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Interview

mcworld-Chef: „Der Apple-Zubehör-Boom beginnt erst“

Seit exakt einem Jahr sind die beiden Firmen fusioniert und treten unter der gemeinsamen Marke mcworld/mcshark auf. „Freilich wäre mir eine Marke lieber, aber im Osten Österreichs kennt man mcshark besser, im Westen mcworld“, sagt Geschäftsführer Sascha van der Werf. „Aber eigentlich ist es egal, da 99,9 Prozent der Kunden ohnehin glauben, dass sie direkt bei Apple einkaufen.“

Österreich ist eines von jenen Ländern, in denen es keinen eigenen Apple-Store gibt, wie sie in den USA zu Hauf und in den wichtigsten europäischen Städten auch zu finden sind. 800 Shops gibt es in Europa, die sich auf Apple-Produkte spezialisiert haben, aber keine echten „Apple-Stores“ sind. Dennoch müssen, will ein Händler Apple-Geräte verkaufen, genaue Richtlinien eingehalten werden, was bedeutet: Es gibt praktisch wenig Spielraum für den Händler – am besten sind Shops im Schuhschachtel-Design, die Schaupulte sind vorbestimmt und die Position der Mustergeräte, die die Kunden ausprobieren können, muss auf Zentimeter genau passen. Selbst die Farben werden vorgegeben.

Viermal im Jahr gibt es offizielle Audits, bei denen gecheckt wird, ob die Mitarbeiter geschult sind und sich auf den Geräten wirklich auskennen und ob das Layout des Geschäfts den internen Richtlinien entspricht. Die neue 200 Quadratmeter große mcworld/mcshark-Filiale in der Mariahilferstraße, der Flagship-Store der Gruppe, entspricht den Apple-Vorgaben, „obwohl es wirklich schwer ist, diese in historischen Bauten, wie es sie in Wien gibt, zu realisieren“, so van der Werf.

So strikt die Vorgaben seitens Apple für das Portfolio ist, Freiheiten gibt es beim Zubehör für iPhones, iPads etc., darüber kann ein Händler frei entscheiden, geachtet muss darauf werden, dass es „made for iOS“, also von Apple lizenziert ist. Vom Zubehör bzw. den Gadgets erhofft sich van der Werf in den kommenden Jahren enorme Zuwachsraten: „Der Boom beginnt erst, denn das iPhone ist zwar cool, wird aber immer mehr zu einer persönlichen Fernsteuerung.“ Ob Smart Home-, Fitness- oder Wellness-Lösungen, „der Zubehörmarkt wird in den kommenden drei Jahren ganz anders aussehen“, so van der Werf, mit dem Zubehör werde man in Zukunft gut ein Drittel des Umsatzes erwirtschaften, und der hat im abgelaufenen Jahr auf fast 50 Millionen betragen. Heute macht man mit Zubehör etwa 25 Prozent des Umsatzes.

Kundenanalyse in Echtzeit

Die Geschäfte sind jedenfalls hochtechnisiert, jeder Standort ist gleich beim Eingang mit einem Scanner ausgestattet, der nach bestimmten Parametern eingestellt und in Echtzeit abgefragt werden kann; etwa, wie viele Kunden sich im Geschäft befinden, wie viele rein und raus gegangen sind, ob Kinder oder Erwachsene im Geschäft sind. Über die App Shopper-Track kann van der Werf jederzeit am iPhone abrufen, die Daten werden ihm in Echtzeit geliefert, per Push-Nachricht wird er aktiv informiert, wenn eine Parameter-Regel überschritten wird.

Derzeit gibt es in Österreich 18 mcworld/mcshark-Filialen, eine Zahl, an der sich nichts ändern wird, „es gibt das eine oder andere Optimierungspotenzial in Städten“, so van der Werf. Besonders gut gehen die Filialen überall dort, wo das Zielpublikum technikbegeistert ist, wie in Wien, in Oberösterreich („vermutlich wegen der Fachhochschulen und Industriegebiete"), Innsbruck.

Best-Ager-Offensive

Van der Werf will künftig nicht nur technikaffine Kunden ansprechen, sondern auch neue Zielgruppen erschließen, wie etwa die Gruppe der „Best Agers“. Apple ist nämlich eine Software- und keine Hardware-Firma.“ Es gebe so viele praktische, intuitive Programme, von der Bild- oder Filmgestaltung bis hin zu Musiklösungen oder eBooks, das komme bei der Zielgruppe der Generation 50+ besonders gut an. „Wir bieten deshalb, wie auch in den echten Apple-Stores, Schulungen an“, sagt van der Werf. Mit den ersten Trainings hat man in der Filiale Mariahilferstraße gestartet – die Kurse sind ausgebucht - und wird sie im Laufe des Jahres auch in anderen Filialen anbieten. Selbst „Personal coaching“ (75 €/Stunde) wird angeboten. „Die Best Agers sind eine sehr loyale Zielgruppe, die eine natürliche Betreuung braucht.“ Zehn Prozent des Umsatzes will man mit den Best Agers erwirtschaften.

Eine weitere wichtige Zielgruppe werden künftig auch Lehrer und Schüler. Seit Sommer 2013 konzentriert man sich auf den Education-Bereich. Das sind die Kunden von morgen und das mobile Lernen in den Schulen wird noch ein großes Thema werden. Man muss diese Zielgruppe unterstützen, damit sie bessere Chancen im Berufsleben und im internationalen Vergleich bessere Karten hat: „Wie man ein Tablet benutzt, muss man spätestens in der Volksschule lernen.“

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