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© USA Today Sports / Kirby Lee

Science

Warum die Golden Gate Bridge jetzt gespenstisch singt

Am Freitag wussten viele Anrainer in der Bucht von San Francisco nicht, wie ihnen geschah. Denn plötzlich waren seltsame laute Töne in der Luft zu hören, die sie nicht zuordnen konnten. Einige in sozialen Medien verbreitete Videos brachten die Auflösung. Die von vielen als gespenstisch beschriebenen Klänge stammen von der Golden Gate Bridge. Die teilweise variierenden Töne sind kilometerweit zu hören, wie einige der Clips beweisen. 

Toncluster von G bis C

Während in den meisten Videos ein A als liegender Grundton zu hören ist, "singt" die riesige Brücke auch in G, H und C. Teilweise entstehen dissonante Klangcluster aus diesen Tönen, die eher an Minimal Music, Brian Eno oder einen David-Lynch-Soundtrack erinnern, wie Lokalmedien treffend bemerkten. Während sich einige Leute schnell genervt zeigten, sprachen andere von einer beruhigenden Klangkulisse, die von der Brücke ausgeht.

Logische Erklärung für die Klänge

Dass die berühmte Brücke seit kurzem als größtes Windspiel der Welt fungiert, ist einem Umbau der Seitengeländer geschuldet. Die dicken Lamellen wurden durch dünnere ersetzt und lassen nun mehr Wind durch, was der Brücke auch bei hohen Windgeschwindigkeiten mehr Stabilität verleihen soll. Ein Sprecher der für die Brücke verantwortlichen Behörde teilte mit, dass die Golden Gate Bridge nun Böen bis zu 160 Kilometer pro Stunde widerstehen kann. Bisher galten 109 km/h als oberes Limit.

Doch diese Stabilität hat einen Nebeneffekt, der am Freitagnachmittag bei starkem Westwind erstmals zu hören war. Denn der durch das Geländer pfeifende Wind sorgt für die extrem lauten Töne, die viele in der Gegend verstören. Dass es sich dabei um einen unbeabsichtigten Konstruktionsfehler handelt, weisen die Verantwortlichen zurück. Aufgrund von Tests im Windkanal habe man gewusst, dass die Brücke bei hohen Windgeschwindigkeiten Töne produzieren werde. Das sei unvermeidlich gewesen.

Tatsächlich existiert ein Video aus dem Jahr 2017, in dem der geplante Umbau der Brücke sowie die Erkenntnisse aus Windtests bereits vorgestellt werden. Wenig überraschend finden sich unter dem 3 Jahre alten YouTube-Video nun auch einige kritische Kommentare: "Gab es keine andere Option? Das Wahrzeichen von San Francisco schreit nun." Eine andere Userin postete, dass die Brücke nun "viele, viele Jahre hier sein wird... und kein Lebewesen wird in der Nähe sein wollen, wegen dieses gottverdammten Geräusches!"

Golden Gate vs U2

Es gibt aber auch kreative Ideen, wie mit dem Phänomen umzugehen ist. Der Journalist Gabe Meline überlagerte die sphärischen Klänge der Golden Gate Bridge mit dem U2-Song "Where The Streets Have No Name". Auf weitere Kunstprojekte darf man gespannt sein.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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