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Steirisches Start-up wiegt Schweine mit Kamera

Für Landwirte ist es wichtig, das Gewicht ihrer Tiere genau zu kennen. Sind sie zu leicht oder zu schwer, kann es beim Verkauf zu Abschlägen kommen. Tiere zu wiegen ist aber nicht einfach. Die Stressbelastung für die Tiere und der Arbeitsaufwand für die Landwirte ist hoch. Das steirische Start-up Wuggl arbeitet an einer Lösung mit der das Gewicht von Schweinen über Bilddaten bestimmt werden kann. Dazu genügt es, die Tiere zu fotografieren, den Rest erledigt die "optische Waage" des jungen Unternehmens automatisch.

Wuggl, so der Name des Geräts der sich vom umgangssprachlichen südsteirischen Ausdruck für Schwein ableitet, ist im Wesentlichen ein Smartphone, das über ein spezialisiertes Kamerasystem zum "Wiegen" verfügt, erzählt Marcus Schweinzger. Er hat das Start-up gemeinsam mit dem Tierarzt Alois Temmel gegründet. "Man muss das Tier ganz im Bild haben, dann wird das Gewicht berechnet. Über die technischen Details will Schweinzger nicht sprechen. Nur soviel: "Wir haben momentan eine Genauigkeit von 98 Prozent."

An der optischen Waage arbeitet das Start-up bereits seit 2014. Bei der Entwicklung gab es allerdings Probleme mit einem Partner, die laut Schweinzger korrigiert wurden. Einen produktnahen Prototypen des Geräts gibt es bereits, die Serienproduktion wird vorbereitet. Gefertigt werden soll das Gerät komplett in Österreich.  Erhältlich sein wird es Anfang nächsten Jahres. Der Preis stehe noch nicht fest, meint der Gründer. "Er wird um die 2500 Euro, vielleicht ein bisschen mehr betragen."

Wuggl-Gründer: Marcus Schweinzger (Bild links) und Alois Temmel

Smartphone für den Stall

Das Wuggl läuft auf dem mobilen Google-Betriebssystem Android und wird etwas dicker sein als herkömmliche Smartphones. Die Vision sei es zu einem "Smartphone für den Stall" weiterzuentwickeln, auf dem auch andere Smart-Farming-Apps laufen, sagt Schweinzger. Dazu würden auch Partnerschaften angepeilt.

Im Fokus der Gründer steht der internationale Markt. "Wir sind auf Export orientiert." Die österreichische Landwirtschaft sei kleinteiliger strukturiert als in Deutschland, Italien oder den Niederlanden. "Österreich ist für uns eher ein Entwicklungs- und Testmarkt."

Landwirte seien bereits sehr technikaffin, meint der Schweinzger. "Sie haben High-Tech-Traktoren und anderes Equipment." Produkte müssten aber einen klaren Nutzen stiften: "Nice-to-have-Lösungen werden nicht angenommen."

Ideen aus der Praxis

Bei der Entwicklung des Geräts habe man viele Gespräche mit Landwirten geführt, erzählt Schweinzger: "Es war uns ein Anliegen, Ideen aus der Praxis umzusetzen. Wir haben ein gutes Netzwerk in der Landwirtschaft."

Bereits 2014 wurde das Start-up in das Akzeleratorenprogramm von INiTS, dem universitären Gründerservice Wien, aufgenommen. Pre-Seed und Seed-Finanzierungen der Förderbank aws (austria wirtschaftsservice) folgten. Daneben zogen Schweinzger und Tremmel, die 2015 mit Wuggl auch an der Puls4-Start-up-Show "2 Minuten, 2 Millionen" teilnahmen, auch erste Investoren an Land.

Und wie geht es weiter? Weitere Produkte rund um Automatisierungslösungen im Stall werden bereits angedacht. Thema ist auch die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln mithilfe der Blockchain-Technologie. Auch Anfragen, die optische Waage für andere Tierkategorien anzubieten, gebe es, sagt Schweinzger.

Zunächst wolle man sich aber auf Marktstart, Serienproduktion und internationale Expansion konzentrieren. Nach Deutschland, Österreich und der Schweiz wolle man bald auch in weiteren europäischen Ländern starten. Schweinzger: "Wir haben bereits Anfragen. Interesse gibt es."

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und aws (austria wirtschaftsservice).

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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