Das Nexus 5X ist mit einem USB-C-Anschluss ausgestattet
Das Nexus 5X ist mit einem USB-C-Anschluss ausgestattet
© Thomas Prenner

Nexus 5X: Gelungenes Update, aber zu teuer

Nexus 5X: Gelungenes Update, aber zu teuer

Ende September hat Google den Vorhang um seine neuen Nexus-Geräte gelüftet. Erstmals bringt der Suchmaschinengigent in Kooperation mit Handy-Herstellern gleich zwei Modelle auf einmal auf den Markt. Das Nexus 5X ist neben dem 6P das kleinere und günstigere Modell. Hergestellt wird das Handy, wie schon das erste Nexus 5, von LG. Die futurezone hat sich das Smartphone, das mit dem neuesten Android 6.0 (Marshmallow) ausgeliefert wird, genauer angesehen.

Verarbeitung und Display

Das neue Nexus setzt auf ein Kunststoffgehäuse mit charakteristischen Rundungen. Auf der matten Rückseite prangt, wie schon beim alten Nexus 5, der Nexus-Schriftzug. Mittig liegt der Fingerabdrucksensor, darüber die Kamera. Jene steht etwa einen Millimeter aus der Rückseite hervor und vermittelt so ein wenig den Eindruck eines Bullauges. Außerdem hat es zur Folge, dass das Handy meistens auf der Kameraausbuchtung aufliegt, was eventuell für böse Kratzer sorgen könnte.

Durch die Kunststoffrückseite fühlt sich das Handy nicht so hochwertig an, wie Konkurrenzmodelle mit Metallgehäuse. Einen stabilen Eindruck macht der Kunststoff trotzdem, da es insgesamt gut verarbeitet ist. Im Vergleich zum Vorgänger ist das Handy eine Spur größer geworden, Gewicht und Größe fallen jedoch nicht unangenehm auf.

Das LC-Display löst in 1080 x 1920 auf. Bei einer Displaydiagonale von 5,2 Zoll kommt man so auf eine Pixeldichte von 424 PPI. Die Darstellung ist scharf, jedoch fällt gerade bei Spielen, Videos oder Fotos auf, dass die Farben selbst für LC-Verhältnisse etwas blass ausgefallen sind. Im direkten Vergleich mit anderen LC-Displays hat man beim 5X teilweise fast das Gefühl, dass beim Nexus ein ganz dezenter Grauschleier über der Anzeige liegt.

Handhabung und Fingerprint

Obwohl es das kleinere Modell der Nexus-Serie ist, ist das 5X mit seinem 5,2-Zoll-Display kein besonders kompaktes Modell. Dennoch liegt es durch die abgerundete Bauform und dem Gewicht von 136 Gramm gut in der Hand. Power-Button und Lautstärkeregelung lassen sich gut erreichen, ohne, dass man das Handy dabei unsicher in der Hand halten müsste.

Auf der Rückseite befindet sich der Fingerabdrucksensor. Dadurch, dass man ihn beim Entsperren nicht sieht, muss man ihn blind finden. Das klappt nach ein, zwei Tagen Einsatz in der Regel relativ gut und man muss dem Sensor zugutehalten, dass es einer der zuverlässigsten ist, die es derzeit am Markt gibt. Auch, wenn man den Sensor nicht punktgenau erwischt, stehen die Chancen hoch, das der Finger trotzdem korrekt und fast bei jedem Versuch erkannt wird. Im Vergleich mit Fingerprintsensoren von anderen Smartphone-Spitzenmodellen, wie die aktuellen Samsung-S6-Handys oder Sonys Z5-Serie, kann sich das Nexus somit relativ deutlich abheben. Praktisch ist darüber hinaus, dass man das Handy auch durch bloßes Auflegen des Fingers auf den Sensor aufwecken bzw. entsperren kann. Man muss also nicht zuerst den Power-Button betätigen, bevor man per Fingerabdruck entsperren will.

USB-C

Beide neuen Google Handys sind mit dem neuen USB-C-Standard ausgestattet. Das hat einige Vorteile, wie etwa schnelleres Laden oder den Umstand, dass man den Stecker beidseitig gedreht einstecken kann. Da sich microUSB in den letzten Jahren als dominanter Standard etabliert hat, muss man sich für die neuen Nexus-Handys neue Kabel zulegen. Auch Akkupacks mit integrierten microUSB-Steckern sind ohne Adapter beim Nexus 5X wertlos.

Als etwas ungeschickt stellt sich auch das Kabel heraus, das Google dem Nexus 5X beilegt. Jenes ist vom Typ USB-C zu USB-C. Das heißt, man kann alte USB-Steckdosenadapter damit nicht verwenden und man kann es auch nicht an seinen Computer anschließen, sofern jener nicht über eine USB-C-Schnittstelle verfügt. Will man das machen, kann man ein entsprechendes Kabel jedoch direkt bei Google um 15 Euro nachkaufen. Auch einen Adapter von USB-C an USB-A kann man dort bestellen.

