Antutu in der 64-Bit-Version meldet ganze 45665 Punkte, wodurch das Handy in einer Liga mit dem aktuellen HTC One M9 spielt. Bei 3DMark (Ice Storm Unlimited) übertrifft das Flex das M9 mit 22115 Punkten sogar deutlich.

Weniger positiv fällt das Testurteil über den fix verbauten Akku aus. Mit einer Kapazität von 3000 mAh ist jener zwar eigentlich gut ausgestattet, in der Praxis muss man sich jedoch bemühen überhaupt über den Tag zu kommen. Bei zwei Stunden via Spotify streamen und 1,5 Stunden Displayzeit geht dem Flex 2 schon nach zwölf Stunden Standby die Puste aus. Auch hier stimmt eigentlich die Hardware, weswegen der Fehler eigentlich nur bei der Software liegen kann. Immerhin bleibt zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer, wonach LG auch hier mittels Software-Update Schadensbegrenzung betreiben kann.

Die Software

LG liefert das Flex 2 mit Android in der Version 5.0.1 aus und legt seinen hauseigenen Launcher darüber. Abgesehen von einigen optischen Veränderungen bietet jener aber keinen Mehrwert gegenüber Stock-Lollipop. Das einzige, was in der Praxis tatsächlich hilfreich ist, ist die Möglichkeit, das Handy komplett lautlos (also auch ohne Vibrationsalarm) schalten zu können und trotzdem Notifications angezeigt zu bekommen. Das ist derzeit unter Lollipop nicht möglich, weswegen sich Google auch viel Kritik gefallen lassen hat müssen.

Neben seinem Launcher hat LG noch einige wenige hauseigene Apps vorinstalliert, wie einen Musik-Player und eine Universalfernbedienungs-App, die von der integrierten IR-Schnittstelle im Handy Gebrauch macht.

Die Kamera

Das G Flex 2 ist mit einer Kamera mit einer maximalen Auflösung von 13 Megapixeln versehen. Dazu gibt es einen Laser-Autofokus und einen optischen Bildstabilisator, der für unverwackelte Aufnahmen sorgen soll. Nicht zuletzt ist auch ein Dual-LED-Blitz vorhanden. Die Frontkamera löst, wie schon beim Vorgänger mit maximal 2,1 Megapixeln auf.

In Sachen Modi hat sich LG bei der Kamera-App zurückgehalten. Neben HDR und einem Panoramamodus ist es lediglich möglich, gleichzeitig mit der Haupt- und der Frontkamera zu fotografieren, um so ein kleines Selfie auf der Aufnahme zu platzieren. Die Frontkamera bietet darüber hinaus ein Beauty-Feature, das sich stufenweise verstärken bzw. reduzieren lässt.

Die Aufnahmen des Flex 2 sind auf einem Niveau mit denen, anderer aktueller Spitzenmodelle. Bei guten Lichtverhältnissen lassen sich mehr als ansehnliche Bilder mit der Kamera des G Flex 2 erzeugen. Der Laser-Autofokus ermöglicht es auch in lichtschwachen Umgebungen schnell und korrekt scharf zu stellen und auch das Bildrauschen hält sich bei den Aufnahmen in Grenzen. Auch der HDR-Modus weiß zu beeindrucken: Verwacklungen oder unbeabsichtigte Unschärfen treten so gut wie nie auf.

Fazit: Viel ungenutztes Potenzial

Das LG G Flex 2 ist ein Handy, das auf dem Papier nichts falsch macht: Außergewöhnliches Design, gepaart mit High-End-Hardware und oben drauf eine State-of-the-Art-Kamera. Dieses an sich gute Rezept geht in der Praxis jedoch nicht ganz auf. Am schwersten fallen die Lags ins Gewicht, die einem den Alltag mit dem G Flex durchaus vermiesen können. Bei einem Handy mit einem Preis von knapp 650 will man nicht, dass man zwei Sekunden warten muss, bis sich eine bestimmte App öffnet oder bis man mit der Kamera fotografieren kann. Gleiches lässt sich über den Akku berichten. 3000 mAh scheinen auf dem Papier mehr als ausreichend zu sein, in der Praxis muss man sich jedoch bemühen, dass man damit überhaupt über den Tag kommt.

Diese Mängel können eben auch nicht durch das gelungene, geschwungene Design oder eine selbstheilende Rückseite ausgebügelt werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass LG die Problematik mittels Software-Update in den Griff bekommt und so zumindest etwas Schadensbegrenzung betreiben kann.

Das G Flex ist mit 16GB Speicher und zwei GB RAM offen um 649 Euro in Österreich erhältlich, gestützt wird es derzeit bei Drei und T-Mobile verkauft.

Technische Daten

Modell: LG G Flex 2Betriebssystem: Android 5.0.1Maße und Gewicht: 149,1 x 75,3 x 7,1 - 9,4 mm, 152 GrammChipsatz, CPU: Qualcomm MSM8994 Snapdragon 810 (Quad-core 1.5 GHz Cortex-A53 und Quad-core 2 GHz Cortex-A57)RAM: 16GB Flash-Speicher 2GB, 32 GB Flash-Speicher 3 GBBildschirm: 5,5 Zoll P-OLED, 1.920 x 1.080 PixelSpeicher: 16 oder 32 GBKamera: 13 Megapixel Haupt, 2,1 Megapixel FrontAkku: 3.000 mAhSonstiges: 802.11 a/b/g/n/ac, Bluetooth 4.1, Micro-USB 2.0, NFC, InfrarotPreis: 649 Euro (16 GB) Preis für 32-GB-Version ist noch unbekannt

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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