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Wie sich Chrome-Nutzer bald vor Tracking schützen können

Google will Nutzern seines Browsers Chrome mehr Kontrolle über ihre Daten geben. Auf seiner Entwicklerkonferenz I/O kündigte der Internetkonzern Anfang Mai an, dass Chrome-Nutzer Cookies, mit denen ihre Aktivitäten im Web getrackt werden, künftig gezielt löschen oder blockieren können. Sogenannte First-Party-Cookies, die etwa Log-in-Informationen gespeichert haben, sollen davon nicht betroffen sein.

"Entwickler müssen künftig klar definieren, zu welchen Zwecken sie Cookies einsetzen wollen", sagte Parisa Tabriz, Director of Engineering für Googles Chrome, am Rande der Eröffnung des Sicherheitszentrums des Konzerns am Dienstag in München. "Nutzer können dann entscheiden, ob sie eine solche Verwendung zulassen wollen."

Gezieltes Blockieren

Wer etwa keine personalisierte Werbung möchte, könne die entsprechenden Cookies künftig gezielt löschen, sagt Tabriz. Wie die Cookies für Nutzer gekennzeichnet werden sollen, sodass zwischen Cookies, die etwa Log-in-Daten gespeichert haben, und solchen, die über mehrere Websites hinweg Nutzer tracken, unterschieden werden kann, werde gerade erarbeitet, sagt Tabriz

Auch ob Tracking-Cookies standardmäßig gelöscht (Opt-out) oder ob die Funktion vom Nutzer erst aktiviert werden muss (Opt-in), steht noch nicht fest. Wenn man neue Sicherheitsfeatures anbiete, gehe man üblicherweise so vor, dass man zunächst eine Opt-in-Möglichkeit anbiete, um die Funktion mit dem Feedback erfahrener Nutzer verbessern zu können, sagt Tabriz. In einem weiteren Schritt könnten die Features dann standardmäßig zur Verfügung gestellt werden.

Parisa Tabriz

Maßnahmen gegen Fingerprinting

Ebenfalls neu in Chrome werden verschärfte Maßnahmen gegen das sogenannte Browser-Fingerprinting sein. Dabei werden ohne Wissen der Nutzer Daten aus Browser-Plug-ins und Add-ons ausgelesen, die bei der Identifikation helfen sollen. Fingerprinting werde, wenn es erkannt wird, bereits heute blockiert. "Es ist intransparent und Nutzer haben keine Kontrolle darüber", sagt Tabriz. Künftig wolle man dabei aggressiver vorgehen.

Wann die Änderungen in Chrome verfügbar sein werden, steht noch nicht fest. Es ist ein längerfristiges Projekt, sagt Tabriz. Würde man die Änderungen sofort umsetzen, hätte dies Auswirkungen auf die Funktionalität vieler Seiten. Google wolle Entwicklern Gelegenheit geben, ihre Applikationen anzupassen.

"Nuancierter" Ansatz

Andere Browser-Anbieter, wie etwa Apple mit seinem Browser Safari oder Mozilla mit Firefox, bieten effektive Schutzmaßnahmen gegen Tracking seit mittlerweile fast zwei Jahren an. Warum hat es bei Google so lange gedauert? Auch Googles Chrome habe bereits Anti-Tracking-Maßnahmen implementiert, sagt Tabriz. Verfahren wie etwa Intelligent Tracking Protection (IDP), das bei Apples Safari zur Anwendung komme, würden Nutzern wenig Wahlmöglichkeiten geben und kaum Nuancen zulassen, sagt Tabriz. Third-Party-Cookies würden dabei weitgehend entfernt. Das habe zur Folge, dass zunehmend Fingerprinting zum Einsatz komme, um etwa personalisierte Werbung anbieten zu können: "Wir glauben, dass Fingerprinting eine weit größere Bedrohung für die Privatsphäre ist."

Vorwurf des Wettbewerbsvorteils

Das zuletzt oft gehörte Argument, dass Google sich durch seine geplanten Anti-Tracking-Maßnahmen einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz im Werbegeschäft verschafft, ist nicht von der Hand zu weisen. Denn Google hat - weil viele Chrome-Nutzer auch andere Google-Services nutzen - weiterhin detaillierte Nutzerdaten, und kann so personalisierte Werbung ausspielen. Für andere Anbieter, die dazu auf Third-Party-Cookies zurückgreifen müssen, könnte dies künftig nicht mehr oder nur eingeschränkt möglich sein. Tabriz will das nicht gelten lassen. Die Änderungen in Chrome seien nicht mit Blick auf Googles Werbegeschäft erfolgt: "Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir die Privatsphäre der Nutzer besser schützen können."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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