TP-Link Deco P7 im Test: Scheibchenweise zum Mesh-WLAN
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In Häusern und verwinkelten Wohnungen ein leistungsstarkes WLAN aufzubauen, kann herausfordernd sein. Für viele Leidtragenden heißt es deshalb: Tschüss Router, Hallo Mesh-WLAN. Die Vorteile der Mesh-Technologie: Einfaches einrichten und große Abdeckung, ohne mit Repeatern, Internet aus der Steckdose oder anderen Zusatzgeräten arbeiten zu müssen.
Die Nachteile: Je nach Hersteller sind die Mesh-Stationen, von denen man mindestens zwei benötigt, teilweise sehr groß. Und will man ein großes Haus oder eine Wohnung abdecken, sind eigentlich drei solcher Stationen empfohlen. Solche Sets von namhaften Herstellern kosten dann schon mal 300 Euro oder mehr.
Das TP-Link Deco P7 verspricht diese Nachteile nicht zu haben. Es ist derzeit um 200 Euro erhältlich, kompakt und kombiniert eine zweite Technologie, um hohe Geschwindigkeiten sicherzustellen. Ich habe das P7 getestet.
Scheiben statt Vasen
Die Stationen des P7 sind sehr kompakt, vor allem wenn man sie mit denen des Netgear Orbi oder den Blumenvasen-ähnlichen D-Link Covr vergleicht. Der Durchmesser der P7-Station ist 12 cm, die Höhe 3,8 cm.
Dafür ist aber der Netzstecker aber groß ausgefallen. Ungewöhnlich für eine Mesh-WLAN-Station: Als Anschluss wurde USB-C gewählt. Und ja, damit lässt sich auch das Handy laden (empfohlen ist es aber nicht). Der Netzstecker hat zudem eine LED-Leuchte. Das liegt daran, dass er gleichzeitig ein Powerline-Adapter ist, also das Netzwerksignal durch die Steckdose weiterleitet. Die LED-Leuchte zeigt den Verbindungsstatus an.
Jede P7-Station hat zwei Ethernet-Anschlüsse. Bei der Station, die mit dem Modem verbunden wird, ist deshalb nur einer frei, um ein weiteres Gerät anzustecken. Welche der drei Stationen mit dem Modem verbunden wird, ist egal. Auch das ist ungewöhnlich. Bei Netgear Orbi und D-Link Covr muss eine bestimmte Station zur Verbindung mit dem Modem genutzt werden.
Einfaches Einrichten
Die Einrichtung per Deco-App ist vorbildlich. Einfach die App herunterladen und dann die Schritte befolgen. Bei Schritten, die unklar sein könnten, werden zusätzliche Informationen angeboten – etwa bei der Frage, ob die LED des Modems wieder leuchtet.
Die Verbindung zur ersten P7-Station erfolgt via Bluetooth, um das WLAN einzurichten. Dann werden die weiteren Stationen hinzugefügt – alles nach wie vor Schritt für Schritt, sodass man nichts falsch machen kann. Nach elf Minuten war alles erledigt, inklusive Aufstellen und Anschließen der drei Stationen.
Virenschutz
Die Deco-App ist angenehm übersichtlich, bietet aber dennoch viele Funktionen. Dazu gehört etwa ein Virenschutz von Trend Micro. Dieser verspricht auf Wunsch bösartige Inhalte auf Websites zu blocken, das Heimnetz vor Angriffen von außen zu schützen und „verhindert, dass infizierte Geräte persönliche Daten verschicken oder von außen gesteuert werden.“
Im Alltagsbetrieb konnte ich mit den aktivierten Schutzmaßnahmen keine negative Beeinträchtigungen beim Surfen und Nutzen von Apps feststellen, was gut ist. Vorsicht: Dieser Schutz im Deco P7 ist nur als Zusatzmaßnahme zu sehen. Verwendet man ein Windows-Gerät in diesem Netzwerk, sollte trotzdem zumindest der Microsoft-Virenschutz Windows Defender aktiviert werden.
