Schlecht bezahlte Inder entwickelten Software für Boeing 737 Max
Der US-Flugzeughersteller Boeing hat offenbar einen Teil der Software-Entwicklung für sein Modell 737 Max 8 an Unternehmen aus Indien ausgelagert, die Techniker für einen Stundenlohn von neun Dollar engagierten, berichtet Bloomberg. Nachdem es zum Absturz zweier 737 Max 8 gekommen ist, muss sich Boeing nun den Vorwurf gefallen lassen, damit möglicherweise einen Fehler begangen zu haben.
Reduzierte Effizienz
Die Entwicklung der 737 Max 8 musste bei Boeing offenbar zu einem Zeitpunkt vorangetrieben werden, da große Einsparungen im Unternehmen vorgenommen wurden. Zahlreiche eigene Entwickler wurden gekündigt, stattdessen wurde u.a. das indische Unternehmen HCL Technologies beauftragt, einen Teil der Software-Entwicklung zu übernehmen. Die Zusammenarbeit mit den verbliebenen Boeing-Technikern funktionierte aber laut Insidern teilweise schlecht. Boeing-Mitarbeiter beklagten eine wesentlich geringere Effizienz. Ein ehemaliger Entwickler schildert: "Es waren mehrere Durchläufe notwendig, weil Code nicht korrekt geschrieben wurde."
Verkäufe in Indien
Die Techniker kritisieren auch, dass viele der indischen Programmierer keinerlei Erfahrung mit der Luftfahrtbranche hatten. Als Grund für das Outsourcing der Programmierarbeit vermuten ehemalige Boeing-Mitarbeiter geschäftliche Interessen. Durch Geschäfte mit indischen Unternehmen sollten die Verkäufe im südasiatischen Land angekurbelt werden. Diese Strategie hatte auch Erfolg. 2017 wurden etwa 100 Stück 737 Max 8 an die indische Fluglinie SpiceJet verkauft, während die meisten anderen indischen Fluglinien auf Flugzeuge von Boeing-Konkurrent Airbus setzen.
Keine Beteiligung an MCAS
Kostenersparnisse waren mit Sicherheit auch ein Grund für das Outsourcing von Programmierarbeit bei Boeing. Ein ehemaliger Techniker meint dazu: "Aus einer geschäftlichen Perspektive ist das ja verständlich. Aber im Laufe der Zeit hat das die Fähigkeit der Designer in den USA, ein Flugzeug zu designen, erodiert." Wie Boeing betont, waren die angeheuerten Subunternehmen aus Indien allerdings nie an der Entwicklung des Maneuvering Characteristics Augmentation System (MCAS) beteiligt, dem Mitschuld an den zwei Flugzeugunglücken gegeben wird. Auch HCL Technologies distanziert sich. Das Unternehmen sei in keiner Weise für die Probleme mit der 737 Max 8 verantwortlich.