E-Scooter könnten langfristig 30 Milliarden Euro Umsatz machen
In immer mehr Städten weltweit können E-Scooter ausgeborgt werden, auch in Österreich gibt es mittlerweile zahlreiche Anbieter in fast allen Bundesländern. E-Scooter haben weiterhin ein enormes Marktpotenzial. "Sie sind fester Bestandteil im zukünftigen Mobilitätsmix der Städte", sagte Daniel Schellong von der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG) im Gespräch mit der APA.
"Das größte Wachstum gibt es in Städten, in denen es noch keine E-Scooter-Anbieter gibt", berichtete Schellong. Eine Studie der BCG beziffert den globalen Umsatz mit E-Scootern langfristig mit zwölf bis 15 Milliarden Dollar in den USA und in Europa. Bis zu fünf Millionen E-Scooter werden dann im Einsatz sein. In einer ersten Phase wird die Anzahl von E-Scootern zunächst beschränkt werden. Rund eine Million E-Scooter werden am Ende dieser ersten Phase in Europa und den USA im Einsatz sein und der Umsatz drei bis vier Milliarden betragen.
Geschäft mit Mikromobilität boomt
In einer zweiten Phase werde sich der Markt stabilisieren, Obergrenzen aufgehoben werden und zwei bis drei Millionen E-Scooter in den USA und Europa verfügbar sein. Den möglichen Umsatz bezeichnet BCG mit sieben bis acht Milliarden Euro, ehe er langfristig auf bis zu 15 Milliarden ansteigen wird. In diesem Zukunftsszenario wird sogenannte Mikromobilität in die Stadtplanung integriert. Das sind elektrisch angetriebene Kleinstfahrzeuge, die alternativ zu herkömmlichen Transportmitteln verwendet werden, also E-Roller, E-Bikes oder E-Tretroller. Das Geschäft mit dieser Mikromobilität boomt, langfristig lassen sich mit diesen Angeboten in Europa und den USA laut BCG bis zu 30 Milliarden Euro umsetzen.
Aktuell befinde man sich noch in der Phase der Regulierung. So hat zuletzt im Dezember die Stadt Graz einem kommerziellen E-Scooter-Verleihsystem eine Absage erteilt. Damit wolle man "Chaos wie in anderen Städten verhindern", hieß es damals. Verleihfirmen werden in der steirischen Landeshauptstadt keine Genehmigung erhalten. "Ich glaube, dass mittelfristig alle Städte E-Scooter zulassen werden. Am Ende des Tages wird die Kundennachfrage für solche neuen, innovativen Mobilitätsformen so hoch sein, dass sich keine Stadt dieser Entwicklung entziehen kann", sagte Schellong.
"Regeln müssen sich erst entwickeln"
Allerdings müssen die E-Scooter "sauber in das Stadtbild integriert werden", betonte der Experte. Dafür ist beispielsweise relevant, dass geklärt wird, wo gefahren werden darf und wo die Geräte abgestellt werden dürfen. "Diese Regeln müssen sich erst entwickeln, Städte müssen verstehen, wie sich neue Mobilitätsformen in das Stadtbild integrieren und was ihre Bürger wollen", sagte Schellong. "Bis sich das einpendelt, wird es noch ein, zwei Jahre dauern", prognostizierte der Experte. Allgemeingültige Best-Practice-Beispiel gibt es noch nicht, da jede Stadt individuell ist und die Ausgestaltung den regionalen Gegebenheiten anzupassen ist. "Aber wir sehen beispielsweise in Santa Monica, Kalifornien, wie eine intelligente Ausgestaltung der Begrenzung der Anzahl E-Scooter aussehen kann. Dort darf jeder Anbieter die Zahl der E-Scooter beliebig erhöhen, solange er nachweist, dass es eine Mindestanzahl von Fahrten pro E-Scooter gibt", berichtete Schellong. "Keine Stadt will E-Scooter, die nur herumstehen."
Während die ersten Generationen der Scooter noch eine geringe Lebensdauer von zwei bis drei Monaten hatten, beträgt diese für neue Modelle zwölf und 24 Monate. "Die Scooter werden dadurch deutlich nachhaltiger und rentabler", sagte Schellong. Natürlich gebe es in dieser Hinsicht noch viel zu tun. So seien die Batterien bereits verbessert worden. "Die Scooter müssen nicht mehr so oft eingesammelt und aufgeladen werden, es gehen sich mehr Fahrten pro Akkuladung aus", sagte Schellong. Die nächste Innovationswelle mit austauschbaren Batterien habe bereits gestartet. "Diese können nun direkt vor Ort ausgetauscht werden, die Scooter müssen nicht mehr zum Aufladen eingesammelt werden."