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“Apple macht IBM unabhängig von Microsoft”

Apple-Geräte werden heute bereits vielfach in Firmen eingesetzt, allerdings weniger als Teil von Gesamtlösungen in den Firmen denn als Ausdruck persönlicher Präferenz. Das möchte der Konzern aus Cupertino durch die Kooperation mit IBM gerne ändern. Durch die schwindende Bedeutung des ehemaligen Platzhirschen Blackberry tut sich nämlich im Bereich der sogenannten “Enterprise Mobility” eine Möglichkeit auf, viel Geld zu verdienen. Die meisten Unternehmen fürchten nämlich nichts mehr, als den Anschluss auf dem Weg in die mobile Zukunft zu versäumen. Apple scheint mit seinem seinem als relativ sicher geltenden Ökosystem und dem Prestigefaktor seiner Geräte in einer optimalen Position, um von Unternehmen als Anbieter mobiler Hard- und Software auserwählt zu werden.

Allerdings fehlt dem iPhone-Hersteller ein Vertriebsnetzwerk für den Business-Bereich. Hier kommt eine Partnerschaft mit IBM wie gerufen. “Apple ist stark im Consumer-Markt und hat seinen Vertrieb auf Basis von Stores und Onlinehandel aufgebaut. Dass IBM innerhalb seines Business-Netzwerks jetzt Apple-Produkte anbietet, ist wohl der größte Vorteil der Kooperation für Apple”, sagt Karim Taga, Leiter des Geschäftsbereichs Telecoms, Information, Media & Electronics bei Arthur D. Little.

Damit bekommt Apple sozusagen die Milch, ohne die Kuh kaufen zu müssen. Vertrieb, Wartung und Service der Geräte werden von IBM übernommen, ohne dass Apple investieren muss. Das heißt aber nicht, dass die Vereinbarung ein einseitiges Geschäft ist. “IBM kann seine Abhängigkeit von Microsoft verringern, das im mobilen Bereich praktisch tot ist”, sagt Taga. Zudem bringt die Kooperation mit Premium-Hersteller Apple auch einen Image-Vorteil bei vielen potenziellen Kunden. Am Ende profitieren also beide Firmen von der Zusammenarbeit. “Beide Firmen sind stark in ihren jeweiligen Bereichen, Apple im Consumer-Segment und IBM bei den Unternehmen. Da gibt es eine Menge Synergien zu nutzen”, erklärt der Analyst.

Freund statt Feind

Die Rivalität aus einer Zeit, in der beide Konzerne noch PC-Hersteller waren, spielt heute kaum noch eine Rolle. “Beide Firmen sind unter anderem Management, IBM hat sich komplett aus dem PC-Bereich zurückgezogen, die Firmen konkurrieren heute nicht mehr. Die Kulturen sind zwar sehr unterschiedlich, aber da lassen sich Lösungen finden”, so Taga. Wie eng die Zusammenarbeit sein wird, muss sich allerdings erst zeigen. Enger gebunden hat sich jedenfalls Apple. Während IBM nach wie vor auch Lösungen für andere Betriebssysteme anbieten will, werden IBM-Konkurrenten wie HP, Dell oder Lenovo wohl kaum Interesse daran haben, als Partner zweiter Klasse gegen die Exklusiv-Vereinbarung von Apple und IBM anzukämpfen. Das kann allerdings in manchen Fällen sogar ein Vorteil sein.

“Gerade in den USA kann die rein amerikanische Partnerschaft gut fürs Geschäft sein. US-Behörden und Unternehmen wollen schon aus Sicherheitsgründen heimische Anbieter. Das ist ein großer Markt”, sagt Taga. Ob die Versteifung auf die Rolle als Exklusivpartner für Firmen der richtige Weg ist, um im Enterprise-Bereich Erfolg zu haben, ist umstritten. “Viele Firmen setzen auch auf 'Bring dein eigenes Gerät mit'. Hier gibt es aber noch keinen allgemeine Lösung. Die Zukunft ist aber in jedem Fall mobil und mit IBM hat Apple seine Position gestärkt”, sagt Taga. Die massenhafte Verteilung in Firmen und der geplante Vertrieb von iOS-Geräten über Leasing-Verträge könnten dem Luxus-Image von Apple längerfristig zwar Kratzer bescheren, derzeit sieht es aber ganz so aus, als ob sowohl Apple als auch IBM von der Vereinbarung profitieren werden.

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Markus Keßler

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