Digital Life

Arbeitswelt: Digital ist nicht immer besser

Die Digitalisierung bringe viele Chancen und Möglichkeiten, auch für unlautere Praktiken, sagte die grüne Klubobfrau Sigrid Maurer bei einer Diskussionsveranstaltung der Gewerkschaft GPA am Dienstag. Corona habe viel verändert, Homeoffice und Remote Work würden viele Vereinfachungen mit sich bringen, umgekehrt würden aber auch Missbrauchsmöglichkeiten zunehmen. Chancen und Risiken in Einklang zu bringen, bleibe eine große Herausforderung, meinte Maurer.

Homeoffice-Gesetz wird evualuiert

Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) verwies auf die im vergangenen Jahr verabschiedete Homeofficeregelung, die sich weitgehend an den Vorschlägen der Sozialpartner orientierte und eine schriftliche Vereinbarung zwischen Arbeitgeber*in und Arbeitnehmer*in vorsieht. Eine Evaluierung der Regelung aus arbeitsrechtlicher Sicht will Kocher im ersten Quartal des nächsten Jahres vorlegen. "Auch die Höhe der Homeoffice-Pauschale soll kommendes Jahr geprüft werden”, sagte Kocher. Dafür sei jedoch das Finanzministerium im Zuge einer Sonderprüfung verantwortlich.

Homeoffice und Remote Work hätten auch Schlagseiten, meinte GPA-Vorsitzende Barbara Teiber. Wichtig sei das richtige Ausmaß. Durch die Vereinzelung nehme die Kollegialität ab. Das sei gerade für die Arbeit von Betriebsrät*innen eine Herausforderung. Aber auch die Loyalität zu den Arbeitgeber*innen gehe zurück, wenn man sich nicht mehr persönlich treffe, sagte Teiber.

GPA-Vorsitzende Barbara Teiber

Beschleunigung

Die Digitalisierung trage in vielen Bereichen dazu bei, die Arbeit zu erleichtern, sagte die Präsidentin der Arbeiterkammer (AK) Renate Anderl. Sie helfe etwa schneller Entscheidungen zu treffen. Das führe aber auch dazu, dass die Arbeitswelt schnelllebiger werde und die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zunehmend verschwimmen.

Zentral sei die Aus- und Weiterbildung. Ohne entsprechendes Know-how werde man nicht alle mitnehmen können. Dabei seien auch die Betriebe gefordert, sagte Anderl.

Viele Sorgen, die man vor Jahren gehört hätte, etwa Arbeitsplätzeabbau durch die Automatisierung, seien bisher nicht eingetreten, sagte der Generalsekretär der Wirtschaftskammer (WKÖ) und VP-Nationalratsabgeordnete Karlheinz Kopf. Man müsse aber darauf achten, dass digitale Möglichkeiten positiv genutzt und Auswüchse verhindert würden.

Sigrid Maurer (Grüne) und Martin Kocher (ÖVP)

Gesetzliche Anpassungen

Darüber, dass das in seinen Grundzügen fast 50 Jahre alte Arbeitsverfassungsgesetz (ArbVG), dass die Mitbestimmung von Mitarbeiter*innen regelt, den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen angepasst werden muss, herrschte weitgehend Einigkeit.

Maurer sprach sich vor allem in Hinblick auf die Transformation der Arbeit durch die Klimakrise und Energiewende für Anpassungen aus. Wenn sich Berufsbilder verändern, müsse sichergestellt werden, dass die Belegschaft mitgehen kann. Mitbestimmungsrechte seien dafür zentral, sagte Maurer.  

Individualisierung

Wirtschafts- und Arbeitsminister Kocher sieht vor allem bei der Plattformarbeit Handlungsbedarf. Daneben sei auch die starke Individualisierung von Arbeitsverhältnissen eine große politische Herausforderung. Es gebe unterschiedliche Anforderungen von unterschiedlichen Gruppen. Viele Arbeitnehmer*innen würden heute etwa flexibel arbeiten wollen, andere würden sich damit schwer tun und müssten geschützt werden.

AK-Präsidentin Renate Anderl sprach sich dafür aus, dass die Behinderung und Beeinflussung von Betriebsratswahlen strafrechtlich geahndet werden soll. Sie trat auch für einen umfassenden Kündigungsschutz für Arbeitnehmer*innen ein, die einen Betriebsrat gründen wollen.

Mehr Mitbestimmung

GPA-Vorsitzende Barbara Teiber mahnte vor allem in Hinblick auf die digitalen Kontrollmöglichkeiten der Betriebe mehr Mitbestimmung für Arbeitnehmer*innen ein. Auch in Österreich gebe es bei der Mitarbeiter*innenüberwachung Missbrauchsfälle. Umfragen hätten gezeigt, dass die Leute sich an die Digitalisierung gewöhnt hätten, sagte Teiber: "Wir sind dafür verantwortlich, dass sie positiv genutzt wird."

Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen der GPA und der futurezone.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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