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Twiplomacy

Zwei Drittel aller Staatschefs auf Twitter

Auch das soziale Internet-Netzwerk Twitter ist einer Studie zufolge inzwischen zu einer politischen Bühne geworden. Wie aus der am Donnerstag in Genf vorgestellten Untersuchung namens „Twiplomacy" hervorgeht, haben zwei Drittel aller Staats- und Regierungschefs der Welt auf der Plattform einen Account. Allerdings nutzt noch nicht einmal jeder zweite von ihnen das Netzwerk, um mit ihresgleichen in Kontakt zu bleiben. Bundeskanzler Werner Faymann zog sich nach einem eher missglückten Twitterdebüt im Oktober 2011 wieder zurück, Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger ist via das Außenministerium (@Minoritenplatz8) vertreten.

Twitter-König Obama
Twitter biete Politikern Kontakt zu einem ständig wachsenden Publikum und den Bürgern einen direkten Draht zu ihnen, sagte Jeremy Galbraith vom Beratungsunternehmen Burson-Marsteller, das 264 offizielle und persönliche Accounts von Staats- und Regierungschefs aus 125 Ländern ausgewertet hat. Der Studie zufolge haben aber unter anderem die Staatsspitzen von Italien und China das Twitter-Universum noch nicht für „öffentliche Diplomatie" entdeckt.

Ein Viertel der auf Twitter aktiven Staat- und Regierungschefs folgt der Studie zufolge dem Konto von US-Präsident Barack Obamas unter @BarackObama. Dieser liest jedoch nur die sogenannten Tweets von Norwegens Regierungschef Jens Stoltenberg und dessen russischem Kollegen Dmitri Medwedew - steht also mit keinem weiteren Vertreter einer Staatsspitze über Twitter in Kontakt. Obamas Botschaften werden allerdings von insgesamt 17 Millionen Menschen weltweit gelesen - er ist damit der erfolgreichste Polit-Twitterer.

Putin folgt niemanden
Am besten auf der politischen Twitter-Bühne vernetzt ist laut der Untersuchung EU-Ratspräsident Herman von Rompuy (@euHvR): Er ist ein sogenannter Follower von elf Staats- und Regierungschefs und liest damit deren Botschaften auf Twitter. Zahlreichen führenden Politikern scheint das jedoch zu viel zu sein: Der Account von Russlands Präsident Wladimir Putin zählt beispielsweise zu den Twitter-Konten von Staatsspitzen, die überhaupt niemandem folgen.

Die Studie zeigt zudem, dass viele Politiker in Wahlkampfzeiten in dem Netzwerk aktiv sind - nach ihrer Wahl aber ihren Account verwaisen lassen. Das gelte beispielsweise für den französischen Präsidenten François Hollande (@FHollande) und die brasilianische Staatschefin Dilma Rousseff (@DilmaBR). Beide haben seit ihrem Amtsantritt sich von ihren Followern „abgekehrt", heißt es in der Studie.

Mangel bei Politikern aus Österreich
Österreichische Spitzenpolitiker sind auf Twitter eher spärlich vertreten. Bundeskanzler Faymann startete am Nationalfeiertag 2011 mit großem Pomp seinen Social Media Auftritt, zog sich noch einem Skandal rund um „gekaufte" Facebookfreunde im November jedoch wieder aus Twitter zurück. Auf Facebook ist er weiterhin als „Bundeskanzler Werner Faymann" präsent und hat gegenwärtig rund 6.000 Freunde. Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger ist zwar nicht persönlich auf Twitter vertreten, einen entsprechenden Account für das Außenministerium (@Minoritenplatz8) existiert jedoch und hat knapp 2.000 Follower. Auf Facebook gibt es zu Spindelegger lediglich eine vom Internetunternehmen automatisch kreierte Seite für „Personen des öffentlichen Interesses". Der beliebteste österreichische Spitzenpolitiker auf Facebook ist Heinz Fischer. Sein Account, der von seinem Team betreut wird, hat über 22.000 Fans. Auf Twitter findet man Fischer hingegen nicht.

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