Das gebogene LG Flex
Das gebogene LG Flex
© Thomas Prenner

LG G Flex im Test: Gebogener Handy-Riese heilt sich selbst

LG G Flex im Test: Gebogener Handy-Riese heilt sich selbst

Gebogene Displays liegen derzeit voll im Trend. Zu den ersten am Markt gehören neben Samsung mit dem Samsung Round der koreanische Handybauer LG, der mit dem G Flex sein erstes Smartphone mit gebogenem Display auf den Markt bringt. Neben dem Display hat das Flex außerdem eine spezielle Rückseite, die sich selbstständig von Kratzern erholt. Abgesehen vom gebogenen Gehäuse und vom speziell beschichteten Display ist das Flex im Grunde ein LG G2. Die futurezone konnte das Smartphone, das in Österreich voraussichtlich ab Februar verkauft wird, testen.

Erster Eindruck

Nimmt man das Flex zum ersten Mal in die Hand fällt neben der gebogenem Form auch die Größe des Smartphones auf. Mit sechs Zoll ordnet sich das Flex ziemlich genau zwischen dem Samsung-Phablet Note 3 (5,7 Zoll) und Sonys Giganten Xperia Ultra (6,4 Zoll) ein. Durch die Biegung nimmt man die Größe des Handys im ersten Augenblick etwas verfälscht wahr, so wirkt das Flex kleiner, als es tatsächlich ist. Die Form hat außerdem den positiven Effekt, dass man das Flex sehr angenehm in einer Hand halten kann.

Wie schon bei LGs aktuellem Flaggschiff LG G 2 finden sich Power- sowie Lautstärke-Tasten auf der Rückseite, direkt unter der Kameralinse. Wirklich angenehm sind sie dort trotz des gebogenen Gehäuses nicht zu bedienen, so passiert es immer wieder, dass man die falsche Taste erwischt. In Sachen Anschlüsse ist das Flex spartanisch ausgestattet, neben dem micro-USB-Port findet sich noch der Einschub für die microSIM, sowie eine Kopfhörerbuchse. Ein microSD-Slot zur Speichererweiterung fehlt.

Damit das G Flex auch seinem Namen gerecht wird, besteht es aus einem speziellen Material, das es auch zulässt, das Gehäuse etwas zu biegen. In der Praxis kann man im ersten Moment nur schwer glauben, dass das Smartphone tatsächlich biegsam ist, da es sich genauso steif anfühlt wie seine Konkurrenten. Die Flexibilität des Flex hält sich auch in Grenzen, möglich ist nur, es “geradezubiegen”. Das erfordert jedoch auch einiges an Kraftaufwand und bringt im Alltag eigentlich kaum sinnvollen Nutzen. Möglich wäre, dass das Flex durch die Biegsamkeit weniger empfindlich darauf reagiert, wenn man es in der Gesäßtasche trägt und sich darauf setzt.

Die Verarbeitung macht im ersten Moment einen mittelmäßigen Eindruck. Das Kunststoffgehäuse wirkt zwar nicht fragil, knarrt jedoch beängstigend, wenn man die Flexibilität des Flex ausprobiert.

Das vielbepriesene Self Healing funktioniert ebenfalls, braucht aber Zeit. Im Rahmen des Tests wurde die Rückseite des Flex (völlig unbeabsichtigt) durch einen Schlüssel etwas verkratzt. Zwar waren die dadurch entstandenen Kratzer deutlich sichtbar, nach rund zwölf Stunden jedoch größtenteils verschwunden. Weniger gut fällt auf, dass die Rückseite ein Magnet für Fingerabdrücke ist, ob die spezielle Beschichtung daran Schuld ist, ist aber nicht bekannt.

Das Display

Die Anzeige des Phablets profitiert wohl am meisten von der gebogenen Form des Smartphones. An sich handelt es sich beim POLED-Display des G Flex um keine High-End-Komponente. Die Auflösung beträgt lediglich 1280 x 720 Pixel, was bei den sechs Zoll zu einer Pixeldichte von 245 PPI führt. Aktuelle Phablet-Flaggschiffe setzen im Vergleich bereits auf 1080p-Displays. Auch die Farbdarstellung kann nicht vollends überzeugen, so werden die Farben selbst für ein POLED-Display zu satt angezeigt, was Fotos ziemlich verfälscht. Regelt man die Helligkeitsstufe zum Akkusparen auf einen niedrigen Wert, fallen die störenden Farbeffekte noch stärker ins Gewicht.

