Neue Preismodelle für das Internet der Dinge
Für die Deutsche Telekom gehört das Internet der Dinge und die Maschine-zu-Maschine-Kommunikation zum Kerngeschäft. Beim M2M/iOT-Forum CEE 2016, das am 13. und 14. Juni im Wiener Rathaus stattfindet, wird Alexander Lautz, der bei dem Konzern für den Bereich zuständig ist, über neue Preismodelle für das Internet of Things sprechen. Die futurezone hat Lautz im Vorfeld der Veranstaltung befragt.
Sie regen an die Preisgestaltung zu überdenken, um im Internet der Dinge erfolgreich zu sein. Wie könnten erfolgreiche Preismodelle aussehen?
Alexander Lautz: Eine der großen Fragestellungen, die wir als Branche haben ist das "value based pricing", also die Frage, wie man im Sinne einer prozentualen Beteiligung am Nutzen partizipieren kann, den die Vernetzung von Dingen für den Geschäftskunden bietet. Wenn es gut läuft, kann man mehr Geld verdienen. Es besteht aber auch das Risiko, weniger zu verdienen als beim kostenbasierten Ansatz.
Zum Beispiel?
Angenommen Sie vernetzen industrielle Kühlschränke für Erfrischungsgetränke in Wartebereichen von Bahnhöfen oder Tagungshotels. Sie können mehr verkaufen, wenn Sie wissen, wie die Kühlschränke gefüllt sind. Sie haben weniger Kosten, mehr Umsatz und mehr Profit. Davon könnte auch der IT-Anbieter einen Anteil bekommen.
Arbeiten Sie bereits mit solchen Preismodellen?
Solche Preismodelle sind sicherlich noch nicht unser Standardmodell. Die ersten Vertragsverhandlungen laufen aber bereits.
Man muss nach Industrien unterscheiden. Der Automobilbereich und die Logistik sind schon sehr lange damit unterwegs. Für sie ist das nichts Neues. Auch in der Haustechnik und bei "Smart Buildings" ist Europa fortschrittlich. Der Maschinenbau steht vor anderen Fragestellungen. Dort entstehen über die Vernetzung Digitalisierungsketten. Es geht weniger um die Vernetzung von Dingen, sondern darum, Daten früher zur Verfügung zu haben. Das beeinflusst die Produktionsprozesse, die Art und Weise wie und zu welchen Kosten produziert werden kann und wie schnell Produkte auf den Markt kommen.
Die Deutsche Telekom setzt auch auf Narrow Band (NB) IoT. Wo soll die Technik zur Anwendung kommen?
Prädestiniert dafür sind alle Sensoren, die wenige und sehr einfache Daten übertragen. Klassische Anwendungen wären etwa Rauchmelder, Sensoren, die anzeigen, ob ein Parkplatz frei ist, oder ein Sensor in einer Mülltonne, der anzeigt, wann sie voll ist. In diesen Bereichen ist die Technik überlegen, weil sie einen äußerst geringen Energieverbrauch aufweist. So können auch neue Geschäftsfelder erschlossen werden, die man vorher wegen des hohen Energieverbrauchs nicht bedienen konnte. Es ist ein hochinteressantes Feld. Wenn wir davon ausgehen, dass 2020 fünfzig Milliarden Geräte miteinander verbunden sein werden, werden fünf Milliarden davon im NB IoT-Bereich unterwegs sein.
Sie haben zahlreiche Pilotprojekte zur Smart City in Europa durchgeführt, etwa smarte Straßenbeleuchtung im kroatischen Dubrovnik, oder Parkplatzmanagement im italienischen Pisa. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?
