Symbolbild: Nordkoreanische Fußballfans

Symbolbild: Nordkoreanische Fußballfans

© APA/AFP/YUICHI YAMAZAKI / YUICHI YAMAZAKI

Digital Life

Nordkorea soll Zeichentrickfilme für Amazon produziert haben

Das Stimson Center analysiert regelmäßig Themen, die Nordkorea betreffen. Für eine aktuelle Studie wurde das nordkoreanische Internet untersucht. Dabei fanden sie Überraschendes.

Eigentlich besteht Nordkoreas Internet nur aus weniger als 40 Websites und 1.024 IP-Adressen. Hinter einer dieser IP-Adressen befand sich aber ein Server, der als Cloud-Speicher genutzt wurde. Dieser war falsch konfiguriert. Deshalb konnte man ohne Passwort frei darauf zugreifen und die Inhalte einsehen.

Das Stimson Center hat den Datenfluss einen Monat lang beobachtet. Jeden Tag tauchten neue Dateien auf. Dabei handelte es sich um Bilder mit Anweisungen in Chinesisch und Koreanisch, wie diese animiert werden sollen.

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Serien für Amazon und HBO Max

Einige der Animationsprojekte konnten identifiziert werden. Dazu gehört etwa die dritte Staffel von Amazons Serie Invincible. Diese wird 2024 veröffentlicht.

Für HBO Max wurde an Iyanu, Child of Wonder gearbeitet, das 2024 ausgestrahlt werden wird. Der Anime Dahliya in Bloom wird in Japan ab Juli 2024 ausgestrahlt.

Neben den Animationsfilmen und -serien gab es weitere Projekte. So wurden etwa Special-Effects-Bearbeitungen für einen chinesischen Basketball-Film gefordert und Arbeiten an einem russischen Video über die Haltung von Pferden.

Westliche Firmen vermutlich ahnungslos

Die meisten Uploads auf dem Server wurden über VPNs gemacht, um die Herkunft zu verschleiern. Bei ein paar war das aber nicht der Fall. So wurde etwa einmal von einer spanischen IP-Adresse auf den Server zugegriffen und von 3 IP-Adressen aus China.

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Das Stimson Center geht davon aus, dass weder Amazon, HBO Max noch die japanischen Filmestudios davon wussten, dass an ihren Serien und Filmen in Nordkorea gearbeitet wurde. Vermutlich wurden die Animationsarbeiten ursprünglich nach China ausgelagert. Die chinesischen Studios haben wiederum die Arbeit nach Nordkorea ausgelagert.

US-Sanktionen gegen koreanisches Studio

Vermutlich wurden die Animationen in Nordkorea von April 26 Animation Studio, auch bekannt als SEK Studio, gemacht. Dieses macht ua. Zeichentrickserien für das nordkoreanische Kinderprogramm, wie "Eichhörnchen und Igel".

SEK Stuido kam 2016 auf die schwarze Liste der USA, weil es sich um einen Betrieb in Staatsbesitz handelt. Ein direktes Vergeben solcher Aufträge an SEK Studio ist US-Unternehmen also nicht erlaubt. 2021 und 2022 haben die USA Sanktionen gegen 2 chinesische Unternehmen ausgesprochen, die mit SEK Studio gearbeitet, bzw. als Mittelmann dafür agiert haben.

Der Server ist laut dem Stimson Center nicht mehr aktiv. Es geht davon aus, dass es noch mehr solcher Server gibt, die bisher nicht entdeckt wurden. Neben Animationen könnten etwa das Programmieren von Software, Erstellen von Grafiken und Sounddesign nach Nordkorea ausgelagert worden sein. 

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