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Genetik

Manipulierte Mikroben lassen Vaginen nach Cola schmecken

Ein Mensch besteht aus zehnmal mehr mikrobiellen als eigenen Zellen. Ohne diese permanenten Mitbewohner, auch Mikrobiom genannt, wäre der Homo sapiens nicht lebensfähig. Forscher und Unternehmen wollen jetzt durch die Manipulation des Genoms dieser Gast-Organismen Krankheiten heilen und kosmetische Anpassungen am Menschen vornehmen, wie motherboard berichtet. Das US-Start-up mirOculus etwa versucht, die Mikroflora im Körper so zu verändern, dass sie gegen HIV vorgehen kann. "Es gibt ein Mikrobiom in unserem Verdauungstrakt, im Genitalbereich, in der Haut, im Mund, in der Nase, im Lymphsystem und so weiter. Die Mikroorganismen haben zusammen mehr als zehn Millionen Gene, der Mensch selbst hat nur 23.000. Sie haben also mehr Daten als wir, sind anpassungsfähiger und bilden unsere erste Verteidigungslinie, etwa bei Infektionen", so mirOculus-Gründer Gilad Gome gegenüber motherboard.

Die Kosten für die Manipulation der Mikrobiom-DNA sinken durch die Weiterentwicklung der Biotechnologie stetig. Laut Gome ist der Punkt, an dem eine maßgeschneiderte Mikroorganismen-Fauna geschaffen werden kann, bereits erreicht. In einigen Jahren sollen solche Behandlungen tatsächlich auf den Markt kommen. Gome ist eine Partnerschaft mit Cambrian Genomics eingeganen, das einen Prozess entwickelt hat, den es "DNA-Laserdrucken" nennt. Dabei werden DNA-Bausteine mit einem Laser präzise in einen Mikroorganismus eingebracht, was eine zielgenaue Manipulation erlaubt. Zudem soll die Sequenzierung von Erbgut durch technische Fortschritte des Unternehmens bald 100 mal billiger sein als heute. Neben Behandlungsmöglichkeiten für Laktoseintolleranz und Zöliakie haben die Mikrobiom-Pioniere aber auch prosaischere Anwendungen ihrer Methoden im Sinn.

Echter Rosenduft am WC?

"Wenn eine Frau will, kann sie ihr Mikrobiom hacken und ihre Vagina so nach Rosen duften und nach Diät-Cola schmecken lassen", sagt Austen Heinz, Gründer von Cambrian Genomics, gegenüber motherboard. Auch der Geruch von Fäkalien könne auf diese Weise angepasst werden, so der Unternehmer. Jeder Wunsch kann aber nicht erfüllt werden. "Im Diskurs mit mehreren Professoren, sind wir zur Einsicht gelangt, dass eine teilweise Zerstörung des Verdauungstraktes nötig wäre, um Kot wirklich nach Rosen duften zu lassen", sagt Gome. Dazu wäre nämlich die komplette Änderung der Darmflora erforderlich, die zum Funktionieren aber auf möglichst viele verschiedene Organismen angewiesen ist.

Für viele Anwendungen soll die direkte Manipulation des Mikrobioms eines Menschen aber gar nicht nötig sein. Gome plant den Vertrieb von maßgeschneiderten Probiotika, die angepasste Mikroorganismen für einen bestimmten Zweck enthalten. Durch die Einnahme eines speziell entwickelten Stamms der Gattung Lactobacillus, die in unseren Verdauungs- und Genitaltrakten beheimatet ist, soll sich etwa das Risiko für Harnwegsinfektionen verringern lassen.

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