Für uns ist es spannend mit Partnern in den jeweiligen Städten die Technologie zu testen. Wir erfahren auf diese Art auch, wie Geschäftsmodelle aussehen könnten. Über die Beschäftigung mit dem Thema werden auch neue Anwendungen erschlossen. Nehmen sie beispielsweise eine intelligente Straßenlaterne. Sie verbraucht wegen der LED-Technik weniger Strom. Ist sie einmal installiert, kann man über weitere Einsatzgebiete, wie beispielsweise den Einbau von Feinstaubsensoren nachdenken. An anderen Stellen sind zusätzlich Videokameras notwendig. Wenn die Stadt auch ein Wifi-Netz betreiben möchte, können wir dies ebenfalls einbauen. Die Stadt muss für sich erkennen, was sie erreichen will.
Wie sind europäische Städte im internationalen Vergleich aufgestellt?
Schlussendlich braucht es eine Stadtverwaltung, die an das Smart City Thema glaubt und die den Kernzielgruppen für die Smart City - das sind Bürger, Touristen und Berufspendler - einen besseren Service bieten möchte und damit die Stadt im Wettbewerb mit anderen Städten attraktiv macht. Vorbilder, wie eine Smart City ihren Bürgern und Besuchern größere Annehmlichkeiten bieten kann, gibt es vor allem in China. Die Stadt Nanjing etwa, die rund sieben Millionen Einwohner hat, bietet eine Smart City App für ihre Bürger an, über die jeden Tag Millionen von Nachrichten versendet werden. Das reicht von der Führerscheinverlängerung bis zum Zugriff auf Kameras an Straßen, um festzustellen, ob und wo es einen Stau gibt. Wir können von den Märkten in Asien lernen, die schon viel weiter sind.
In welchen Bereichen haben Internet-of-Things-Anwendungen das größte Potenzial?
IoT-Anwendungen haben in allen Bereichen Einzug gehalten, man kann daher keinen Bereich mehr ausschließen. Jeder einzelne ist laut Studien so groß, dass er es wert ist, sich zu engagieren. Für Unternehmen ist es wichtig zu sehen, wo sie gut positioniert sind. Die Deutsche Telekom ist traditionell im Automobilbereich, bei Transport und Logistik, im öffentlichen Bereich sowie beim Handel und der Gebäudetechnik stark. Weitere Schwerpunkthemen für uns sind Energie und Gesundheit. Wir folgen aber auch unseren Kunden und werden etwa auch im Bereich „vernetzter Kleidung“ aktiv. Mode ist ein spannendes Thema.
Am 13. und 14. Juni findet im Wiener Rathaus das M2M/IOT Forum CEE statt, bei dem führende Anbieter und Innovatoren der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation und dem Internet der Dinge ihre Produkte und Services präsentieren und aktuelle Entwicklungen diskutieren werden. Erwartet werden 400 Teilnehmer und 50 Vortragende aus Europa und darüber hinaus.
Industriegrößen und Start-ups
Zu Gast sind unter anderem Alexander Lautz, der bei der Deutschen Telekom für M2M zuständig ist, Holger Stefan Kraetschmar von Adidas, der den smarten Ball des Sportartikelherstellers präsentieren wird, und Mario Aichelseder von Runtastic, der über das Ökosystem des Linzer Start-ups sprechen wird. Schwerpunkte der Konferenz bilden die Themen Smart City, Mobilität, Industrie 4.0, Wearables und smarte Gesundheitslösungen. Parallel zu den Vorträgen findet der Ideaton Hackathon statt, bei dem Teilnehmer in knapp 20 Stunden Produkte, Dienste un Geschäftsmodelle entwickeln werden.
Rabatt für futuerzone-Leser
Futurezone-Leser erhalten vergünstigte Tickets für das M2M/IOT Forum CEE. Statt dem regulären Preis von 680 Euro für die zweitägige Konferenz, können sie Tickets für 380 Euro buchen. Bei der Registrierung muss dazu der Code "futurezone-380" eingegeben werden.
Das detaillierte Programm der Konferenz kann auf der Website der Veranstaltung heruntergeladen werden.
Disclaimer: Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und dem M2M/IOT Forum CEE enstanden.