Trotz dieser Umstände, weiß das Display des G Flex aufgrund seiner Form zu beeindrucken. Gerade das Lesen von langen Texten wird durch die Form etwas aufgepeppt und auch störende Spiegelungen treten durch das kurvige Display weniger stark auf. Auch im Querformat bei Spielen und Videos bringt die gebogene Form Vorteile und führt dazu, dass es mehr Spaß macht, Filme und Videos am Handy zu betrachten.

Innenleben, Leistung und Akku

Im Inneren des Flex setzt LG auf die gleiche Spitzenhardware wie das Flaggschiff G2. Herzstück ist ein Snapdragon 800 mit einer Taktfrequenz von 4 x 2,26 GHz, unterstützt wird er von zwei GB RAM und einer Adreno 330 GPU. Stärkere Komponenten findet man derzeit in keinem anderen Smartphone am Markt. Das wirkt sich auch auf die Bedienung aus, Ruckler oder Verzögerungen treten beim Flex an keinen Stellen auf, Apps werden schnell installiert und auch aufwändige Webseiten stellen für den starken Chip kaum eine Herausforderung dar.

Der Akku des G Flex hat eine beachtliche Kapazität von 3500 mAh, was dazu führt, dass man mit dem Smartphone bei normaler Benutzung locker über den Tag kommt.

Kamera

Auch bei der Kamera hat sich LG für ein ähnliches Modell wie beim G2 entschieden. Der Sensor löst mit maximal 13 Megapixel auf, ein LED-Blitz ist zur Unterstützung bei schwachen Lichtverhältnissen vorhanden. Im Unterschied zur G2-Kamera hat LG beim Flex auf einen optischen Bildstabilisator verzichtet, offenbar um Platz zu sparen.

Qualitativ ist die Kamera im Vergleich mit anderen Highend-Smartphones eher im Mittelfeld einzuordnen. Zwar bietet die App zahlreiche Möglichkeiten, die Aufnahme zu beeinflussen, außergewöhnlich gute Ergebnisse bringt man mit dem Flex dennoch nicht zustande.

Software

LG hat sich bei der Software des Flex sehr eng an der des G2 orientiert. Basis ist Android, beim Testgerät der futurzeone kam Jelly Bean in der Version 4.2. zum Einsatz. Laut LG ist diese Version jedoch noch nicht final. Ob beim Marktstart bereits Android 4.3 oder 4.4 eingesetzt werden soll, ist derzeit noch unklar, scheint aber eher unwahrscheinlich zu sein.

Im Unterschied zum G2 hat LG dem Flex noch ein paar Funktionen spendiert, die die Nutzung des großen Displays angenehmer gestalten sollen. So hat man sich etwa Samsungs Funktion Multi Window abgeschaut und es unter der Bezeichnung Dual Screen auf das Flex gepackt. Die Funktionsweise ist die gleiche, durch langes Drücken der Back-Taste kann man zwei Fenster gleichzeitig am Flex öffnen.

Fazit

Das G Flex sieht futuristisch aus, ist es aber nicht wirklich. Es sind zwar einige Vorteile durch die gebogene Form vorhanden, unter dem Strich halten sich jene aber in Grenzen. Zwar treten dadurch tatsächlich weniger Spiegelungen bei heller Umgebung auf, dafür muss man jedoch mit einem 720p-Display mit mittelmäßiger Darstellung Vorlieb nehmen. Abgesehen von seiner Form bleibt ein blitzschneller Android-Riese mit mittelmäßigem Display.

Das G Flex ist ein Pionier seiner Art und man kann davon ausgehen, dass in Sachen gebogener Smartphones noch viel nachfolgt. Ob man beim G Flex bereits jetzt zuschlagen sollte, ist gerade deswegen fraglich. Das G Flex soll im Februar in Österreich auf den Markt kommen, ein genauer Preis ist noch nicht bekannt, jedoch dürfte er über 700 Euro liegen.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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