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14-Tonnen-Akku statt Diesel: ÖBB testen Öko-Zug ab 2019

Mit akkubetriebenen Zügen könnte in Zukunft ein Teil der über 1000 Schienenkilometer, die in Österreich noch nicht elektrifiziert sind, ohne Verbrennung von Diesel betrieben werden. Lokomotiven, die mit fossilem Brennstoff laufen, gibt es vor allem in Nieder- und Oberösterreich, der Steiermark, Kärnten und dem Burgenland. Vorarlberg und Tirol sind vollständig elektrifiziert.

Auf den meisten Strecken, auf denen heute Dieselloks unterwegs sind, könnte der Akkuzug theoretisch eingesetzt werden. Wo das tatsächlich sinnvoll ist, hängt aber von Passagieraufkommen und Rentabilität einer Strecke, ausreichender Länge der Bahnsteige und den politischen Gegebenheiten im betreffenden Bundesland ab. Das tatsächliche Potenzial für den akkubetriebenen „Cityjet eco“ in Österreich wird auf 25 Stück geschätzt, hauptsächlich in Niederösterreich. Als Beispiel nennen die ÖBB etwa die Aspangbahn.

Schwere Batterien

Der Prototyp des neuen akkubetriebenen Zuges wurde am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien präsentiert. Siemens hat den Standard-Cityjet der ÖBB mit einem 14-Tonnen-Akkucontainer aufgerüstet, der auch die notwendige Elektronik enthält, und mit einem grünen Design versehen. Die Batterien sind zwischen den beiden Triebwägen auf dem Dach der Waggons untergebracht. Trotz des hohen Zusatzgewichts konnte die Achslast niedrig genug gehalten werden, um auch auf den schwächsten Gleisen in Österreich noch fahren zu können.

Jeder Cityjet könnte mit relativ wenig Aufwand umgerüstet werden. Neben der Ablöse von Dieselloks ohne teure Investitionen in elektrische Infrastruktur soll der Akkuzug vor allem das Umsteigen an Schnittstellen zwischen elektrifizierten und nicht elektrifizierten Streckenabschnitten obsolet machen. Zudem wäre auch im grenzüberschreitenden Verkehr die Weiterführung von Zügen auf nicht elektrifizierten Strecken denkbar. Die ÖBB betonen aber vor allem den Öko-Aspekt:  "Dieses Leuchtturmprojekt hat das Potenzial, die noch vorhandenen Treibhausgasemissionen im österreichischen Bahnverkehr weiter massiv zu reduzieren und das Angebot für unsere Fahrgäste gleichzeitig auf Cityjet-Niveau anzuheben", sagt Evelyn Palla, Vorstandsdirektorin der ÖBB Personenverkehr AG bei der Pressekonferenz.

Schwere Akkus

Die Akkus sind Lithium-Titanat-Batterien und können während der Fahrt an der Oberleitung geladen werden, um dann auf einem nicht elektrifizierten Streckenteil mit Akkustrom fahren. Die vom Netz bezogene Leistung ändert sich dabei nicht, dem Zug steht während des Ladens also weniger Energie für den Antrieb zur Verfügung. Im Akkubetrieb hat der Zug 1750 PS, das ist halb so viel wie im Netzmodus. Trotzdem erreicht er auch ohne Oberleitung die Spitzengeschwindigkeit von 140 km/h.

Die Reichweite des 75 Meter langen Zugs, der 244 Sitzplätze bietet, im Akkubetrieb liegt bei 80 Kilometer, was für etwa 80 Prozent der Dieselstrecken in Österreich ausreichen würde. An einem Schnittstellenbahnhof kann der Zug zudem in nur zehn Minuten aufgeladen werden. Auf der Strecke dauert das länger. Der Akku hat eine Kapazität von 500 Kilowattstunden und wird durch Kühlung und Heizung im optimalen Temperatrubereich gehalten. Die Lebensdauer wird mit 15 Jahren angegeben, dann liegt die Kapazität noch bei 80 Prozent.

Recycelbar

Bei einer Zuglebensdauer von 30 Jahren müsste der Akku einmal getauscht werden. Ausgemusterte Batterien können zu 80 Prozent recycelt werden. Die Kosten für die Akkus liegen pro Zug derzeit bei 1,5 bis zwei Millionen Euro. Die Mehrkostengegenüber einem normalen Cityjet werden mit 25 Prozent angegeben. Die ÖBB wollen mit dem Prototypen bis zum Frühjahr 2019 technische Test absolvieren und die erforderlichen Zulassungen einsammeln.

Ab dem späten Frühjahr 2019 sollen dann erste Testfahrten im normalen Passagierdienst stattfinden. „Der Zug ist noch nicht vollkommen ausgereift, es wird ein Pilot auf der Strecke sein“, sagt Arnulf Wolfram, CEO von Siemens Mobility. Tatsächliche Bestellungen seitens der ÖBB gibt es dementsprechend noch nicht. Im Konzern sieht man den Cityjet eco als Nachweis für den Wert weiterer Entwicklung auf dem Gebiet.

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Markus Keßler

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