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"Nachfrage nach Cryptophones hat sich verzehnfacht"

„Seit Snowdens Beichte haben sich die Anfragen aus dem Bereich der Industrie bei uns verzehnfacht. Die Nachfrage ist seither auf diesem hohen Niveau geblieben“, sagt Swenja Kremer von Secusmart im futurezone-Interview am Rande der Cebit in Hannover. Auch andere Hersteller, wie Rohde und Schwarz, bestätigen, dass die NSA-Veröffentlichungen das Geschäft ordentlich angekurbelt haben. Hardware-Lösungen, wie sie bei Politikern und Managern zum Einsatz kommen, haben allerdings ihren Preis.

Blackberry mit Secusmart-System
Rund 2.000 Euro müssen Interessenten bei den genannten Herstellern für ein Gerät investieren, das Gespräche verschlüsselt.“Wir haben bis Ende 2013 in Deutschland über 2.000 Stück unserer mit Secusuite ausgestatteten Blackberrys verkauft”, so Kremer. Die meisten dieser Geräte gehen nach wie vor an Behörden und Wirtschaftstreibende. Dass Secusmart mit dem dahinsiechenden Hersteller Blackberry aufs falsche Pferd gesetzt hat, glaubt das Unternehmen nicht. “Es gab eine Konsolidierung bei Blackberry, aber im Bereich ‘Sicherheit für Behörden` spielen sie noch immer eine wichtige Rolle. Wir arbeiten weiter mit Blackberry zusammen”, so Kremer.

Verschlüsselungs-App

Anfragen und auch Käufe von Privatpersonen gibt es zwar vereinzelt, der hohe Preis und der Umstand, dass immer beide Kommunikationspartner ein Gerät brauchen, das dieselbe Verschlüsslungstechnologie unterstützt, haben den Normalverbraucher-Markt bislang aber eher klein gehalten.

Secusmart will mit einer in Zusammenarbeit mit Vodafone entwickelten App versuchen, das zu ändern. “Die Secure-Call-App soll Ende des Jahres für Android erscheinen und verschlüsselt Sprachtelefonie mit derselben Technologie wie unsere Blackberrys mit Secusuite. Der Preis wird bei ungefähr 12 Euro im Monat liegen”, erklärt Kremer. iOS- und Windows-Phone-Varianten sollen später folgen. Die App verschlüsselt ausschließlich Telefongespräche und zwar Ende-zu-Ende und nach dem AES128-Standard. Auch hier müssen beide Gesprächspartner die App verwenden, damit die Verschlüsselung funktioniert. Andere Anbieter, etwa T-Systems, verfolgen eine ähnliche Strategie und planen Verschlüsselungs-Apps, die sich an den Privatkunden richten. "Wir wollen künftig auch günstigere Lösungen für niedrigere Sicherheitsanforderungen anbieten", erklärt ein T-Systems-Sprecher gegenüber der futurezone.

Weniger sicher

Das ist zwar dieselbe Technologie, die auch bei den Hardware-Lösungen zum Einsatz kommt, der Sicherheitsstandard ist aber nicht vergleichbar. Die auf dem bestehenden System aufsetzende App ist immer nur so sicher, wie die Unterlage. Potenzielle Angreifer müssen sich so erst gar nicht die Mühe machen, die Verschlüsselung zu knacken, sondern können sich theoretisch über das System Zugriff auf Mikrofon und Lautsprecher verschaffen. Das wissen auch die Hersteller. Im sensiblen Bereich werden weiterhin mit zusätzlichen Hardware-Maßnahmen geschützte Geräte vertrieben.

Den Vorwurf, dass man mit der App nur die Verunsicherung der Bevölkerung zu Geld machen will, lässt Secusmart aber nicht gelten. “Unsere App richtet sich nicht nur an Privatpersonen, sondern auch an Unternehmen. Jeder hat durch die Berichterstattung erkannt, dass Sprache nicht mehr länger flüchtig ist. Unsere App bietet auch normalen Bürgern die Möglichkeit, sich sicher zu fühlen”, so Kremer. Die Frage, ob der Privatkunde, der schon zu Festnetzzeiten abhörbar war, monatlich 12 Euro ausgeben will, um mit ausgewählten Partnern verschlüsselt zu telefonieren, stellt sich laut Secusmart nicht. “Ich will nicht, dass jemand weiß, was ich am Telefon mit meinem Mann bespreche und werde die App in meinem Umfeld etablieren”, erklärt Kremer.

Die futurezone berichtet live von der Cebit 2014 in Hannover. Die Reisekosten wurden von der futurezone GmbH selbst sowie von T-Systems übernommen.

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Markus Keßler

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