Kinderschutz
In der App sind auch umfangreichen Filter- und Kinderschutzmöglichkeiten verbaut. Verbunde Geräte, also etwa Smartphone, Spielkonsole oder Laptop, lassen sich verschiedenen Usern zuweisen. Für jeden User kann eine Filterebene eingestellt werden: Kind, Schüler, Teenager und Erwachsener. In dieser Ebene kann noch verfeinert werden, was blockiert werden soll.
Es gibt neun Unterkategorien, unter anderem „Inhalte für Erwachsene“ (aka Pornos), Spiele, soziale Medien und „Aufklärung“. Einerseits finde ich es gut, dass Websites zur sexuellen Aufklärung nicht wie Erotikinhalte behandelt werden, andererseits frage ich mich, wieso man diese Kategorie dann überhaupt blocken sollte – diese Fragen müssen Eltern wohl für sich beantworten. Welche Websites in die jeweiligen Kategorien fallen, ist in der App nicht ersichtlich. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann auch bestimmte Websites und Apps gezielt sperren.
Weiters sind tägliche Zeitlimits für den Online-Zugang einstellbar, auf Wunsch getrennt für Werktage und das Wochenende. Mit der Funktion „Zu-Bett-Geh-Zeit“ wird das Internet für den User ab einer bestimmten Uhrzeit deaktiviert.
Weitere Funktionen
In der App kann die Geschwindigkeit gemessen werden. Die Messungen werden zwar gespeichert, eine automatische Messung ist aber nicht einstellbar. Süß: Bei einer Geschwindigkeit von 256 Mbit/s meint die App, dass man „zugleich HD-Videos und Musik streamen, online spielen und Videotelefonate tätigen kann.“ Die Deco-App ist wohl noch nicht im 4K-Zeitalter angekommen.
Wenn benötigt kann auch eine DDNS-Domain registriert werden, sowie VLAN. Portweiterleitung und Adressreservierung wird ebenfalls unterstützt, selbstverständlich auch das Aktivieren eines Gast-WLANs. Für die Status-LEDs der Stationen kann ein Nachtmodus eingestellt werden, damit sie zur Schlafenszeit nicht leuchten.
Ein bisschen gruselig ist der aktivierbare Monatsbericht. Hier sieht man die fünf am längsten genutzten Apps und Websites für die eingerichteten User – selbst wenn das Profil als „Erwachsener“ eingerichtet wurde. Das ist nicht ok. Als Admin kann ich nämlich in der App, ohne dem Wissen oder der Zustimmung anderer Personen, Profile für ihre Geräte einrichten. So kann man sie per Monatsbericht ausspionieren. Auch wenn es „nur“ die Top 5 sind, die man vermutlich ohnehin kennt, wenn man seinen Lebenspartner nicht völlig ignoriert, ist es meiner Meinung nach nicht in Ordnung, ungefragt Zugriff auf das Surfverhalten zu erlangen.
Was wiedermal fehlt in der App, so wie bei den meisten Mesh-WLAN-Systemen, ist ein vernünftiger Status-Bericht der Stationen. Ich möchte wissen mit welcher Signalstärke und Durchsatzratze die Stationen untereinander verbunden sind. Beim Deco P7 umso mehr, da es ja ein Doppelsystem aus Mesh WLAN und Powerline ist. In der App steht bei der Station lediglich „Ihr Deco funktioniert“ – auch bei der Station, bei der die Statusleuchte des Netzteils Orange statt Grün ist. Hilfe dazu findet man in der App nicht. Die Hilfe-Funktion ist nämlich ein Misch-Masch auf Englisch und Deutsch, bei dem noch dazu alle Deco-Produkte enthalten sind, anstatt nur das Produkt, das man gerade verwendet. Hier muss TP-Link nachbessern.
Testaufbau
Getestet habe ich Deco P7 in einer knapp 110 m² großen Wohnung, mit einer tragenden Trennwand. Diese zwingt üblicherweise das Signal von WLAN-Routern in die Knie, wenn man sich auf der anderen Seite der Wand befindet. Erschwerend kommt hinzu, dass im Umkreis eine Vielzahl von anderen WLAN-Netzwerken sind, sowohl mit 2,4- als auch 5-GHz-Frequenz. Inklusive dem Deco P7 tummeln sich 9 WLAN-Netze in der Gegend.
