Ookbee: Vom E-Book-Start-up zum Marktführer in vier Jahren
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Südostasien ist ein fruchtbarer Boden für Start-ups. Rasantes Wirtschaftswachstum, Investitionsfreude, steigender Wohlstand und eine hohe Verbreitung von Mobilgeräten sind ideale Voraussetzungen, um neue unternehmerische Ideen zu verwirklichen. Dazu kommt die Tatsache, das viele anderswo bereits besetzte Nischen noch unbesetzt sind. Das thailändische Start-up Ookbee hat es in den letzten Jahren geschafft, eine Reihe von Chancen zu nutzen, um sich zu einem konstant expandierenden "Big Player" aufzuschwingen. Bei elektronischen Publikationen ist das Unternehmen eindeutiger Marktführer in mehreren Ländern. Die futurezone hat Ookbee in Bangkok besucht.
Abenteuerliche Entstehung
Seinen Firmensitz hat Ookbee in einer abgeschlossenen Wohn- und Gewerbezone in einem Außenbezirk der thailändischen Hauptstadt. Der Empfangsbereich und die Gemeinschaftsräume der Zentrale strahlen typisches Start-up-Flair aus. Die Wände sind bunt dekoriert, die Mitarbeiter laufen in Schlapfen herum, alle wirken schwer beschäftigt. Während Sangboon Sangmanee, einer der drei Firmengründer, auf einem Sofa über Ookbee erzählt, wird nebenan das Set für einen Videospot vorbereitet.
Die Geschichte von Ookbee kann als ziemlich abenteuerlich beschrieben werden. Drei Jugendfreunde gründeten im Jahr 1999 das Unternehmen IT Works, das sich auf die Software-Entwicklung für die Reiseindustrie spezialisierte. Nachdem das Hauptprodukt, eine Art SAP für Reiseanbieter, von der deutschen Fluglinie LTU (seit 2007 Teil von Air Berlin) übernommen worden war, widmete sich IT Works der Software für Fingerabdruckscanner. Nach dem iPad-Start im Jahr 2010 tat sich ein weiteres Betätigungsfeld auf: E-Magazines. Thailändische Magazine gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht in elektronischer Form. IT Works wollte dies ändern und gründete deshalb 2011 die Tochter Ookbee.
Huckepack mit Mobilfunker
Ookbee begann nun, thailändischen Verlegern anzubieten, ihre Produkte für Tablets und Smartphones aufzubereiten. Mit einem selbstentwickelten Werkzeug (Ookbee Publisher) wurde Text mit Multimedia-Inhalten kombiniert. Um den Kopierschutz sicherzustellen, wurde ein eigenes Dateiformat entwickelt. Neben dem Digitalisieren von Magazinen wurden bald auch Bücher in elektronische Form übertragen. Heute bietet Ookbee 200 E-Magazines und über 10.000 Buchtitel in Thai und anderen südostasiatischen Sprachen an.
Für den Aufstieg zum E-Book-Marktführer wurde eine Huckepackstrategie gewählt. Ookbee kooperierte mit AIS, dem größten Mobilfunkanbieter Thailands. Dieser wollte einen E-Bookstore gründen, um die mobile Datennutzung seiner Kundschaft zu erhöhen. Ookbee trat als Betreiber des "AIS Bookstore" auf und konnte sowohl auf die Kundschaft (23 Millionen Kunden) als auch das Zahlungssystem (Mobilfunkrechnung) von AIS zurückgreifen.
Expansion in Südostasien
Durch die Investmentsparte von AIS-Mutterfirma Intouch (der Nachfolger der Shin Corporation von Thailands Ex-Premier Thaksin Shinawatra) erhielt Ookbee Kapital in Millionen-Dollar-Höhe. Der Investor half Ookbee auch bei der Expansion in weitere südostasiatische Länder. In Vietnam, Malaysia und Indonesien ging Ookbee auf Partnersuche. Die Partner sollten Inhalte bereitstellen, während Ookbee die technische Umsetzung übernahm.
Die Präsenz von Ookbee machte auch Unternehmen abseits des E-Book- und E-Magazine-Marktes auf das Unternehmen aufmerksam. Mit der E-Commerce-Plattform Transcosmos wurde ein eigener Online-Marktplatz namens Ookbee Mall gegründet. Ookbee entwickelte auch die App des Musikstreamingdienstes Fungjai. Hier trat Ookbee auch erstmals als Investor auf. Eine Strategie, die in der boomenden Start-up-Landschaft Thailands weitergeführt wurde.
Investment in andere Start-ups
Die Firma wurde aber auch abgesehen von finanzieller Hilfe zum Anlaufpunkt für thailändische Jungunternehmer. "Die sind zu uns gekommen und wollten einfach wissen, wie wir Dinge gemacht haben", erzählt Sangboon Sangmanee. "Der Unternehmergeist ist in Thailand sehr präsent. Jeder will sein eigenes Unternehmen haben. Deshalb gibt es auch so viele kleine Geschäfte hier."
Mit dem Start-up-Accelerator 500 Startups ist Ookbee eine Kooperation eingegangen, um Jungunternehmen in Südostasien stärker zu fördern. Ein eigener Start-up-Fond namens "500 Durians" wurde eingerichtet, dazu noch ein weiterer Fond namens "500 TukTuks", der speziell in thailändische Start-ups investiert.
Print und Hörbücher
In seinem Kerngeschäft hat sich Ookbee diversifiziert. Das Unternehmen vertreibt seine E-Publikationen sowohl über eine Ookbee-App mit A-la-Carte-Bestellung als auch über Ookbee Buffet, wo Kunden zum Flatrate-Preis lesen können. In Zusammenarbeit mit der US-Comic-Community Inkblazers wurde Ookbee Comics gegründet. Dort können private Zeichner Comics gegen Bezahlung anbieten. Neue Kapitel können per In-App-Kauf bezogen werden.
Die Plattform Ookbee Writer soll es Autoren ermöglichen, ihre Texte ohne Verlag zu publizieren und zu verkaufen. Dazu gibt es einen Print-on-Demand-Dienst, um Bücher in gedruckter Form zu bestellen. Ookbee verkauft mittlerweile auch selbst physische Bücher. Außerdem werden viele Texte als Hörbücher eingesprochen. Dafür gibt es in der Ookbee-Zentrale mehrere kleine Studios.
Bedachter Ausbau
150 Mitarbeiter zählt das Unternehmen heute. In Thailand hat Ookbee bei E-Magazines einen Marktanteil von über 90 Prozent. Auch in den Philippinen, Malaysia und in Vietnam ist Ookbee Marktführer bei digitalen Publikationen. Der konstante Geschäftszuwachs macht einen permanenten Ausbau der Räumlichkeiten notwendig. Im Gewerbegebiet besitzt Ookbee mittlerweile mehrere Reihenhäuser. Weitere Reihenhauseinheiten werden zugemietet. "Wir wollen den Lifestyle unserer Kunden immer besser bedienen und fügen dazu ein Puzzleteil nach dem anderen hinzu", meint Sangboon.
Ookbee wird heute mit 70 Millionen Dollar bewertet. Einen Börsengang planen die drei Firmengründer derzeit noch nicht. "Vielleicht in ein paar Jahren", sagt Sangboon. Die Investoren stehen unterdessen Schlange. "Wir arbeiten aber nur dort zusammen, wo wir Synergien mit unserem Geschäft sehen". Ein klares Bekenntnis der Investoren zu gemeinsamen Plänen sei den Geschäftsführern wichtiger als möglichst viel Geld zu sammeln.
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