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Datenexplosion im Mobilfunkreich

In Österreich merkt man als Mobilfunk-Kunde, dass es in den Netzen eng wird. Gesprächsabbrüche stehen mittlerweile an der Tagesordnung – quer durch alle Netzbetreiber. Doch es wird noch schlimmer, denn durch das Smartphone-Wachstum steigt auch der Datenverkehr (Stichwort Facebook, Google+, Twitter und diverse andere Location Based Services), und diesen werden die Netze nur schwer handhaben können.

Seit zwei Jahren hat sich das Datenvolumen, das über die Netze der heimischen Betreiber transportiert wird, verdreifacht. 2010 sind etwa bei T-Mobile 4,2 Petabyte (4,2 Millionen Gigabyte) an Daten transportiert worden, bei A1 waren es fünf Petabyte und beim kleinsten Betreiber Drei sogar neun Petabyte. Da bei Drei die Smartphone-Dichte am größten ist – im Oktober waren 96 Prozent der verkauften Engeräte Smartphones – verzeichnet Drei auch das größte Datenvolumen. Hinzu kommen noch datenintensive Services wie etwa Mobile TV.

Wachstum geht rasant weiter
Die Betreiber werden jedenfalls viel Geld in den Netzausbau und in das Upgrade der Netze investieren müssen, denn das Wachstum geht rasant weiter. „Im Jahr 2013 werden mehr Menschen mobil im Internet sein als via Festznetz“, sagt Anne Bouverot, Generaldirektorin bei der GSM Association, GSMA , auf dem Handykongress Mobile Asia Congress, der derzeit in Hongkong stattfindet.

Ryuji Yamada, Chef des japanischen Mobilfunkers NTT DoCoMo, der zu den innovativsten Betreibern der Welt zählt, prognostiziert sogar eine Verdreifachung der Smartphone-User bis 2015. „2010 war der Knackpunkt beim mobilen Breitband“, erklärt Yamada, „seither nimmt der Datenverkehr rasant zu.“ Bis 2015 werde dieser um den Faktor 25 wachsen.

„Weil wir gerade die dritte Welle in der Ära des Mobilfunks erleben“, sagt GSM-Generaldirektorin Bouverot: "In der ersten Phase wurden Menschen miteinander verbunden, in der zweiten wurden die Konsumenten mit dem Internet verbunden, jetzt beginnt das Internet der Dinge lebendig zu werden und die Dinge werden mit uns Menschen verbunden."

Internet der Dinge
Laut einer aktuellen Untersuchung von Machina Research wird die Zahl der „connected devices“ von heute neun Milliarden auf mehr als 24 Milliarden steigen. Unter „connected devices“ werden Computer, Tablets, Sensoren und Sender bezeichnet, die mit Funkmodulen wie WLAN, Bluetooth etc, ausgestattet sind. Die Zahl der „mobile connected devices“ – also praktisch alle Geräte, die mit einer SIM-Karte ausgestattet werden können -, wird sich von heute sechs Milliarden auf zwölf Milliarden im Jahr 2020 verdoppeln.

Vernetzte Rinder...
Seit Jahren schon gibt es Beispiele für dieses „Internet der Dinge“, so kommunizieren in Oklahoma, im Süden der USA, Kühe via "ZigBeef"-Chip mit ihren Besitzern und verraten auf diesem Weg, wo sie sich auf den riesigen Weiden befinden. Per E-Mail können sich die Züchter die Kuh-Daten auch aufs Handy schicken lassen.

In Japan hat etwa das Agrartechnik-Unternehmen TekVet und IBM ein System entwickelt, bei dem an den Ohren der Rinder Transponder befestigt werden. Der Züchter kann die Daten online abrufen und wird vom System alarmiert, sollte es Abweichungen geben. Entlang der Weiden und Ställe sind "SmartReceiver" angebracht, die diese Daten empfangen und über ein 900-Megahertz-Band (ähnlich unserem Handyfunk GSM) in das System schicken.

... und drahtlose Städte
In China hat China Mobile, mit 600 Millionen Kunden der größte Mobilfunkbetreiber der Welt, das Projekt „Wireless City“ gestartet. In ganz China werden hundert Städte wie Shanghai, Xiamen oder Shenzhen in Mobilfunk-Hochburgen verwandelt, in denen die Handy-User mit ihrem Handy verschiedenste Services nutzen können. „Das mobile Internet und das Internet of things wachsen bei uns zusammen“, sagt China-Mobile-CEO Li Yue.

Die Services reichen von Verkehrsservices wie Echtzeit-Verkehrskameras, „Wann-kommt-der-nächste Bus-Diensten“ bis hin zu Daten von Lärm-, Wasserqualiäts- und Luft-Sensoren, die man sich auf das Handy schicken lassen kann. „Und man kann sich auch Untersuchungstermine in einem Krankenhaus reservieren lassen“, so Li Yue. Von zwei Millionen Studenten wurde das Konzept der „wireless city“ entwickelt, laufend kommen neue Apps, die das Leben der Menschen erleichtern sollen und in denen Sensoren und andere connected devices eine Rolle spielen, hinzu.

Umsätze für Mobilfunkbetreiber
Die Handybetreiber erwarten sich dadurch zusätzliche Umsätze, Schätzungen in der Studie von Machina Research gehen davon aus, dass die Betreiber 2020 global mit Einnahmen von 1,2 Billionen Dollar rechnen können. Einnahmen, die sie gut gebrauchen können, denn die Betreiber sind seit geraumer Zeit auf der Suche, wie sie das Geschäft, das ihnen Konzerne wie Google und Apple weggeschnappt haben, ausgleichen können.

Die Betreiber haben auf Nokia gesetzt, der finnische Hersteller hat schon lange vor Apple und Google auf den „Multimedia Computer“ bzw. auf das „Mobile Computing“ gesetzt und sich auch mit den Netzbetreibern arrangiert. Leider hat Nokia nicht das geliefert, was es liefern hätte sollen. Nun stehen Vodafone, Orange, T-Mobile, China Mobile etc. vor dem Problem, dass ihre Netze nur noch zur Datenübertragung dienen. Die Betreiber sind nur der Infrastruktur-Lieferant und das reicht ihnen nicht, weil man mit Infrastruktur alleine nur wenig Geld verdienen kann.

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