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Österreich

Die Post macht den Kofferraum zum Briefkasten

80 Millionen Pakete werden jährlich von der heimischen Post zugestellt, neun von zehn Paketen erreichen den Kunden gleich beim ersten Zustellversuch – entweder weil er direkt erreichbar ist oder weil das Paket auf Basis einer „Abstellgenehmigung“ auch deponiert werden kann, was von 400.000 Kunden genutzt wird. Damit diese Erstzustellungsquote von 90 Prozent noch höher wird und der Bedarf in Zeiten des boomenden Online-Handels abgedeckt ist, haben Post, T-Systems und Porsche Austria mit dem Pilotprojekt „Kofferraumlogistik“ gestartet. „Es ist naheliegend, das Auto als Fortbewegungsmittel in unsere Logistikkette einzubeziehen“, sagt der Vorstand für Paket & Logistik, Peter Umundum. „Denn die letzten Meter bis zum Kunden, die so genannte „last mile“, sind in der Paketzustellung die schwierigsten und auch teuersten.“ Mit Innovationen wie der Empfangsbox - 12.000 gibt es bereits österreichweit - will man die Erstzustellungsquote optimieren.

Porsche Austria stellt für den Testlauf drei Fahrzeuge - Golf, eGolf und Tiguan - zur Verfügung, in der von T-Systems Telemetrieboxen installiert wurden, die mit einer SIM-Card ausgestattet sind und per GPS geortet werden können. Die Box hängt im Fahrzeugsystem und funktioniert ähnlich wie das System von Carsharer Car2Go. Stellt nun ein Paket-Zusteller eine Sendung zu, so erkennt er auf einem Etikett, dass eine Kofferraumzustellung erwünscht ist. Beim Online-Kauf wird man auf dem Shopping-Portal künftig die Option „Post/Kofferraumzustellung“ wählen können.

App

Mittels App auf dem Smartphone findet der Zusteller das Auto – geliefert wird im Umkreis von 500 Metern der angegebenen Zustelladresse. Für die Kofferraumlogistik hat T-Systems ein eigenes Identifikations- und Berechtigungssystem entwickelt. Der Zusteller nimmt mit der Smartphone-App das Kennzeichen des Autos ins Visier, worauf sich der Kofferraum öffnet und er das Paket ablegen kann (in der Pilotphase funktioniert diese Logik mit QR-Code-Aufklebern). „Der gesamte Zustellprozess inklusive Öffnen und Schließen des Kofferraums wird protokolliert“, erklärt T-Systems-Österreich-Geschäftsführer Dirk Lukaschik. Der Empfänger wird per eMail, SMS oder App informiert, wenn das Paket abgelegt wurde.

In Europa gibt es bereits zwei ähnliche Projekte – in Deutschland wird seit dem Frühjahr die Kofferraumzustellung von DHL, Amazon, und Audi getestet, in Schweden läuft bereits seit 2014 ein Versuch der „roam delivery“.

Ergebnisse im Dezember

Im Dezember sollen die Ergebnisse vorliegen, „dann werden wir entscheiden“, sagt Umundum. „Wir müssen wissen, wie die Logistik funktioniert, wie sie sich in den Standardprozess eingliedern lässt, wie sie bei den Kunden ankommt und wie sich die Suche bzw. das Finden der Autos auf die Kosten bei der Post auswirkt.“ Anfang 2016 könnte, so alles optimal läuft, der Marktstart erfolgen, beginnend mit den Ballungszentren.

Die Kofferraumlogistik soll künftig jeder nutzen können, der ein Auto mit einem elektronischen Schloss besitzt, die Kosten der Telemetrieboxen werden laut T-Systems im zweistelligen Bereich liegen.

Haftung

Freilich könnte theoretisch das Auto aufgebrochen und das Paket gestohlen werden. Die Post übernimmt dafür keine Haftung, wie bei allen anderen Abstellgenehmigungen auch. T-Systems betont aber, dass die Lösung absolut sicher ist, da sich der ganze Kommunikationsmechanismus dieser Lösung nicht im Fahrzeug befindet, sondern in der Cloud.

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