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Science

Simmering wird zum Smart-City-Modellprogramm

Die Ziele, die sich Wien mit der Rahmenstrategie 2050 für die „Smart City Wien“ gesetzt hat, sind ambitioniert: Der Energieverbrauch pro Kopf soll bis 2050 um 40 Prozent sinken, dann sollen 50 Prozent des Bruttoendenergieverbrauchs in Wien aus erneuerbaren Quellen stammen. Die Treibhausgasemissionen pro Kopf sollen bis 2050 im Vergleich zu 1990 um 80 Prozent sinken, der gesamte motorisierte Individualverkehr innerhalb der Stadtgrenzen soll ohne konventionelle Antriebstechnologien erfolgen.

Forschung in Simmering

Diese Prognosen wirken sehr optimistisch, doch das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht: „Diese Ziele werden derzeit evaluiert und sollen teilweise noch ambitionierter werden“, sagt  Julia Girardi-Hoog von der Wiener Magistratsabteilung 25, zuständig für Stadterneuerung. Entscheidend ist dabei unter anderem, was derzeit in Simmering passiert – denn im 11. Wiener Gemeindebezirk leitet die promovierte Architektursoziologin das Projekt "Smarter Together = Gemeinsam g’scheiter", bei dem gemeinsam mit der Bevölkerung und mit Unterstützung zahlreicher Unternehmen vorausschauende und intelligente Lösungen für mehr Lebensqualität entwickelt werden. „Wir wollen herausfinden, wie die Menschen hier leben, arbeiten, welche Bedürfnisse und besonders auch, welche Anforderungen an Mobilität sie haben“, sagt Girardi-Hoog

Dazu gehören zum Beispiel Projekte im Bereich Energie, mit denen die EU- und Smart-City-Klimaziele erreicht werden sollen. Für 3000 Haushalte werden hier Lösungen im Bereich der Abwärmenutzung und Solarthermie installiert, außerdem wird für 250 Wohnungen ein Fernwärmeanschluss errichtet. Begleitend dazu werden die Energiesysteme beobachtet und optimiert. In punkto Mobilität wird in diesem Stadtteil Platz für E-Autos und E-Bikes geschaffen, die von den Bewohnern gemeinsam genutzt werden können. Ebenso gibt es Projekte mit den Unternehmen, wie etwa E-Vans, die von der Österreichischen Post verwendet werden. Und schließlich werden auch drei Wohnhausanlagen mit insgesamt 1300 Bewohnern saniert, außerdem gibt es in einer Schule einen Null-Energie-Turnsaal.

Im Rahmen der von der Europäischen Union geförderten Stadterneuerungsinitiative werden in Simmering in Summe 100 Millionen Euro investiert, sieben Millionen davon sind EU-Fördergelder. Seit Februar 2016 läuft die dreijährige Umsetzungs- und Aktivierungsphase, danach folgt bis 2021 ein zweijähriges Monitoring.

Normen für die Bürgerbeteiligung

Derart ambitionierte Projekte können aber nur gelingen, wenn die Menschen ihnen nicht mit Angst begegnen, sondern sie konstruktiv mitgestalten und die neuen Technologien in ihrem Alltag richtig einsetzen. Um die Betroffenen stärker zu involvieren, vermitteln daher nun Energiesparworkshops, wie die neuen Technologien richtig zu verwenden sind, innovative digitale Spiele im öffentlichen Raum machen Eltern und Kinder mit Sachthemen vertraut, mobile Infostände und permanente Kommunikation sollen zu nachhaltigen Einstellungsänderungen führen.

Während es aber bei baulichen Maßnahmen bereits etliche Standards gibt, zeigt sich bei Veränderungsprozessen und Bürgerbeteiligung noch ein gewisser Bedarf an einheitlichen Handlungsrichtlinien. Ebenso würden in der Umsetzung vereinzelt Lücken in den Regelwerken erkennbar, sagt Girardi-Hoog.

Als Mitglied des Projektkonsortiums auf europäischer Ebene unterstützt das Deutsche Institut für Normung (DIN) "Smarter Together" dabei, entsprechende neue Normen und Anpassungen bestehender Standards auf den Weg zu bringen. Denn das Projekt ist auch ein Übungsfeld. Girardi-Hoog: „Wir erproben hier, machen Erfahrungen und sehen, welche Problemstellungen gewisse Veränderungen mit sich bringen - auch was Skalierbarkeit und Akzeptanz angeht.“

Am 3. Oktober 2018 referiert Dr. Julia Girardi-Hoog beim 2. IoT-Fachkongress zum Thema "Die Stadt der Zukunft: Smart City Wien" im Austrian Standards Meeting Center, Heinestraße 38, 1020 Wien.

Aktuell läuft der Frühbucherbonus – bei einer Anmeldung bis 31. August 2018 spart man 100 Euro. Tickets gibt es auf der Website von Austrian Standards.

Disclaimer: Die futurezone ist Medienpartner der Veranstaltung.

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