Drei: "Wir haben die Netzprobleme gelöst"
Drei konnte 2014 174.000 neue Kunden dazu gewinnen und den Marktanteil so auf 27,6 Prozent steigern. Der Umsatz ist trotzdem um acht Prozent auf 686 Millionen Euro gesunken. "Das liegt vor allem an regulatorischen Effekten wie der Senkung der Roaming-Gebühren und am weiteren Rückgang der Preise pro Einheit am Markt", sagt Drei-Boss Jan Trionow. Die Preissteigerungen, über die in den Medien nach dem Merger von Drei und Orange berichtet worden ist, seien hauptsächlich einer selektiven Wahrnehmung geschuldet, so der CEO.
Zum Beweis zeigt er eine Statistik, die Preise pro Einheit - das ist entweder ein Megabyte, eine Gesprächsminute oder eine SMS - zeigt. Im zweiten Quartal 2012 kostete eine solche 2,9 Cent, ein Jahr später 1,9 Cent und im selben Zeitraum 2014 1,3 Cent. Ob es Megabyte, SMS oder Minuten sind, die diesen Rückgang hauptsächlich zu verantworten haben, geht aus der Statistik nicht hervor. "Die gefühlten Preissteigerungen spiegeln einfach eine geänderte Realität wieder, etwa sinkende Roaming-Preise und den Wechsel vieler Kunden von SMS zu Whatsapp und Co", so Trionow.
Die Nutzung der Mobilfunknetze ist in Österreich 2014 insgesamt weiter gestiegen und hat im zweiten Quartal 2014 rund 45 Milliarden Einheiten erreicht. Den Gewinn konnte Drei so steigern. Das EBIT belief sich 2014 auf 170 Millionen Euro, das entspricht einem Plus von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der durchschnittliche Erlös pro Kunde ist von 20,6 auf 19,66 Euro gesunken. Trotzdem sei Drei ein "solider, profitabler Betreiber", sagt Trionow. Durch die Nutzung von Synergieeffekten nach der Übernahme von Orange konnte Drei die Betriebskosten um 19 Prozent auf 212 Millionen Euro senken.
Netzqualität steigt
Drei gibt an, mittlerweile das größte LTE-Netz im Land zu haben, mit einer Netzabdeckung von 70 Prozent. Bis Mitte des Jahres soll dann praktisch jeder Österreicher mit mobilem Breitband versorgt werden können. Laut einer Erhebung der RTR ist das Netz von Drei zudem das schnellste im Land, wie Trionow hervorhebt. Die Datennutzung sei im Jahr 2014 um 63 Prozent gestiegen und habe 4,5 Gigabyte pro Nutzer und Monat erreicht, so der CEO Weiter.
Die Netzprobleme, über die sich viele Drei-Kunden gerade nach der Netzzusammenlegung mit Orange beschwert haben, "haben wir inzwischen gelöst", wie Trionow verspricht. Nach der Zusammenlegung habe es zwar tatsächlich Schwierigkeiten gegeben, das Netz sei sowohl was Stabilität als auch was Geschwindigkeit betrifft jetzt deutlich besser. "Trotzdem wollen wir natürlich weiter daran arbeiten", sagt Trionow.
Neue Konkurrenz
Was die neuen virtuellen Betreiber am Markt betrifft, ist Drei derzeit gelassen. "Das belebt den Markt. Wir haben gewusst, dass das kommt", sagt Trionow. Für die nächsten Jahre erwartet Drei noch einige zusätzliche virtuelle Konkurrenten. "Wir sind in Gesprächen mit einigen Unternehmen, die in unser Netz möchten", so der Drei-Chef. Der Konzern sieht sich gegen die neuen Mitbewerber gut gerüstet und will vor allem mit Service und Leistung die Vorteile eines vollwertigen Betreibers herausstreichen.
"Im Business- und Prepaid-Segment sehe ich noch deutliches Wachstumspotenzial. Insgesamt werden wir wohl 30 Prozent Marktanteil erreichen können", sagt Trionow. Bei SIM-only Tarifen prophezeit der CEO einen sich zunehmend verschärfenden Wettbewerb, der die Margen wohl deutlich drücken wird. Für die Zukunft will Drei auch was den Umsatz angeht wieder wachsen, auch durch die Nutzung weiterer Synergieeffekte. "Nur mit wachsenden Umsätzen können wir weiter in die Netze investieren", erklärt Trionow.
Datenschutz und Netzneutralität
Das Thema Sicherheit ist für Drei derzeit aktuell, vor allem nachdem kürzlich publik wurde, dass Geheimdienste mit großem Aufwand SIM-Hersteller ins Visier nehmen. "Wir haben alle Schnittstellen bei den Lieferanten geprüft und keine Schwachstellen gefunden. Sicherheit steht weiter im Fokus. Von Gemalto haben wir die Zusage, dass keine österreichischen SIM betroffen waren", sagt Trionow.
Ein Problem sieht Trionow in den zunehmenden Bemühungen, den Markt zu regulieren. "In Österreich werden uns aus übertriebenem Konsumentenschutzauflagen vorgeschrieben, die uns gegenüber internationalen Playern im Netz benachteiligen", so der Manager. Auf europäischer Ebene sieht er die Diskussion um eine rasche Abschaffung der Roaming-Gebühren kritisch: "Ich bin für die Vision eines europäischen Binnenmarktes, aber die Kosten dürfen nicht vergessen werden. Als hochentwickelter Mobilfunkmarkt würden wir, wenn unsere Kunden ihre Nutzungsgewohnheiten im Ausland beibehalten, zum Nettozahler, etwa nach Deutschland. Österreicher verbrauchen zweieinhalbmal mehr Minuten und sechsmal Mehr Daten als Deutsche Nutzer."
Die Kritik am Spotify-Kombitarif von Drei versteht Trionow nicht. "Verfechter der Netzneutralität bringen das gerne als Beispiel. Wir haben unsere anderen Content-Angebote - etwa TV am Handy - aber von Beginn an nie nach Megabytes abgerechnet. WIr brauchen diese Zero-Rating-Deals, um uns von der Konkurrenz abzuheben", sagt Trionow. Drei würde demnach auch mit Deezer kooperieren. Dass solche Verträge den Markteintritt für kleine, junge Unternehmen - etwa neue Spotify-Konkurrenten - erschweren, sieht Trionow aber ein. "Die Welt ist eben nicht perfekt. Wenn Netzneutralität so strikt interprätiert wird, dürften wir keine Zusatzdienste mehr anbieten." Das Netz zu Blocken oder zu Drosseln sei keinesfalls das Ziel österreichischer Betreiber.