Poker-Seite Full Tilt unterschlägt Millionen
"Full Tilt war keine legale Pokerfirma, sondern ein weltweit angelegtes Betrugsschema." Mit dieser Aussage ließ Preet Bharara, zuständiger Staatsanwalt in Manhattan, aufhorchen. Denn fünf Monate nachdem die US-Behörden mit Full Tilt Poker eine der weltweit größten Onlinepoker-Seiten beschlagnahmen und deren Besitzer verhaften ließen, werden erstmals Details zum Fall veröffentlicht.
Kunden warten auf ihr Geld
Neben Full Tilt Poker wurde zum selben Zeitpunkt auch die Domain PokerStars mitsamt aller Gelder beschlagnahmt. Die US-Behörden bezahlten gegenüber den zahlreichen Kunden die ausstehenden 120 Millionen US-Dollar aus - im Gegensatz zu Full Tilt Poker. Hier wurden die angeblich knapp 150 Millionen US-Dollar, die das Unternehmen seinen Kunden schuldet, nicht ausbezahlt. Aus einer Ergänzung der Anklageschrift geht nun auch hervor, warum: Full Tilt Poker hat dieses Geld nicht mehr.
440 Millionen US-Dollar Schaden
Obwohl Full Tilt Poker gegenüber seinen Kunden insgesamt mehr als 390 Millionen US-Dollar Verbindlichkeiten hatte, befanden sich auf den Konten des Onlinepoker-Anbieters zuletzt lediglich knapp 60 Millionen US-Dollar. Der Großteil soll in die Taschen einiger Vorstandsmitglieder geflossen sein. Darunter befinden sich zwei in den USA bekannte Pokerspieler, Howard Lederer und Christoph Ferguson. Lederer allein soll das Unternehmen um knapp 42 Millionen US-Dollar gebracht haben, insgesamt sollen mehr als 440 Millionen US-Dollar an Vorstandsmitglieder ausgezahlt worden sein.
Schneeballsystem - Full Tilt dementiert
Um weiterhin Gelder an Spieler auszahlen zu können, hatte sich Full Tilt Poker auf die Einzahlungen neuer Spieler verlassen - der Ansicht der US-Behörden nach ein Schneeballsystem unter dem Deckmantel einer professionellen Pokerplattform. Die Webseite von Full Tilt Poker ist derzeit erreichbar, allerdings können dort nur mehr allgemeine Informationen nachgelesen werden. In einer bereits im August veröffentlichten Presseaussendung schiebt Full Tilt Poker die Schuld auf ein für die Zahlungsabwicklung zuständiges Drittunternehmen und beschuldigt dieses des Diebstahls von 42 Millionen US-Dollar. Allerdings hätte man die Verluste stets gedeckt, sodass kein Spieler betroffen sei.