
Mikme: "AKG hat es damals einfach nicht verstanden"
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Ein batteriebetriebenes Hochleistungsmikrofon mit eingebautem Audiorekorder, das per Handy bedient werden kann und noch dazu um ein Vielfaches weniger kostet als vergleichbare Profiprodukte. Die Idee des österreichischen Start-up-Gründers Philipp Sonnleitner begeisterte mehr als 1500 Musiker, Journalisten und Blogger - über die Crowdfunding-Plattform Indiegogo kamen bis zum Ende der Kampagne am 27. Juni 2015 mehr als 380.000 Dollar herein.
Naive Blauäugigkeit
Mit etwa einem Jahr Verspätung zum ursprünglichen Produktionsplan soll es nun soweit sein - Mitte Oktober werden die ersten Mikrofone von Mikme an die Unterstützer ausgeliefert. Für die Qualität soll die Herstellung in Deutschland garantieren. "Natürlich hab ich mir alles leichter vorgestellt. Um so eine Vision umzusetzen, braucht es irgendwo auch eine naive Blauäugigkeit, sonst startet man aus Angst zu scheitern erst gar nicht", erklärt Sonnleitner im Interview mit der futurezone.
Ein Hardware-Start-up aufzuziehen ist ungleich schwieriger als mit einem Software-basierten Service sein Glück zu versuchen. „Die Kosten, um Produktionsprozesse aufzusetzen und Prototypen zu testen, sind ungleich höher. Als Software-Start-up brauch ich drei Entwickler und kann loslegen – uns hingegen kosten allein bestimmte Gussteile 100.000 Euro“, sagt Sonnleitner. Eine Fördersumme von 500.000 Euro konnte Mikme vom Austria Wirtschaftsservice (AWS) in Form eines geförderten Darlehens lukrieren. Darüber hinaus ist das Start-up wieder auf internationaler Investorensuche.
Audioqualität als Schlüssel
Dazu komme, dass ein oder zwei Prototypen zwar schnell gebaut seien. Wolle man allerdings die Produktion von 1 auf 100 und vor allem dann von 100 auf 10.000 hochfahren, seien enorme Hürden zu bewältigen, um die gewünschte Qualität des Produkts sicherstellen zu können. Die versprochene kristallklare Aufnahmequalität des 500 Euro teuren Geräts, das mit 2000 Euro teuren Konkurrenzprodukten mithalten soll, erwies sich folglich auch als ein Knackpunkt der Produktion.

© Mikme/Kurt Prinz
Schade um AKG
Dass das AKG-Kapitel in Wien so enden musste, sei schade, aber leider auch vorhersehbar gewesen. Das Unternehmen sei am Ende einfach zu wenig innovativ und risikobereit gewesen. „Ich habe angesichts der Entwicklungen im Smartphone-Bereich immer gesagt, dass die Entwicklung eines hochqualitativen kompakten Mikrofons interessant sein könnte. Bei AKG hat man das damals aber einfach nicht verstanden. Das iPhone werde niemals für eine professionelle Außenaufnahme benutzt werden, waren sich die Verantwortlichen sicher“, erzählt Sonnleitner.
Angesichts der hervorragenden Kameraqualitäten, die Smartphones heute aufweisen, und deren Handlichkeit ist allerdings genau das passiert. Auf YouTube, Blogs und sozialen Plattformen wie Facebook stellen mittlerweile selbst Popstars eigene Handy-Videos online. So brauchbar das produzierte Bildmaterial ist – die Audio-Aufnahmequalität bleibt allen technischen Fortschritten zum Trotz dabei aber dennoch meist auf der Strecke.

© Mikme
App und Cloud
Um Smartphone-Videos mit der hochwertigen Tonspur ausstatten zu können, die über das Mikme-Mikrofon aufgenommen wurde, ist Software – sprich eine entsprechende App notwendig. Diese sorgt dafür, dass Ton und Bild synchron bleiben und verspricht auch ein schnelles Bearbeiten der Aufnahmen. In Zukunft soll eine eigene Cloud-Lösung dafür sorgen, dass Aufnahmen gleich übers Internet zur Verfügung gestellt werden können, was einmal mehr Kreative und Medienschaffende ansprechen soll.
Dass das Mikrofon schnell von einem Nachahmer kopiert werden kann, glaubt Sonnleitner nicht. „Der Nachteil, dass Hardware-Entwicklung im Vergleich zum Programmieren von Software lange dauert, ist diesbezüglich ein Vorteil. Wir haben drei Jahre Vorsprung und selbst wenn jemand uns kopiert, wird er zwei Jahre mindestens brauchen. Bis dahin werden wir neben dem Mikrofon aber längst auch andere Produkte und Services anbieten, mit denen wir genügend Alleinstellungsmerkmal besitzen werden“, ist Sonnleitner überzeugt.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Medienkooperation mit aws. Die redaktionelle Hoheit obliegt allein der futurezone-Redaktion.
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