NASA-Satellit entging nur knapp gefährlichem Zusammenprall
Im Februar entging der NASA-Satellit „TIMED“ (Thermosphere Ionosphere Mesosphere Energetics and Dynamics Mission) nur knapp einem Zusammenprall mit Weltraumschrott. Der inaktive russische Spionagesatellit Kosmos 2221 steuerte unkontrolliert auf TIMED zu.
Ursprünglich wurde der Abstand der beiden auf 20 Meter geschätzt. Das klingt zwar nach einer großen Entfernung, gilt aber im Weltraum bereits als gefährlich nahe. Besonders heikel an der Situation: Beide Satelliten konnten nicht ausweichen.
„Das hat uns allen Angst gemacht“.
Jetzt zeigen neue Informationen aber, dass die Satelliten nicht einmal 10 Meter voneinander entfernt waren. Wie Space.com berichtet, erklärte die NASA-Administratorin Pam Melroy beim 39. Space Symposium am 9. April. „Das Aufeinandertreffen hat uns allen Angst gemacht“.
Wären die beiden Satelliten ineinander gekracht, wäre eine große Menge neuer Weltraumschrott entstanden, führte Melroy aus. Kleine Bruchstücke würden sich mit Geschwindigkeiten von Tausenden Stundenkilometern im Erdorbit verteilen.
Gefährliche Kettenreaktion
Treffen sie auf andere Satelliten, könnte das der Beginn einer Kettenreaktion sein. Als „Kessler-Syndrom“ bekannt, könnten so ein Großteil der Satelliten im All zerstört werden. Navigationssysteme, Erdbeobachtung, militärische Aufklärung und Logistiksysteme wären lahmgelegt.
Auch Menschen sind dabei gefährdet. 2021 musste die ISS einem zuvor abgeschossenen russischen Satelliten ausweichen und stand kurz vor der Evakuierung.
➤ Mehr lesen: ISS: Dramatische Aufnahme von Evakuierung
Derzeit befinden sich über 9.000 aktive Satelliten im Erdorbit. Zusammen mit inaktiven Satelliten steigt die Zahl auf 11.500. Laut ESA werden 35.150 Trümmerstücke permanent getrackt, um im Ernstfall ausweichen zu können. Im Orbit sind aber deutlich mehr:
36.500 Trümmerteile größer als 10 Zentimeter
Eine Million Trümmerteile zwischen einem und 10 cm
130 Millionen Trümmerteile zwischen einem Millimeter und einem Zentimeter
Selbst kleine Teile können durch ihre hohe Geschwindigkeit enormen Schaden anrichten. Im Orbit der ISS, in etwa 400 km Höhe, sind sie mit ungefähr 28.160 km/h unterwegs. Zum Vergleich: Ein Sturmgewehr feuert Projektile mit ungefähr 3.600 km/h ab.
➤ Mehr lesen: Starlink-Satelliten für die Hälfte aller Beinahe-Kollisionen verantwortlich
Satellitenbetreiber müssen Strafe zahlen
Der Vorfall zeigt erneut, wie wichtig Maßnahmen zur Reduktion von Weltraumschrott sind. Innovative Konzepte wie Abfangnetze werden erforscht, um das Problem in den Griff zu bekommen. ESA und NASA arbeiten zudem aktiv daran, Weltraumschrott zu verhindern. Gleichzeitig hat die US-Kommunikationskommission FCC Strafen für Satellitenbetreiber eingeführt, die ihre Satelliten nicht korrekt entsorgen.
➤ Mehr lesen: US-Regierung vergibt erstmals Strafe wegen Weltraumschrott
Kommentare