Digital Life

3D Hubs ermöglicht 3D-Drucken für alle

3D-Drucker werden schon bald in jedem Haushalt stehen, lautet das Mantra von 3D-Drucker-Enthusiasten. Tatsächlich ist die Verbreitung der digitalen Fabrikatoren trotz günstiger werdender Geräte immer noch sehr gering. "Es gibt vielleicht 100.000 Geräte da draußen", sagt Brian Garret, Mitgründer des in Amsterdam ansässigen Start-ups 3DHubs, das es sich zum Ziel gesetzt hat, Interessierten Zugang zu der dreidimensionalen Druck-Technologie zu ermöglichen. Das von Garret gemeinsam mit Bram de Zwart gegründete Start-up vermittelt Druckaufträge an Besitzer von 3D-Druckern.

“Viele Druckerbesitzer nutzen ihre Geräte gerade einmal acht bis zehn Stunden in der Woche”, sagt Garret. “Wir wollen die nur wenig ausgelasteten Geräte dazu nutzen, um ein globales Produktions-Netzwerk aufzubauen.” Im Unterschied zu Online-Diensten wie Shapeways oder i.materialise, die ebenso Druckaufträge von Nutzern entgegennehmen, setzt 3D Hubs auf eine lokale Komponente. Wer beispielsweise in Wien einen Druckauftrag abgibt, soll das fertige Objekt auch in der Stadt abholen können. So sollen sich auch Kontakte zwischen den Druckerbesitzern und “Makern” ergeben und eine Community entstehen.

“Begeisterung weitergeben”

"Leute, die 3D-Drucker besitzen, lieben es, über die Technik zu reden. Sie wollen anderen zeigen, wie 3D-Druck funktioniert und ihre Begeisterung weitergeben", sagt Garrett. "Dieser Community-Aspekt ist wichtig. 3D-Druck ist eine neue Technologie und die Leute wollen sehen, wie es funktioniert und eigene Erfahrungen damit machen."

Im Sommer ging 3DHubs and den Start. Mehr als 1400 3D-Drucker weltweit werden bereits auf dem Online-Dienst gelistet. Das Modell ist einfach. Wer seine Entwürfe dreidimensional ausdrucken will, schickt die Druckvorlage im gängigen STL-Format über eine Eingabemaske an 3D Hubs und wählt einen Drucker in einer Region oder Stadt seiner Wahl aus. Die Druckvorlage wird auf ihre Eignung zum Druck geprüft. Läuft alles glatt, kann das gewünschte Objekt wenige Tage später abgeholt werden. 3DHubs erhält für die Vermittlung einen Anteil an den Druckkosten.

Spielerische Elemente

Um das Entstehen von 3D-Druck-Gemeinschaften zu fördern, setzt das Start-up auf spielerische Elemente. In Anlehnung an die ortsbezogene Online-Community von Foursquare werden etwa Städte oder Regionen "freigeschalten". Voraussetzung dafür ist, dass es zehn oder mehr sogenannte "Hubs" gibt, die Druckaufträge für ihre 3D-Drucker entgegennehmen. Ist dies der Fall, werden Community-Aktivitäten unterstützt und ein "Mayor" ("Bürgermeister") ernannt, der Treffen und den Austausch der "Maker" untereinander organisiert.

Freigeschaltet sind neben den niederländischen Städten Amsterdam, Eindhoven, Utrecht und Rotterdam auch bereits das kanadische Melbourne und Los Angeles in den USA. Auch in Österreich formiert sich bereits eine 3D Hubs-Community. In Wien haben sich derzeit fünf Hubs auf der Plattform registriert, bis Anfang November sollen es zehn werden. Am Freitag, den 8. November, ist eine Eröffnungsparty für das 3DHub Vienna im Neubau Shop (Westbahnstraße 22, 1070 Wien, 16.00 bis 22.00 Uhr) geplant. Angeboten werden auch Workshops, die Anfängern den 3D-Druck näher bringen sollen.

Recycling, Scannen und Modellieren

Dass die Plattform überflüssig wird, wenn sich Drucker-Besitzer und Interessenten vor Ort die Bedingungen selbst ausmachen können, glaubt Garret nicht. "Wenn Ihnen Ihr Nachbar für ein Sixpack Bier Objekte ausdruckt, ist das fein." 3DHubs biete eine breite Auswahl an Druckern, die mit unterschiedlichen Materialien und Qualtitätsstufen arbeiten. “Wir überprüfen die Files auf ihre Drucktauglichkeit und kalkulieren die Kosten für die Drucker-Besitzer", sagt Garret. "Die Leute werden auch in Zukunft unser Angebot nutzen." Künftig wolle man auch Recycling, Scannen und Modellieren ins Angebot aufnehmen.

Wie vele Druckaufträge das Start-up bereits weitergeleitet hat, will Garret nicht sagen. Nur soviel: "Überall dort, wo wir eine aktive Community haben, gibt es bereits mehrere Aufträge täglich." Statistiken zu Drucker-Typen, verwendeten Materialien, Farben und gedruckten Objekten veröffentlicht 3D Hubs monatlich auf seiner Website unter 3dhubs.com/trends. Hauptsächlich würden Prototypen gedruckt, erzählt Garret. Aber auch Accessoires für Gadgets, etwa iPhone-Hüllen, oder Schmuck erfreuen sich großer Popularität.

Pioniere

Die Gründer des Start-ups beschäftigen sich seit Jahren mit der digitalen Fabrikation. 2009 gründeten sie in Amsterdam die Design-Agentur Freedom of Creation, die als eine der ersten Firmen weltweit 3D-gedruckte Produkte im Angebot hatte. Nachdem das Unternehmen 2011 von 3DSystems übernommen wurde, arbeiteten Garret und de Zwart noch zwei Jahre für den US-Anbieter für 3D-Druck-Lösungen, bevor sie sich schließlich mit 3DHubs selbstständig machten.

Mit dem 3D-Druck entstehe langsam eine Alternative zur Massenproduktion, sagt der Gründer. “Die Produktion wird demokratisiert.” Produkte werden persönlicher und passen sich lokalen Gegebenheiten an. Dinge würden erzeugt, wenn sie gebraucht werden. “Es gibt keine Lagerhaltungs- und Transportkosten.”

Und wann wird nun tatsächlich jeder Haushalt über einen 3D-Drucker verfügen? "Wir gehen davon aus, dass es in fünf bis zehn Jahren soweit sein wird", sagt Garret. Die Frage sei aber, mit welchen Materialien und in welcher Qualität die Geräte drucken werden. Drucker wie den Ultimaker oder den Makerbot könne man für ein paar hundert Euro kaufen, damit ließen sich jedoch nur Plastikteile herstellen. In Bezug auf Materialien und Druckqualität gebe es aber weit mehr Möglichkeiten. “Leute werden sich vielleicht testweise Ersatzteile zu Hause ausdrucken”, meint Garret. “Wenn sie sehen, dass das Teil passt, werden sie es in einer guten Qualität mit einem professionelleren Drucker produzieren lassen.”

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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