Für den Test waren beim P7 beide WLAN-Frequenzen aktiviert. Die Messungen wurden mit dem Samsung Galaxy S10+ mit der RTR-Netztest-App vorgenommen. Warum diese Methode? Der Primärzweck des WLANs für die meisten User ist, Internet in möglichst alle Zimmer zu bringen und nicht große Datenmengen zwischen zwei Computern drahtlos hin- und herzuschieben. Die maximal erreichbare Leistung in der RTR-App sind 260 Mbit/s Download. Es ist zwar „nur“ ein 250-Mbit-Magenta-Vertrag, die 260 Mbit werden aber dennoch erreicht.
Zum Leistungsvergleich dient das größere und teurere Netgear Orbi RBK23. Die Stationen des P7 wurden an denselben Orten positioniert, wie die Orbi-Stationen. Für den Test waren die Netzteile der Stationen, wie von TP-Link empfohlen, direkt an einer Wandsteckdose angesteckt. Dies soll die korrekte Funktion des Powerlines sicherstellen. Praxistauglich ist das aber nicht. Gerade dort wo das Modem steht, stehen meistens auch andere Geräte, was heißt, dass freie Steckdosen rar sind.
Leistung
Im Wohnzimmer steht die P7-Station, die mit dem Modem verbunden ist. Hier und in dem anschließenden Zimmer wurde, wie erwartet, die volle Leistung von 260 Mbit erreicht. Im ebenfalls anschließenden Zimmer, in der äußersten Ecke (Luftlinie 8 bis 9 Meter), gab es starke Schwankungen. Hier war von 78 bis 120 Mbit alles dabei. Das Netgear Orbi lieferte konstant 250 Mbit.
Die folgenden Zimmer befinden sich hinter der tragenden Wand, ebenso die erwähnten Stationen. Im Badezimmer, mit Sichtkontakt zur Station, kam das P7 auf 120 Mbit. Beim Orbi waren es 200 Mbit. In der offenen Küche, mit Sichtkontakt und etwa fünf Metern Entfernung zur Station, waren es nur 60 Mbit. Orbi schaffte 250 Mbit. Ein Meter neben der Station waren es 170 Mbit, während Orbi die erwarteten 260 Mbit lieferte. Im anschließenden Schlafzimmer schaffte das P7 160 Mbit, Orbi 250 Mbit.
Der Test zeigt, dass das P7 anscheinend nicht schafft, die volle Leistung von der Hauptstation zu den zwei anderen Stationen weiterzugeben – obwohl das Dual-System mit Powerline dies eigentlich garantieren sollte. Selbst als ich mich direkt vor die Station stellte, die im Badezimmer 120 Mbit geliefert hat, konnte ich abermals nur 120 Mbit messen. Bei der Orbi-Station waren es 240 Mbit. Schlecht ist das P7 deshalb nicht: Selbst in der Küche, wo die langsamste Geschwindigkeit gemessen wurde, könnte man noch zwei Netflix-Sendungen gleichzeitig in 4K ansehen und nebenbei im Web surfen.
Fazit
Das Deco P7 überzeugt durch den dezenten Formfaktor, die einfache Installation und die vielen Zusatzfunktionen in der App – einige andere Hersteller bieten diese nur als kostenpflichtige Extras an. Im Leistungstest zeigte sich aber, dass es durchaus einen Grund hat, warum die Stationen der anderen Hersteller größer sind. Auch wenn die Geschwindigkeit beim P7 immer noch gut und für nahezu alle Anwendungen ausreichend ist, kann man damit nicht das maximal Mögliche herausholen.
Ein Problem sehe ich in dem Aktivitätsbericht, der einen Teil des Surf- bzw. Smartphone-Nutzungsverhaltens der Personen verrät, die das WLAN nutzen. Selbst bei Kindern oder Jugendlichen ist diese Art der Kontrolle bestenfalls grenzwertig, bei Erwachsenen verletzt es schlicht die Privatsphäre.
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