© Gerald Reischl

Start-Up

Hightech-Brille gegen Jetlag entwickelt

Die vier Frauen und der einzige Mann im Team haben sich erst im September vergangenen Jahres im Zuge des neuen „Innovation Farm“-Projekts der Universität Stanford kennengelernt. Beim iFarm-Projekt sollen Stanford-Erfindungen von Studenten mit Hilfe von Absolventen und Professoren zur Marktreife gebracht werden. Vanessa Burns, Grant Ognibene, Biquan Luo, Kristin Gleistman und Gucci Jijuan Gu wurden von ihrem wissenschaftlichen Mentor, dem Neurobiologen und Assistenzprofessor Jamie Zeitzer zu einem Team zusammengestellt, um aus drei Patenten ein Produkt zu entwickeln – Lumostech, eine „next generation sleepmask“, eine Anti-Jetlag-Brille.

Lumostech - Anti-Jetlag-Brille

„Es gibt Millionen von Flugreisende und die meisten leiden unter der Zeitumstellung“, sagt Vanessa Burns, CEO und eine der fünf Gründer von Lumostech. Der Jetlag macht sich vor allem mit Schlafstörungen, Übelkeit, Verdauungsproblemen und einem allgemeinen Unwohlsein bemerkbar. Eines der beliebtesten Mittel ist Melatonin, ein körpereigenes (Schlaf-) Hormon, das man in Pillenform zugeben kann und dem Körper quasi mitteilt – „jetzt ist Schlafenszeit“. Doch die Forscher in Stanford haben einen besseren Weg gefunden, die innere Uhr auf die lokale Uhr umzustellen – mit Lichtimpulsen.

Patentiert

Basis der Lumostech-Brille sind drei Patente der medizinischen Universität Stanford. Dort wurde herausgefunden, dass der Körper ausgetrickst werden kann, in dem man den sehr sensitiven Augenzellen einfach zur richtigen Zeit die entsprechenden Lichtimpulse schickt.

Lumostech - Anti-Jetlag-Brille
Lumostech - Anti-Jetlag-Brille

Der Körper stellt sich pro Tag um eine Stunde um, was bedeutet, dass jemand, der etwa von der Westküste der USA nach Österreich reist, neun Tage benötigt, um wieder völlig fit und leistungsfähig zu sein. „Es gibt eindeutig einen Bedarf nach einer Lösung, mit der man den Jetlag auf gesunde Art und Weise bekämpfen kann“, sagt Bio-Ingenieurin Burns im futurezone-Interview.

Frühere Projekte

Den Zugang über Licht die innere Uhr des Körpers umzustellen, haben bereits mehrere Firmen versucht, so etwa das australische Unternehmen Re-Timer, das ebenfalls auf Licht setzt. Bei dieser Lösung soll man ein weißes Brillengestell, von dem am unteren Ende grünes Licht ausgesendet wird, vier Tage vor einem Flug jeweils 30 Minuten tragen. „Aber unsere Lösung funktioniert“, ist Grant Ognibene euphorisch, er ist der Chemiker und Radiologie-Experte im Team. „Es gibt kein anderes Gerät, das den Schlafzyklus an den so genannten Circadianischen Rhythmus (auch Biorythmus genannt) bzw. umgekehrt anpassen kann.“

Erste Studien verliefen äußerst erfolgreich, „Wissenschafter in Stanford konnten mit EEGs (Elektroenzephalogramm, Anm.) beweisen, dass es funktioniert.“ Sobald es mehrere Prototypen gibt, will man eine Pilotstudie durchführen, die von der Stanford-Universität medizinisch begleitet werden soll.

Drei Stunden statt einer

Mit der Lumostech-Brille ist es derzeit möglich, den Körper pro Tag um drei Stunden umzustellen. Dazu stellt man auf einer App am Handy die gewünschte Zeit ein und setzt die Augenbinde auf. Im Inneren ist ein Modul eingebaut, das den Schlaf überwacht, analysiert und zum richtigen Moment über LEDs kurze Lichtimpulse (wenige Millisekunden lang) aussendet. Die Methodik dahinter – wann wird wie viel Licht mit welcher Intensität ausgesendet – ist ebenfalls patentiert.

Jetzt wird getestet, um wie viele Stunden man die innere Uhr innerhalb einer Nacht umstellen kann. Wünschenswert wären mehr als 3 Stunden, „wir sind überzeugt, dass wir innerhalb der kommenden zwei Jahren das System so weiter entwickeln können, dass man die maximale Anzahl von Stunden, die man innerhalb von 24 Stunden aufholen kann, wird auswählen können“, sagt Lumostech-Marketingchefin Biquan Luo, die Molekularbiologie studiert hat.

Prototyp

Noch haben die fünf Lumostech-Gründer Schreibtische im Stanford Venture Studio an der Universität Stanford und offiziell nur einen Prototypen der Jetlag-Maske. Doch in etwa einem halben Jahr will man bei einer Kickstarter-Aktion Geld sammeln und mit der Produktion der Brille beginnen. Mit Gründerzentren spricht man derzeit ebenso wie mit Business-Angels, die in das Projekt investieren wollen. Kunden für die Lumostech-Augenbinde gäbe es viele – neben Vielfliegern soll die Augenbinde auch an Hotels und Airlines verkauft werden – letztere könnten sie nicht nur als Give-Aways verschenken, sondern auch ihren eigenen Crews zur Regeneration zur Verfügung stellen. Aber bei dem geplanten Preis, der noch nicht publik gemacht wird, könnten sich auch unter Ferienfliegern viele finden, die ihren Urlaub ab dem ersten Tag genießen und künstlich ihre innere Uhr umstellen wollen.

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