Philips: "Wir forschen viel in Europa"
Die Firma Philips hat in jüngerer Vergangenheit einige Umstrukturierungen erfahren und konzentriert sich jetzt nur noch auf wenige Sparten. Dort will das niederländische Traditionsunternehmen dafür mit innovativen Produkten punkten. Beim diesjährigen futurezone Award übernahm der Konzern die Patenschaft für den Sonderpreis „Innovation“.
futurezone: In den vergangenen Jahren hat sich Philips aus einigen früheren Kernbereichen verabschiedet. Wofür steht der Konzern heute?
Robert Pfarrwaller: Wir wollen in unseren Kernbereichen Licht, Consumer Lifestyle und Healthcare Innovationen liefern, die das Leben unserer Kunden bereichern. Wir haben daher unser Kerngeschäft über die vergangenen Jahre fokussierter aufgestellt. Den TV-Bereich haben wir in ein Joint Venture ausgelagert, an dem wir noch 30 Prozent halten. Die Lifestyle und Entertainment Sparte wurde in das Tochterunternehmen WOOX ausgegliedert. In beiden Fällen bleibt aber die Marke Philips erhalten.
Wie wichtig ist das Thema Innovation für Philips vor dem Hintergrund dieser Restrukturierung?
Wir geben acht bis zehn Prozent des Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus. Innovation ist Teil unserer DNA und muss immer mit unseren Kernbereichen vereinbar sein.
Beim Thema Healthcare leuchtet das ein, aber Haushaltsgeräte und Beleuchtung sind nicht unbedingt Produkte, die üblicherweise mit Forschung und Entwicklung assoziiert werden.
Wir wollen immer Produkte bzw. Lösungen liefern, die relevant für die Konsumenten sind. Das heißt, dass wir Trends frühzeitig aufgreifen. Unser Forschungsbudget ist ungefähr zu gleichen Teilen auf unsere Kernsparten verteilt. Im Bereich Consumer Lifestyle wird in unserem Entwicklungszentrum in Klagenfurt viel gearbeitet. Ein AirFryer, der fettarmes Frittieren erlaubt oder Kaffeemaschinen, die Nutzer am Fingerabdruck erkennen, sind nur einige unserer Neuerungen für den Consumer Lifestyle-Bereich.
Und woran forscht die Beleuchtungssparte?
Im Bereich Licht findet derzeit eine gewaltige Umwälzung statt, LED ist stark auf dem Vormarsch. Diese Umstellung von analoger auf digitale Technologie bringt einiges in Bewegung. Wir bieten in diesem Bereich nicht nur die LEDs, sondern verkaufen Komplettlösungen, inklusive Wartung, Finanzierung und Steuerung. Auch das ist Innovation.
Wie weit ist die LED-Technik bereits verbreitet?
LEDs machen rund 30 Prozent der Philips-Umsätze im Licht-Segment aus - bis 2020 rechnen wir mit etwa 80 Prozent. Österreich bewegt sich bei der LED-Umstellung im guten europäischen Mittelfeld, 10 bis 20 Prozent der Lichtpunkte im Außenbereich sind auf LEDs umgestellt. In Wien werden bis Ende des Jahres etwa 3000 Lichtpunkte umgerüstet sein, hauptsächlich in Parks, Nebenstraßen und auf der Donauinsel.
Ist das Innovationspotenzial im Bereich Licht mit der LED-Umstellung vorerst ausgeschöpft?
Nein, neben dem technologischen Umbruch auf LED gibt es noch viele Möglichkeiten in vielfältiger Anwendung. Auch in der Medizin spielt Licht eine Rolle. Wir setzen verschiedene Beleuchtungen ein, um in Untersuchungsräumen ein möglichst angenehmes Klima für die Patienten zu schaffen.
Das Verbot von Glühbirnen hat die Gemüter erhitzt. Sind LEDs ein vollwertiger Ersatz?
Eine 60 Watt Glühbirne hat etwa 800 Lumen bei einer Lichtfarbe von etwa 2.700 Kelvin. Diese Spezifikationen lässt sich mit LEDs problemlos replizieren. Entsprechende Produkte sind - bis zu einem Äquivalent von 60 Watt - bereits für Konsumenten verfügbar.
Warum gibt es die Watt-Angaben noch?
Bei technologischen Umbrüchen ist es immer eine Herausforderung, dem Konsumenten neue Kategorien nahezubringen. Wir kauften über 100 Jahre lang anhand des Energieverbrauchs, Watt geben keine Information hinsichtlich Lichtqualität. Bei sparsamen LEDs spielen Watt-Angaben keine Rolle mehr. Das Glühbirnenäquivalent mit Wattangaben hilft den Konsumenten beim Übergang.
Woran arbeitet Philips im Healthcare-Bereich?
Im Gesundheitsbereich haben wir kürzlich eine neue Methode entwickelt, den Bilirubin-Wert, der zur Gelbsucht-Kontrolle bei Säuglingen gemessen wird, zu prüfen. Der BiliCheck erlaubt es, nur durch Auflegen des Sensors auf die Stirn verlässliche Werte zu bekommen. Bislang waren Blutabnahmen notwendig.
Wo betreibt Philips Forschungsstandorte?
Die Forschungseinrichtungen von Philips sind auf Europa, die USA und Asien verteilt. Für einen großen Hersteller forscht Philips außerordentlich viel in Europa. Grundlagenforschung wird global betrieben, manche Produktentwicklung passieren regional, um Gegebenheiten wie kulturelle Vorlieben oder Kaufkraftniveau berücksichtigen zu können.
Philips ist bereits das zweite Mal als Sponsor des futurezone Awards tätig. Was zeichnet diesen Preis für Sie aus?
Wir sind stolz darauf und freuen uns, wieder dabei zu sein. Als österreichischer Industriebetrieb unterstützen wir die Veranstaltung, weil sie den Innovationsstandort stärkt. Wir entwickeln Produkte, die das Leben der Menschen bereichern sollen. Das ist es auch, was uns mit den Teilnehmern beim Award verbindet.