Auch wenn das Umstellen auf einen neuen, besseren Standard grundsätzlich begrüßenswert ist, hätte Google in der Übergangsphase zum Beispiel einen Adapter beilegen können.

Innenleben und Akku

Im Inneren ist das Nexus mit Spitzenhardware ausgestattet. Herzstück ist ein Snapdragon 808, der mit einer QuadCore-CPU ausgestattet ist. Für die Grafik ist ein Adreno 418 zuständig. Beim Arbeitsspeicher setzt Google auf eine Größe von zwei GB, genauso wie beim Vorgänger. Das größere Nexus ist hingegen mit drei GB ausgestattet.

Zwar müsste diese Hardware locker ausreichen, um Android Marshmallow flüssig zu bedienen, jedoch schleichen sich beim Nexus 5X immer wieder kleine Verzögerungen und Ladezeiten ein. Im Test haben jene zwar kein Ausmaß erreicht, dass es übermäßig störend gewesen wäre. Es ist davon auszugehen, dass diese Probleme jedoch durch Software-Updates in den Griff zu kriegen sein dürften.

Mit 2700 mAh hat der Akku eine durchaus beachtliche Kapazität. Im Test war die Laufzeit jedoch insgesamt enttäuschend. Um 8:00 Uhr morgens abgesteckt ging der Strom bei durchschnittlicher Nutzung mit Musikstreaming und ein paar Fotos gegen Mitternacht aus. Die Screentime lag zu diesem Zeitpunkt bei rund einer Stunde und 40 Minuten.

Bei der Software setzt Google auf die neueste Android-Version 6.0 mit dem Codenamen Marshmallow in der Stock-Variante. Das ist wohl auch einer der Hauptgründe, wieso viele Nutzer das Nexus anderen Android-Smartphones vorziehen. Marshmallow derzeit ohne Frage das umfangreichste und funktionsstärkste Android, das es jemals gab. Das neue Berechtigungssystem für Apps sorgt außerdem für mehr Sicherheit.

Die Kamera

Im Rahmen der Präsentation der neuen Handys hat Google dezidiert erwähnt, dass der Kamerasensor, der mit maximal 12,3 Megapixel auflöst, von Sony stammt. Die Japaner rühmen sich immer wieder damit, in der Smartphone-Fotografie eine führende Rolle einzunehmen. Außerdem soll der Autofokus besonders schnell ausgefallen sein.

Die Kamera im Handy ist tatsächlich besser, als sie es je bei einem Nexus war, ganz lupenrein ist das Fotografie-Erlebnis jedoch nicht. Die Standard-Kamera-App ist noch optimierungsbedürftig und reagiert in vielen Situationen langsam und ungenau. Außerdem fehlen viele Funktionen, die andere Hersteller von Android-Smartphones in ihre Apps schon längst eingebaut haben, wie etwa ein manueller Modus.

Die Fotos, die das Nexus produziert sind dennoch in vielen Situationen sehr gut. Stimmt das Licht, sind die Fotos kontrastreich und knackscharf. Lässt das Licht nach, rutscht die Qualität auf einen aktzeptablen Smartphone-Durchschnitt.

Fazit

Gute Verarbeitung, ein scharfes Display sowie ein erstklassiger Fingerabdrucksensor machen das Nexus 5X zweifellos zu einem der Top-Androiden, die es derzeit am Markt gibt. Für einen Preis von 350 US-Dollar, wie es in den USA angeboten wird, kann man das Smartphone auch mit reinem Gewissen nahezu jedem, der sich ein neues Handy kaufen will, empfehlen.

Bei einem europäischen Verkaufspreis von 479 Euro für die 16-GB-Version bzw. 529 Euro für die 32-GB-Version, muss man bei einigen Punkten jedoch etwas genauer hinschauen. Bei diesem Preis ist ein wenig farbstarkes Display und ein unterdurchschnittlicher Akku Dinge, die weniger leichtfertig toleriert werden können. Zu den Konkurrenten in dieser Preisklasse zählen Samungs Galaxy S6, LGs G4 oder Sonys früheres Spitzenmodell Xperia Z3. Im Vergleich zu diesen Geräten schneidet das neue Nexus-Phone teilweise schlechter ab, wie etwa beim Akku. Dafür hat man das aktuellste Android ohne Hersteller-Bloatware.

Technische Daten

Modell: LG Nexus 5XBetriebssystem: Android 6.0Maße und Gewicht: 147 x 72.6 x 7.9 mm, 136 GrammChipsatz, CPU: Qualcomm MSM8992 Snapdragon 808, Quad-core 1.44 GHz Cortex-A53 & dual-core 1.82 GHz Cortex-A57RAM: 2 GBBildschirm: 5,2 LCD-Display, 1080 x 1.920 Pixel (424 PPI)Speicher: 16 oder 32GBKamera: 12,3 Megapixel Haupt, 5 Megapixel FrontAkku: 2.700 mAhSonstiges: 802.11 a/b/g/n/ac, Bluetooth 4.1, USB-C, NFC, FingerabdruckscannerPreis: ab 479 Euro

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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